Der Heinrich-Keim-Weg

Weg zwischen Ostertor und Rabbethgestraße umbenannt

Kleine Einweihungsfeier am neuen Heinrich-Keim-Weg: (von links) Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek, Ratsherr Rolf Hojnatzki, Angelika Domeier, Ralf Köhler von der Stadtverwaltung, Petra Domeier, Bernd Müller von der Stadtverwaltung, Irmela Kirleis, Ratsfrau Eunice Schenitzki und Erika Rau.

Einbeck. Der Weg zwischen Ostertor und Rabbethgestraße wird künftig Heinrich-Keim-Weg heißen. Erika Rau hatte sich mit dem Vorschlag an die Stadt gewandt, eine Straße oder einen Weg nach dem nach dem früheren Bürgermeister und langjährigen Stadtdirektor zu benennen. Rau begründet ihre Eingabe mit dem tatkräftigen Handeln Heinrich Keims am Ende des Zweiten Weltkrieges. Er habe im April 1945 mit seiner Fahrt zu den vor der Stadt stehenden amerikanischen Truppen den ersten Schritt zum sofortigen Handeln getan, als die US-Truppen Einbeck bereits beschossen haben.

Heinrich Keim (1917-1991) erlebte als Unteroffizier das Vorrücken der amerikanischen Soldaten und den Beginn des Artilleriebeschusses von Einbeck. Gegen militärischen Befehl, die Stadt unter allen Umständen zu verteidigen, entschloss er sich zusammen mit dem Einbecker Hauptfeldwebel Werner Lüttge auf eigene Faust zu einem Vermittlungsversuch. Die ­beiden fuhren den Amerikanern auf Lüttges Motorrad entgegen und bewegten den kom­mandierenden Offizier, Captain Ernest Kaufman,  das Feuer auf die Stadt einzustellen. Am 9. April übergab der Stadtkommandant Generalleutnant Walter Behschnitt die Stadt kampflos an die Amerikaner. Heinrich Keim wurde von den amerikanischen Besatzungstruppen zum kommissarischen Bürgermeister ernannt. Wenig später wurde er 1946 zum Stadtdirektor berufen. Dieses Amt füllte er bis 1981 aus.

An Heinrich Keim erinnerte bisher lediglich die Gedenktafel in der Rathaushalle. Bei der Einweihungsfeier des Weges, der vorher postalisch zum Langen Wall gehörte, bekräftigte Erika Rau den »Vorbildcharakter« Keims. Er habe mutig den ersten Schritt getan. Denn er sei der Überzeugung gewesen, eine Stadt mit Lazarett dürfe sich nicht verteidigen.

Erika Rau kann sich noch gut an den Beschuss erinnern: Als knapp Fünfjährige habe sie gehört, wie die Säule am Portal der Rabbethge-Villa krachend gefallen sei. Das Lazarett sei in der jetzigen Goetheschule gewesen, und so sei der nun dem ehemaligen Stadtdirektor gewidmete Weg richtig ausgesucht worden. Die Anregung von Erika Rau, einen Vortrag über Heinrich Keim zu organisieren, versprach Dr. Elke Heege als Vorsitzende des Geschichtsvereins gerne aufzunehmen. Denn schließlich dürfe man nicht »geschichtsvergessen« sein. Sie befürchtete, dass Umbenennungen von »kritischen Straßennamen« nicht einfach sein werden. Es müsse einen politischen Konsens geben, wie man mit »belasteten Namen« umgehen will.

Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek unterstrich die Risikobereitschaft, die Heinrich Keim damals an den Tag gelegt habe. Sie freute sich, dass Keims Tochter und Enkeltochter – Angelika und Petra Domeier – zur Einweihungsfeier gekommen waren. Die beiden Frauen aus Hannover freuten sich über die Wertschätzung, die mit der Straßenbenennung ihrem Vater beziehungsweise Großvater zuteil geworden ist.

Von der Adressenänderung sind auf dem rund 250 Meter langen Weg zwei Grundstücke mit drei Parteien betroffen. Die vorgebrachten Hinweise der Grundstückseigentümer und Bewohner – beispielsweise der Aufwand für das Umschreiben aller Dokumente – der Grund­stücke wurden bei den Beratungen zur Umbenennung zur Kenntnis genommen.sts