»Wir haben hier einen Schatz«

Im Forum der Deinerlinde sowie in einem Gang ist die Fotoausstellung »Stadt im Wandel« zu sehen. Sie wurde jetzt im Beisein vieler Bewohner, der Heimleitung sowie von Dr. Elke Heege und Dagmar Baur-Burg vom Stadtmuseum durch den Vorsitzenden des Heimbeirats, Franz Alfus, offiziell eröffnet.

Einbeck. »Das ist doch ...!«, »Ist das nicht ...?« oder »Ja, wo ist denn das?«, mit diesem Bemerkungen wurden schon während der Anlieferung und des Aufbaus die Fotos kommentiert, die jetzt im Rahmen der Ausstellung »Stadt im Wandel« im Senioren- und Pflegezentrum Deinerlinde in Einbeck zu sehen sind.

Im Beisein zahlreicher Bewohner wurde die Bildersammlung mit Einbecker Aufnahmen aus den 1950er und 60er Jahren, die zuvor unter anderem schon im StadtMuseum zu sehen war, jetzt eröffnet. Volker Lemke, Leiter des Begleitenden Dienstes in der Deinerlinde, berichtete, dass die Fotos bereits beim Hereintragen ins Haus bei den Bewohnern für »regeste Diskussionen« gesorgt hätten.

Es sei wohl niemand nicht stehen geblieben, um die Aufnahmen zu kommentieren. »Wir haben hier einen Schatz, den wir dem Stadtmuseum verdanken«, stellte er fest. Generationen hätten »der Stadt Bestes« gesucht, aber was seinerzeit einmal strittig gewesen sei, dafür habe man später gedankt, und manches zunächst Unstrittige werde heute eher kritisch betrachtet. Im StadtMuseum sei »Stadt im Wandel« vor etwa zwei Jahren gezeigt worden - mit zahlreichen Besuchern, die sich gern die Orte ihrer Jugend angeschaut hätten, erinnerte Museumsleiterin Dr. Elke Heege.

»Auch Sie waren jung zu dieser Zeit«, wandte sie sich an die Bewohner, sie hätten die Stadt mitgestaltet, und deshalb sei es richtig, dass die Bilder hier zu sehen seien. Welche Fotos riefen wohl Erinnerungen hervor? Den Betrachtern werde sicher mühelos etwas einfallen, was sie mit den Motiven verbinde. Einbeck habe sich in den letzten Jahrzehnten enorm verändert, das nehme man insbesondere wahr, wenn man sich alte Aufnahmen anschaue.

Im Zweiten Weltkrieg sei Einbeck nicht zerstört worden, was man dem Einsatz von Heinrich Keim, dem ersten Einbecker Nachkriegsbürgermeister und späteren langjährigen Stadtdirektor, und von Werner Lüttge zu verdanken habe. Nach dem Krieg habe es einen enormen Bedarf an wirtschaftlichem Aufschwung und Wohnraum gegeben. Ausgebombte und Flüchtlinge waren unterzubringen, Zimmer wurden beschlagnahmt.

Unternehmen, etwa August Stukenbrok, seien verschwunden, andere kamen neu hinzu. Auch hier habe Heinrich Keim maßgeblich dazu beigetragen, dass neue Geschäftsideen Erfolg hatten, etwa mit den Unternehmen KWS, Poser oder Feierabend. Sie und auch die Bürger beziehungsweise die Beschäftigten hätten mitgewirkt, die Stadt nach vorn zu bringen.

Die Fotos zeigen Firmen- und Geschäftsgebäude und wichtige Einrichtungen der Stadt, etwa die Landwirtschaftsschule, Krankenhaus oder Schwimmbad, aber auch Plätze und Straßenzüge: »Was wir hier abbilden, ist auch Teil Ihres Lebens.« Es sei wichtig, die Fotos auf Vermittelung von Museumsmitarbeiterin Dagmar Baur-Burg hier zeigen zu können, denn während die Kurzzeiterinnerung schnell verschwinde, seien die langfristigen Erinnerungen meist noch sehr präsent, auch als Teil der persönlichen Geschichte.

»Ich freue mich, wenn Sie Ihre Freude daran haben«, sagte die Museumsleiterin. Geschäftsführer und Heimleiter Thomas Koß-Merrettig betonte, dass er gespannt sei auf die Zeit mit den Bildern im Haus. Zugleich konnte er anhand eines Luftbildes, das die Baustelle Deinerlinde zeigte, eine genauere zeitliche Einordnung vornehmen. Die Eröffnung durfte Franz Alfus vornehmen, Vorsitzender des Heimbeirats, inzwischen über 90 Jahre alt und seit 60 Jahren Einbecker, somit auch Zeitzeuge und Mitgestalter.

»Die Ausstellung passt zu uns«, stellte er fest. Jeder, der nun 80 oder 90 Jahre alt sei, habe Erinnerungen an diese Zeiten, die unter anderem die Fotografen Gutbrod, Lindemann und Strauß festgehalten hätten. Die Erinnerungen machten die Ausstellung so wertvoll; er werde sie in aller Genüsslichkeit anschauen, und das könne er jedem Besucher nur empfehlen.

»Geben Sie Ihre Erinnerungen weiter«, riet er den Bewohnern, sie seien ein hohes Gut. Die Ausstellung im Forum der Deinerlinde und im Gang zur Capella ist bis zum 21. September geöffnet, und auch die Öffentlichkeit ist zum Besuch willkommen: montags bis freitags von 11 bis 16 Uhr.ek