Den Blick stärker auf Förderung der Innenstadt lenken

»Städtebaulicher Denkmalschutz«: Vorbereitende Untersuchungen beginnen / Fragebogen verschickt / Info-Abend am 2. Mai

Betroffen sind rund 750 Gebäude mit etwa 3.000 Bewohnern auf einer Fläche von gut 34 Hektar: Die Einbecker Innenstadt will sich um die Aufnahme in das Förderprogramm »Städtebaulicher Denkmalschutz« bewerben. Damit soll die städtebauliche Entwicklung der historischen Altstadt gesteuert und finanziell unterstützt werden. Die vorbereitenden Untersuchungen haben begonnen; eine umfangreiche Information der Bürger wird am 2. Mai ab 19 Uhr im Alten Rathaus stattfinden.

Einbeck. »Das ist ein großes Thema in den kommenden Jahren«, betont der Fachbereichsleiter Bauen, Planen, Umwelt, Gerald Strohmeier. Nachdem das »Normalprogramm« Stadtsanierung leider ausgelaufen sei, strebe man nun mit dem »Städtebaulichen Denkmalschutz« eine Anschlussmaßnahme an.

Bund und Land hätten insgesamt sechs Förderprogramme, so Strohmeier weiter. Knapp 90 Millionen Euro Zuschusssumme fließe daraus in den Städtebau. Neben der Erhaltung und Nutzung bestehender Strukturen sei dies gerade auch ein Beschäftigungsprogramm für das Handwerk. »Städtebaulicher Denkmalschutz« laufe seit 2009; der Rat habe Anfang März einstimmig beschlossen, die vorbereitenden Untersuchungen aufzunehmen, dabei allerdings den Projektbereich modifiziert. Eingeschlossen sei nun die 36,46 Hektar große Fläche innerhalb der Wallanlagen inklusive der Brücke über das Krumme Wasser sowie des Bereichs Diekturm/Feuerwache/Ehrenmal.

Im Rahmen der vorbereitenden Untersuchung gehe es darum, die Situation vor Ort zu klären und Nöte und Missstände zu erkunden. Daraus soll sich dann ein Sanierungsgebiet entwickeln. »Wir wollen die Bürger frühzeitig mitnehmen«, verweist Strohmeier auf den Fragebogen, der allen Eigentümern und Gewerbetreibenden des Gebiets zukommt. Darin wird unter anderem bei Bereitschaft zur Investition abgefragt. Die Ergebnisse werden in die Untersuchung einfließen.

»Das Programm bietet eine Möglichkeit, den Stadtumbau durchzuführen«, führt Strohmeier aus. Wenn man über Schrumpfungsplanung rede, müsse man wissen, dass damit strukturelle Veränderungen einher gehen müssten. Das Förderprogramm, das die Stadt gemeinsam mit Bund und Land als Drittelfinanzierung stemme, sei dazu eine wichtige Hilfe.

Für die Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft (DSK) erläutert Brigitte Vorwerk, Leiterin des Regionalbüros Hannover, dass dies das investitionsstärkste Förderprogramm sei: Ein Euro an Förderung ziehe acht Euro an Investitionen nach sich. Gerade in Südniedersachsen sei der Blick auf die demografische Entwicklung wichtig, und das Programm bietet eine hervorragende Chance, auch unter diesem Aspekt für die Innenstadt zu investieren. Die Kommune müsse vorpreschen, wenn es darum gehe, Gebäude zu erhalten, aber auch bei der Frage, ob es anschließend eine Nutzung gebe. Was die Vorbereitung des Themas angehe, sei Einbeck auf dem allerbesten Weg. Dabei müsse man in langen Laufzeiten denken: Für Sanierungsprogramme seien zehn bis 15 Jahre angedacht. Mit den vorbereitenden Untersuchungen wurde die Projektgemeinschaft Puche aus Northeim und Brudniok aus Göttingen beauftragt. »Stadtsanierung muss man als Daueraufgabe sehen«, so Planer Dirk Puche. Auch nach mehr als 30 Jahren habe man in der Einbecker Innenstadt nicht alle Bereiche erreichen können. »Wir wollen die Mitte der Stadt stärken«, so das gemeinsame Ziel, denn wenn es starke Zentren gebe, funktioniere auch das Umfeld als Standort für Wirtschaft, Kultur, Arbeit und Leben. Die Voruntersuchungen zielten darauf ab, den Handlungsbedarf zu erforschen, und Sanierungsverdacht könne sich auf der Basis dieser Erkenntnisse erhärten. Dabei gehe es darum, die einzelnen Blöcke im Gefüge zu betrachten und Nutzungsmängel und Funktionsverluste auszumachen. Interessant seien die Fragen, wie viele Leerstände es tatsächlich gebe, wo Sanierungsbedarf gegeben sei, wo man auch bei Frei- und Straßenräumen etwas tun könne und wie die Anpassung an zeitgemäßes Wohnen funktionieren könne. Insgesamt könne man so die Qualität der Innenstadt für Wohnen und Arbeiten steigern.

Bisher habe man nur stichpunktartig Einblick erhalten, jetzt könne man erstmals ein Gesamtbild erfassen, freute sich Krimhild Fricke über die Chancen der Voruntersuchung. Das biete die Möglichkeit, Schwerpunkte zu bilden und Schwierigkeiten zu erkennen.

Den Blick auf die nötige Nachhaltigkeit lenkte Peter Sobeck, Projektleiter im Fachbereich Bauen, Planen, Umwelt. Dabei sei beispielsweise auch die Altersstruktur in den Untersuchungsblöcken interessant. Angesichts der hochwertigen Baudenkmale, die Einbeck zu bieten habe, sei es besonders wichtig, in das Programm aufgenommen zu werden.

Auf Seiten der Bürger erfolge die Beteiligung natürlich auf freiwilliger Basis, hebt Gerald Strohmeier hervor. Alle Angaben würden vertraulich behandelt und verpflichteten zu nichts. Gerade angesichts knapper finanzieller Möglichkeiten müsse man das Geld bewusst lenken. »Die Entwicklung als Stadtplanung soll nicht dem Zufall überlassen werden.«

Die Grundstückseigentümer werden gebeten, die ausgefüllten Fragebögen bis zum 6. Mai abzugeben. Am Montag, 2. Mai, findet ab 19 Uhr eine Informationsveranstaltung für alle interessierten Bürger statt. Die Stadtverwaltung, die Projektgemeinschaft Puche/Brudniok und die DSK informieren im Alten Rathaus über die Städtebauförderung sowie die vorbereitenden Untersuchungen als Voraussetzung zur Aufnahme in das Förderprogramm, und sie stehen für Fragen zur Verfügung. Es gehe um die Aufnahme in das Förderprogramm ab 2012. Bis zum 1. Juni muss ein entsprechender Antrag abgegeben sein. Alle Beteiligten sind einig: »Wir wissen, dass ein Nachrücken in das Programm, das seit 2009 läuft, unter Umständen schwer ist. Wir sind aber gut aufgestellt und zuversichtlich.«ek