Dauereinsätze sind extrem belastend

Durch Brandserie ständig im Alarmmodus | Sachdienliche Hinweise an Polizei Einbeck richten

Der Gerätewagen der Atemschutzträger sollte immer voll bestückt sein, erklärten Stadtbrandmeister Lars Lachstädter und Ortsbrandmeister Frank Schwarz, durch die dauerhaft hohe Belastung ist dies momentan schwer zu realisieren.

Einbeck. Ständig unter »Strom« stehen durch die Brandserie die Einsatzkräfte von THW, Polizei, DRK, Johannitern und Feuerwehr. Es gehe »Schlag auf Schlag«, man habe kaum Zeit, durchzuschnaufen, betonten Stadtbrandmeister Lars Lachstädter und Einbecks Ortsbrandmeister Frank Schwarz. Den ganzen Tag über sei man im Alarmmodus für den nächsten Einsatz.

Dauernd werde auf den Melder geschaut, so Schwarz. Komme eine Alarmierung rein, denke man gleich, wo brenne es jetzt wieder. Stelle sich die Meldung »nur« als eine Anforderung zu einer Tragehilfe dar, gebe es etwas Erleichterung. Der Dauerstrom der Alarmierungen sei heftig, sagte Lachstädter. Neben hohen physischen und psychischen Belastungen leide auch das Material. Nach jedem Einsatz stehen intensive Reinigung und Instandsetzung der Geräte und Fahrzeuge an – in Corona-Zeiten auch umfassende Desinfektion. Unterstützung erhalte die Feuerwehr dabei von zwei kompetenten Mitarbeitern, die die KWS aus ihrem Werkstattbereich zur Verfügung stellt.

Hohe Wertschätzung gebe es aus der Bevölkerung und der Wirtschaft. Zum Beispiel kann die Feuerwehr jederzeit auf Werkzeug von Kurt König Baumaschinen für ihre Fahrzeuge zurückgreifen. Weitere Unternehmen stellen Lebensmittel oder Equipment zur Verfügung. Eine Spendenaktion wurde von einer Privatperson gestartet. Zahlreiche Personen beteiligten sich. Das gesammelte Geld soll den Feuerwehren des Stadtgebiets zugutekommen. Schwarz und Lachstädter dankten der Initia­torin.

Viel Lob gebe es für Feuerwehr, Polizei, Deutsches Rotes Kreuz, Johanniter und Technisches Hilfswerk. Vor Ort kümmern sich die Menschen um das Wohlergehen der Einsatzkräfte und Hilfsorganisationen. Kuchen, Süßigkeiten, warme Getränke oder Suppen erhalten sie. Immer wieder hervorgehoben werde, welchen großen Dienst alle Beteiligten für die Mitmenschen leisten. Eine große Dankbarkeit herrsche.

Kommen zu »alltäglichen« Einsätzen wie Tragehilfe oder Befreiung aus einem Fahrstuhl noch Brände wie kürzlich morgens in der Biogasanlage und abends in Salzderhelden hinzu, seien die Einsatzkräfte im Dauereinsatz; 15 bis 16 Stunden nonstop, ohne einmal durchzuschnaufen oder die Familie zu sehen. Das sei sehr belastend, so Lachstädter.

Großer Dank gehe auch an die Arbeitgeber, die »mitspielen« und die Kameraden bei ihrer wichtigen Aufgabe unterstützten, so Schwarz, aber auch an die Wehren der Region für die Hilfe. Viele Kameraden befinden sich in Bereitschaft; versucht werde, die Einsätze gleich­mäßig zu verteilen.

Jeder Kamerad habe nur eine Garnitur, Atemschutzträger zusätzlich noch Sonderbekleidung. Durch die Dauereinsätze kamen die Wehren mit der Reinigung kaum nach. Einiges musste nass wieder angezogen werden. Normal habe die Einbecker Feuerwehr einen guten Bestand an Reservebekleidung, der wurde aufgebraucht. Hersteller und Lieferanten stellten Leihkleidung zur Verfügung, die Kleiderkammer stockte man auf. Trotzdem kam die Feuerwehrtechnische Zentrale (FTZ) in Einbeck an ihre Grenzen. Externe Wäschereien wurden beauftragt; Schläuche und Atemschutz in anderen FTZ des Kreisgebiets gewaschen.
Schwarz dankt allen Wehren und Kameraden für ihren unermüdlichen Einsatz. Schön wäre es, wenn man noch Aktive für den Dienst bei der Feuerwehr gewinnen könnte. Nachwuchs werde immer benötigt, um sich zusammen für das Wohlergehen der Mitmenschen einzusetzen.

»Alle sind an ihrem Limit«, betonte Lachstädter. Dank der guten Gemeinschaft gebe es große gegenseitige Unterstützung, damit die Belastung für jeden Einzelnen nicht zu groß werde. Erschwerend komme die Pandemie hinzu. Mehrere Monate gab es keinen Ausbildungsdienst, Hygienemaßnahmen seien auch in Stresssituationen einzuhalten sowie Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Die Anzahl an Personen auf einem Fahrzeug verringerte sich, man müsse daher mehr Wagen benutzen. Dies erhöhe nach Einsätzen den zeitlichen Aufwand, alles zu prüfen und wieder vorzubereiten – hinzukommen noch umfangreiche Desinfektionsmaßnahmen.

Schwarz und Lachstädter appellierten an die Bevölkerung, sensibel und vernünftig zu handeln. Eine Feuerschale in einer Kleingartenkolonie zu entzünden oder Papier in einer Feuertonne zu verbrennen, das seien in der aktuellen Situation keine so guten Ideen und führten in den vergangenen Tagen schon zu mehreren Einsätzen von Feuerwehr und Polizei.

»Bürgerwehren« lehnen sie kategorisch ab. Menschen bringen sich dadurch nur selber in Gefahr. Zudem sei es für die Polizei schwer festzustellen, wer »Freund oder wer Feind ist«, sagte der Stadtbrandmeister. Wer sachdienliche Hinweise geben könnte, soll diese unverzüglich dem Polizeikommissariat Einbeck unter der Telefonnummer 05561/949780 mitteilen.

Die ständige Beanspruchung bei den Einsätzen führe zu einer hohen Belastung, viele Gedanken mache man sich ständig. An erholsamen Schlaf sei nicht zu denken, zahlreiche Kameraden schrecken in der Nacht immer wieder auf, sagte Lachstädter. Gehofft wird, dass der Täter schnell gefasst werde und die Brandserie ende.mru