Deutliche Worte dazu, wo’s in Einbeck nicht läuft

Mitgliederversammlung der Einbeck Marketing InitiativGemeinschaft | Formalien mit Altvereinen zu regeln

Einbeck. Eigentlich sollte alles bereits in trockenen Tüchern sein, aber unvorhergesehene rechtliche Probleme verlangen einen Neustart für die Einbeck Marketing InitiativGemeinschaft. Dazu mussten bei der jüngsten Mitgliederversammlung unter anderem einige formelle Dinge abgearbeitet werden. Ungewöhnlich deutlich war zuvor der Vorsitzende der InitiativGemeinschaft, Christoph Bajohr, darauf eingegangen, worunter vor allem der Handel in der Stadt leide: Es werde viel geplant, aber nur wenig zu Ende gebracht – im Gegenteil: Bei manchen Dingen sei man es geradezu leid, immer wieder darüber sprechen zu müssen.

Bei der Verschmelzung der ehemaligen Werbegemeinschaft Einbeck und der ehemaligen Initiative Einbeck habe man 2014 alles richtig gemacht, sagte Versammlungsleiter Michael Weisensee: Zwei Altvereine habe man zusammengeführt. Es gebe allerdings ein Umwandlungsgesetz, und das gelte auch für Vereine. Leider habe man dabei eine Frist versäumt, und so müsse man alles noch einmal auflegen.

»Es ist unser Antritt, gemeinsam den Standort zu stärken«, führte der Vorsitzende Christoph Bajohr in seinem Bericht aus. Allerdings habe er nicht das Gefühl, dass nach der Rückgabe von Tourismus und Kulturring zur Stadt alles richtig gut funktioniere. Die InitiativGemeinschaft sei mehr als nur Ausrichter von Events: »Wir brauchen mehr Informationen«, forderte er, »unsere Belange sollten mehr Beachtung finden.« Mehr Austausch gebe es nur auf Nachfrage.

Für Einbeck sehe man relativ starke Umsetzungsprobleme. Unabhängig davon, wer Schuld habe oder zuständig sei: Es gebe keine Dynamik im Stadtkern.

Einbeck leiste sich einen Stillstand, den es sich nicht leisten könne. Als Beispiel nannte der Vorsitzende den Neustädter Kirchplatz. Über Jahre sei dort geplant worden, man möge es kaum noch aussprechen, und nun bemerke man, dass kein Geld vorhanden sei. Da hätte man vorher genauer planen müssen. Jetzt gebe es nicht mal einen Plan B, um Investoren oder Sponsoren zu finden. Es sei seit 20 Jahren nicht möglich, diese Fläche überschaubaren Ausmaßes ansehnlich darzustellen. Das Areal sei, da wurde Bajohr sehr deutlich, ein ungepflegter Dreckplatz und langsam eine Zumutung für Anwohner, Geschäfte und Gäste. Es sei schade um Zelt, Geld und Energie, die man bisher investiert habe.

Auch die Umgestaltung der Marktstraße wurde erst zu-, dann wieder abgesagt, die »Magistrale der Baukultur« löse sich auf, und auf dem Möncheplatz tue sich gar nichts – da werde man immer trauriger.

Der Ausbau der Hullerser Straße stehe an, an der Neuen Straße müsse sich mehr tun, wenngleich die Senfmühle im Quartier tätig werde. »Warum setzen wir so wenig davon um?«, fragte er.

Wie viele Masterpläne müsse es noch geben, wenn man die Bedeutung des Stadtkerns nicht erkenne? Er hätte gern einen großen Plan, der alle hinter sich bringe und mit dem man gemeinsame Schlagkraft zeigen könne. Dann werde sich auch das Argument »kein Geld« auflösen.

Sinkende Frequenzen, Leerstände, das Image Einbecks leide, warnte er. Und von allein werde es nicht besser. Statt dagegen zu sein, wünsche er sich eine Initiative »Ich bin dafür«. Die Marketing InitiativGemeinschaft wisse, was in Einbeck gut laufe, sie wolle aber auch den Finger in die Wunde legen, wolle mehr Dialog und stärker mitgenommen werden.

Einen Rück- und Ausblick auf abgeschlossene und künftige Projekte gab Einbeck-Marketing-Geschäftsführer Florians Geldmacher. Tradition und Neues wusste der Einbecker Ball der Wirtschaft auf schnittige Weise zu verbinden; am 1. Dezember dieses Jahres wird erneut getanzt und gefeiert. Bei der Weihnachtsbeleuchtung hat es ein neues Element in der Hullerser Straße gegeben; die Objekte konzentrierten sich mehr auf den Stadtkern, stellte er fest. Auf dem Weihnachtsmarkt waren Feuerstellen, die Einkehrhütte und eine Stockbahn neu – das Weihnachtsdorf sei ein Imageträger, den man gern weiterentwickeln wolle.

»Frühling – Mittendrin« lockte mit Motorshow und Gartenzauber, wobei der Schwerpunkt diesmal auf den Autos lag. Einen verkaufsoffenen Sonntag gab es auch, und in Verbindung mit dem guten Wetter war die Veranstaltung ein Erfolg. Das gleiche galt für das Kooperationsprojekt »Messe Einbeck«, das mehrere tausend Besucher anzog.

Zum vor Ostern eingeführten »Einbecker Zehner« stellte Geldmacher fest, dass 1.752 Stück ausgegeben wurden, 1.526 seien in Umlauf gebracht. Inzwischen gebe es 75 Annahmestellen aus vielen Branchen; offen seien noch Tankstellen, Bäcker und Friseur.

Für ein schönes Stadtbild sorgen wieder die Geranien an den Straßenlaternen auf dem Marktplatz und in der Langen Brücke. Dafür gebe es viel positive Resonanz, berichtete er. Es würden noch Gießhelfer gesucht. Mit mehr Unterstützung könnten Einbeck Marketing und die Bürgerinitiative »Sch(l)aufenster«, die sich hier kümmere, auch die Marktstraße entsprechend versorgen.

Mit der »Einbecker Kiste« als einheitlichem Präsentkorb will Einbeck Marketing ein vielseitiges Geschenkangebot machen.

Bier, Senf, Wurst, Kaffee, Honig, Blaudruck, zusammen mit Tourismusbroschüre in einer ansprechenden Kiste – das wird ab Ende dieses Monats erhältlich sein.

Das Eulenfest wird vom 12. bis 14. Oktober gefeiert. Es gibt vier Bühnen, die Lounge, einen Stargast, dessen Namen Anfang August bekanntgegeben wird, und einen KIA Picanto als Hauptgewinn der Tombola. Rund 200 Stände und Fahrgeschäfte werden dabei sein, und das sei wieder sehr gut gebucht, berichtete Geldmacher.

Zum Mitmachen lud er bei den EIN-Abenden am 21. Juni und am 25. Oktober ein sowie zu den Stammtischen am 29. August und am 7. November.

Gegen den Kassenbericht von Stefan Beumer gab es keine Einwände. Die von Kassenprüfer Rainer Koch beantragte Entlastung des Vorstands wurde einstimmig erteilt. Mit Ände­rungen an drei Paragraphen, die einstimmig angenommen wurden, ist die Satzung »eintragungsreif« gemacht worden.

Der bisherige Vorstand stellte sich zur Wiederwahl, und er wurde einstimmig bestätigt: Vorsitzender bleibt Christoph Bajohr, zweite Vorsitzende Petra Reimann-Kirton, Schatzmeister Stefan Beumer und Beisitzer Martin Deutsch, Ines Haupt und Kristiane Rüttgerodt.

Auch die formal notwendigen Hauptversammlungen der Altvereine wurden zügig abgewickelt. Praktisch hat sich seit 2014 hier nichts getan, dennoch waren Abschlüsse zu genehmigen und Vorstände zu entlasten. Nach einer zweiwöchigen Auslegung der Abschlüsse findet erneut eine Versammlung statt, mit der die Verschmelzung dann den letzten rechts­sicheren Guss erhält.ek