Der interkulturelle Garten

In Markoldendorf | Treffpunkt ist Mittwoch für Menschen aus unterschiedlichen Ländern

Erdbeeren, Kartoffeln, Artischocken, Kürbisse, Tomaten, Auberginen, Chili, Bohnen, Gurken, Linsen – was für eine Fülle an Gemüse. Und seit dem letzten Regen wächst alles noch prächtiger. Im interkulturellen Garten in Markoldendorf ist jeweils Mittwochnachmittag gemeinsamer Treffpunkt. 15 bis 25 Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern kommen dann zusammen und es wird gesät, gepflanzt, gehackt, gegossen und gemulcht – je nach Bedarf und alles nach ökologischen Prinzipien, mit Kompost und ohne Einsatz von Gift. Pflanzen und Pflegen: In so großer Runde macht die Gartenarbeit richtig Spaß.

Markoldendorf. Der interkulturelle Garten in Markoldendorf ist ein offener Gemeinschaftsgarten. Es gibt keine individuellen Parzellen in diesem Garten, sondern alle, die mitmachen, Migranten, Flüchtlinge und einheimische Deutsche, bearbeiten gemeinsam ein Stück Land.

An Katrin und Wilhelm Scheele, die in Markoldendorf selbst einen großen Garten bewirtschaften, wurde von der Kulturinitiative Dassel der Wunsch nach einem Gartenprojekt herangetragen. Über die Vermittlung von Uwe Jahns bekamen sie im vergangenen Jahr ein brachliegendes Stück Gartenland zur Verfügung gestellt. Ein offener Garten sollte es werden, auch als Symbol für eine offene Gesellschaft.

Einen Raum für Integration wollten sie schaffen, als Gegenkultur zu Ablehnung und Ausgrenzung. Gärtnern verbindet alle Menschen, man braucht dazu keine großartigen Sprachkenntnisse. Die ersten Unsicherheiten schwinden rasch. Dann kann man sehr schnell das gemeinsam Verbindende spüren. Die nichtdeutschen Gärtner in Markoldendorf kommen aus Ländern wie Syrien, Afghanistan, Irak, Eritrea oder Marokko, und  alle können sich ohne große Hemmschwellen einbringen: Der Garten als idealer Ort der interkulturellen Begegnung und des solidarischen Miteinanders.

Gärtnern ist keine Pflicht im interkulturellen Garten, man kann einfach so kommen und sich unter dem großen Apfelbaum ausruhen. Vor dem Gartenhaus werden Tische und Bänke aufgebaut, es gibt – regelmäßig von Eleonore und Bernhard Bihs vorbereitet – Kaffee und Kuchen, und man kommt zusammen ins Gespräch. Werner Richter aus Markoldendorf hat dabei mit Interesse erfahren, dass die Sprachen Farsi und Kurdisch so ähnlich sind, dass sich die afghanischen und kurdischen Gärtnerinnen und Gärtner problemlos untereinander verständigen können: »ruuz bacheir« heißt »hallo« in Farsi und in Kurdisch »rozh bash«.

In einer deutsch-syrischen Gemeinschaftsarbeit wurde von den Geschwistern Heistan und Dozgen Ali sowie Anne Henne das neue Schild gemalt, das jetzt am Eingang des Gartens zu sehen ist: Es steht auch für ein großartiges Stück bürgerlichen Engagements in Markoldendorf.oh