»Die Aufträge sind da, wir fahren Vollgas«

SPD-Projektsommer bei FlexBio | Energie aus Abwasser gewinnen

FlexBio-Geschäftsführer Paul Bauer (rechts) erläuterte den Teilnehmern des SPD-Projektsommers, was das junge Unternehmen innerhalb kurzer Zeit geschafft hat.

Einbeck. Machen und loslegen: Mit viel Einsatz haben Paul Bauer und Waldemar Ganagin ihr Unternehmen FlexBio in Einbeck an den Start gebracht. Am Standort Otto-Hahn-Straße, etwas in Hinterlage zur Straße, ist in den vergangenen Monaten Beachtliches gewachsen. Die Kernstadt-SPD war mit ihrer Vorsitzenden Rita Moos im Rahmen des Projektsommers jetzt zu Gast bei dem jungen Unternehmen.

Seit 2014 sei FlexBio tätig, erläuterte Geschäftsführer Paul Bauer den Gästen. Als Studenten an der HAWK Göttingen hätten er und sein Kollege ein Verfahren entwickelt, aus Abwasser Energie zu gewinnen und bereits Kleinanlagen gebaut. Die Technik wurde zur Marktreife entwickelt, und man habe sich entschlossen, sich in Einbeck anzusiedeln, sagte er unter dem Applaus der Gäste.

»Wir retten Energie aus Abwasser«, umriss er den Kern der Tätigkeit, und daraus würden über die Nutzung von Methangas Wärme und Strom für die Betriebe gewonnen. Die dafür notwendigen Anlagen sind in Containern installiert, die im Unternehmen mit hochtechnischem Inhalt gefüllt werden – so, wie der Kunde es brauche. Das Unternehmen legt Wert auf Kundenzufriedenheit und auf maßgeschneiderte Lösungen: Deshalb wird eine Versuchsanlage drei Monate lang beim Kunden aufgebaut. Erst nach diesem Einsatz fällt die Entscheidung, ob das System zum Einsatz kommen soll.

2014 sei man mit viel Energie und Geld gestartet, schaute Paul Bauer zurück. Die Idee hinter dem Konzept, Biogas aus Abwasser zu gewinnen und dann im Betrieb zu nutzen, steigere die Nachhaltigkeit deutlich. Bis zu 30 Prozent des betrieblichen Gasverbrauchs könnten auf diese Weise ersetzt und dadurch der Erdgasverbrauch deutlich gesenkt werden.

Es sei ein mühsamer Weg gewesen bis zur ersten Anlage, räumte Paul Bauer ein, und jede Menge Bürokratie habe es zusätzlich schwierig gemacht. 2016 habe man die erste Anlage in Bad Gandersheim aufstellen können. Für häusliche Abwässer sei das Verfahren nicht geeignet: Das habe zu wenig Energie. Optimal seien Unternehmen, deren Abwässer ausreichend »Futter« für den rein biologischen Prozess bieten würden. Die Aufbereitung funktioniere »wie die Natur«, nur schneller und effektiver

Voraussetzung für die Abwassernutzung ist, dass die Grobstoffe zunächst entfernt werden: Alles muss durch ein Ein-Millimeter-Netz, »dann können wir loslegen.« Möglich ist die Reinigung von etwa 270 Kubikmetern pro Tag und Anlage. Für die Installation der Anlagen beim Kunden benötige man drei Tage.
Die Nachfrage, berichtete der Geschäftsführer der großen Runde der Projektsommer-Teilnehmer, sei groß: »Die Aufträge sind da, wir fahren Vollgas.«
FlexBio habe sich bisher gut entwickelt, freute er sich: Zurzeit habe man 32 Mitarbeiter – und darüber hinaus noch »Milliarden Beschäftigte, die schmutziges Wasser brauchen«, schmunzelte er – nämlich die Mikroorganismen, die die Anlagen am Leben erhalten. Das Firmengelände in der Otto-Hahn-Straße sei mit 6.500 Quadratmetern ausreichend dimensioniert; Erweiterungsmöglichkeiten bei den Gebäuden seien vorhanden. Die Rohlinge für die Technik-Einheiten kommen von Zulieferern, montiert wird vor Ort. Ziel sei es, einmal 100 Container pro Jahr zu bestücken. Insgesamt seien derzeit etwa 50 Anlagen in Betrieb, auch international. Das bedeute, dass die Mitarbeiter hohe Einsatzbereitschaft an den Tag legen müssten. Die Messtechnik könne allerdings in der Regel auch per Fernwartung begleitet werden.

Sie sei begeistert davon, was innerhalb eines Jahres am Standort geschaffen wurde, stellte die SPD-Vorsitzende Rita Moos nach dem informativen Rundgang fest.

Der SPD-Projektsommer geht am heutigen Dienstag weiter mit einer Besichtigung des Einbecker Freibads. Treffen dazu ist um 18 Uhr vor Ort. Mitglieder und interessierte Gäste sind willkommen.ek