»Der Saal ist sehr offen - wie die Gemeinde«

Planung für das neue Gemeindehaus am Stiftplatz bei Gemeindeversammlung vorgestellt und diskutiert

Die Planung für das neue Gemeindehaus wurde bei einer Gemeindeversammlung in der Marktkirche vorgestellt – das Interesse daran war groß.

Einbeck. »Jetzt haben wir einen Plan«, Kirchenvorsteher Ulrich Hoppe beschrieb den langen Weg zum neuen Gemeindehaus der fusionierten evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Einbeck hin zu einem gemeinsamen Gemeindehaus am Stiftplatz 9. In einer Gemeindeversammlung stellte Architekt Patrick Gerstein die Planung vor. Die Gemeindeglieder konnten Fragen stellen, wichtig war dabei die Schalldämmung, die Heizung, die Barrierefreiheit, Lagermöglichkeiten die Ausrichtung der Mitarbeiterzimmer und Parkplätze.

Im Jahr 2014 haben sich die Gemeinden St. Alexandri, St. Jacobi, St. Marien und St. Nicolai zusammengeschlossen. Die Gemeindehäuser waren in die Jahre gekommen, entsprechen nicht mehr den Standards. Hinzu kommt, dass die Landeskirche Zuweisungen nach Gemeindegliederzahl gewährt – die Summe reichte für die 1.220 Quadratmeter Gemeindeflächen nicht aus, ist nur für rund 600 bis 700 Quadratmeter gedacht. Vor fast zehn Jahren machte man sich auf die Suche nach Lösungen, baute Modelle für ein Haus in der Marktkirche, dachte dann über einen gemeinsamen Bau mit der katholischen Gemeinde nach, und der Entwurf, im Garten der Superintendentur zu bauen, genügte nicht der Denkmalpflege.

Frische Ideen waren gefragt, ein Architektenwettbewerb wurde ausgeschrieben, die Kosten dafür übernahm dankenswerter Weise die AKB-Stiftung. Unter Federführung des Architekten Stefan Höpfinger wurden zehn ausgewählte Architekten eingeladen, Planungen einzureichen. Das Preisgericht konnte sich nicht auf einen Entwurf einigen, ließ zwei Büros ihre Entwürfe optimieren. Der Siegerentwurf stammt vom Architekten-Büro Nehse & Gerstein aus Hannover.

Der Entwurf sieht einen neuen, großzügigen und offenen Gartensaal vor, erläuterte Architekt Patrick Gerstein bei der Gemeindeversammlung. Bauen im Bestand ist einer der Schwerpunkte des Büros, deren Inhaber gleichzeitig auch bei ihrer Lehrtätigkeit an der Uni Hannover auf den Schwerpunkt Holzbau setzen.

Das geplante Gebäude sitzt an der östlichen Grenze des Grundstücks und spannt den Gartenhof auf. Der Baukörper ist kompakt und in Anpassung an die Dachlandschaft mit einem Walmdach versehen. Das neue Gebäude ist über eine Freitreppe erreichbar, Barrierefreiheit wird durch eine Rampe hergestellt. Die historischen Mauern und das Bodendenkmal bleiben unberührt. Das ehemalige Pfarrhaus wird denkmalgerecht saniert und den Bedürfnissen der neuen Gemeinde entsprechend im Inneren umgestaltet.

Hier werden Küche und WCs eingebaut sowie Beratungsräume, Pfarrbüro und Sekretariat. Die Verbindung zum ehemaligen Pfarrhaus wird mit einem neuen Foyer erreicht. Große Glasfronten und Oberlichter sorgen für Helligkeit. »Der Saal ist sehr offen – wie die Gemeinde«, erläuterte der Architekt. Er kann in drei Räume geteilt werden. Zudem gibt es einen weiteren kleinen Hinterhof, der vom Flur des Gebäudes erreicht werden kann.

Etwa 8.500 Mitglieder zählt die 2014 fusionierte Kirchengemeinde Einbeck, rund 70 Gruppen sind hier aktiv und benötigen Raum. Die Bauzeit wird auf rund drei Jahre geschätzt, denn die Archäologie wird vorher den Baugrund untersuchen.

Zunächst aber muss die Finanzierung stehen: Mit der Bauabteilung des Kirchenkreisamtes muss ein Finanzierungsplan erstellt werden. Landeskirche, Kirchenkreis und Gemeinde werden den Neubau und den Umbau der ehemaligen Superintendentur finanzieren. Was das Vorhaben kostet, konnte noch nicht beziffert werden. Erst wenn die Ausschreibungen erfolgt sind, wird sich zeigen, ob die Kostenschätzungen realistisch sind. »Wir haben uns für eine finanzierbare und solide Lösung ent­schieden«, war Ulrich Hoppe zuversichtlich. Während der Bauzeit wird das Gemeindebüro in das Gebäude Haspel/Ecke Stiftplatz umziehen.sts