Deutlich reduzierte Stickstoffbelastung

Neue Abwasserreinigungsanlage in Naensen | Geruchsbelästigung wird sich vermindern

Ende November soll die neue Abwasserreinigungsanlage in Naensen in Betrieb genommen werden, Interessierte konnten sich jetzt auf der Baustelle umsehen.

Naensen. Die Investition wird durch Gebühren finanziert und deshalb werden die Naenser, wenn die neue Abwasserreinigungsanlage fertiggestellt ist, mit höheren Gebühren rechnen müssen: Von derzeit knapp unter drei Euro auf unter vier Euro wird die Abwassergebühr steigen, sagte Bernd Cranen, Betriebsleiter der Stadtentwässerung Einbeck. Derzeit wird die neue Anlage gebaut.

Interessierte konnten sich jetzt auf der Baustelle am Rande Naensens umsehen. Die derzeitige Anlage wurde im Jahr 2000 in Betrieb genommen, in den vergangenen Jahren hat es jedoch mehrfach Probleme gegeben. Die geforderten Ablaufwerte konnten nicht eingehalten werden. Die fehlende Winterfestigkeit führte dazu, dass der Schlamm mehrfach abtransportiert werden musste zur Einbecker Abwasserreinigungsanlage.

Der Landkreis hat verbesserte Ablaufwerte gefordert und eine Frist bis Ende dieses Jahres gesetzt, erläuterte Abteilungsleiter Bernd Droste. Man habe mehrere Varianten durchgerechnet – die Sanierung der bisherigen Anlage, den Anschluss an Einbeck, an Kreiensen oder eine neue Anlage. Als günstigste Lösung stellte sich der Neubau heraus. Die Anlage ist berechnet für 600 Einwohner, wobei zurzeit lediglich 540 Anwohner angeschlossen sind. Die Auslegung der Anlage gewährleiste eine Reduzierung der Gewässerbelastung und ermögliche für die Zukunft eine deutliche Reduzierung der Stickstoffbelastung für die Umwelt.
Die neue Anlage arbeitet nach dem Prinzip des SBR-Verfahrens (sequencing batch reactor). Das Abwasser wird in Naensen mittels einer Unterdruckentwässerung gesammelt und zur Anlage transportiert. Hier wird es mit Tauchpumpen dann über eine Rechenanlage in den Vorspeicher geleitet.

Dabei werden grobe Verunreinigungen aus dem Abwasser gesiebt und in eine Mülltonne gebracht. Der Vorspeicher hat ein Nutzvolumen von rund 65 Kubikmeter und ist mit Rührwerk und Tauchpumpe ausgerüstet. Aus diesem Behälter wird das Abwasser in den großen SBR-Reaktor (Nutzvolumen 290 Kubikmeter) gepumpt. Hier findet die eigentliche Reinigung statt. Gesteuert wird der Reaktor in mehreren Schritten mit Abwasser gefüllt und durch Einschalten der Belüftung gerührt und belüftet. Die vorhandenen Mikroorganismen reinigen dabei die Schmutzstoffe aus dem Abwasser heraus. Am Ende des Prozesses werden alle Aggregate abgestellt, und die Biomasse setzt sich am Boden ab und sedimentiert. Im oberen Bereich befindet sich das gereinigte Abwasser, das über den Dekanter aus dem Becken gezogen wird. Danach beginnt der Vorgang des Füllens und Reinigens von neuem. Geplant sind zwei Zyklen pro Tag.

Das gereinigte Abwasser soll anschließend wie bisher über die Bodenfilter geleitet und von dort langsam dem Gewässer zugeführt werden. Es soll ausgeschlossen werden, dass das Gewässer schwallartig belastet wird.

Der sich beim Reinigungsprozess bildende Schlamm wird bei Bedarf in den Schlammspeicher gepumpt und dort gesammelt. Dabei entsteht Trübwasser, das in den Vorspeicher zurückgeführt wird. Ist der Schlammspeicher gefüllt, soll der Schlamm mittels Tankwagen nach Einbeck zur weiteren Verwertung abgefahren werden.

Der Schlamm wird kompostiert, hieß es. Gestört werden kann die neue Anlage durch alles, was nicht in die Toilette gehört – beispielsweise Medikamente oder Lösungsmittel. Die Biomasse, unterstrich Droste, sei empfindlich.

Der Neubau der Anlage kostet 675.000 Euro. In Betrieb genommen wird sie Ende November und dann etwa drei Monate »eingefahren«.
Im nächsten Jahr wird dieser Anlagentyp auch in Wenzen neu gebaut. Systemgleich ist die vor einigen Jahren in Stroit installierte Anlage, und mit ihr habe man bisher »gute Erfahrungen« gemacht, sagte Droste.

Und: Der Rückbau des großen Abwasserteichs werde die Geruchsbelästigung in Naensen deutlich vermindern, wenn nicht gar eliminieren.
Kleinkläranlagen werden seit dem Jahr 2000 mit der SBR-Technik gebaut. Seitdem hat sich diese Technik zum meistverkauften Kleinkläranlagensystem entwickelt. Es werden heute gleiche Ablaufqualitäten wie bei kommunalen Kläranlagen erreicht.sts