Die »Chefin an der Rüttelplatte«

Karnevalisten stürmen das Rathaus: Stadtrat soll als Rehasport Straßen in Ordnung bringen

Mit »Einbeck Helaaf« grüßten die Zuschauer die Einbecker Karnevalisten.

Einbeck. »Heute hau’n wir auf die Pauke« – das Musikstück des Spielmannszuges machte deutlich, was am vergangenen Sonnabend im Alten Rathaus los war: Die Einbecker Karnevalisten forderten von der Bürgermeisterin den Schlüssel ein, als Symbol dafür, dass sie in der fünften Jahreszeit nun das Sagen haben.
Mit einem großen und bunten Umzug bewegte sich die Narrenschar aus Einbeck und Umgebung durch die Innenstadt auf das Alte Rathaus zu, nicht ohne dabei die Zuschauer am Wegesrand mit Süßigkeiten oder einem Bier zu versorgen. Mit großer Unterstützung befreundeter Karnevalsgruppen und Vereine, Fanfaren und Spielmannszügen nahmen die Narren das Rathaus in Besitz.

Moderiert von Jörg Meister und Präsident Albert Eggers, Präsident der Gesellschaft der Karnevalsfreunde Einbeck (GdKE), und musikalisch unterstützt durch Michael Beyer  grüßte das Prinzenpaar Claus III. und Bianca I. die Einbecker. Kinderprinzessin Lina I. wünschte sich mehr Spielplätze für Kinder. Sie habe noch viele weitere tolle Ideen, kündigte sie an und verabschiedete sich brav mit »Einbeck Helaaf«.

Mit Humor und Frohsinn will das Einbecker Prinzenpaar regieren. Claus III. und Bianca I. waren sich sicher, dass die Einbecker wunderbar seien, schließlich hätten sie nun freie Fahrt von Hullersen nach Einbeck, freuten sie sich über die abgeschlossene Sanierung der Hullerser Landstraße. Sie kündigten an, nach Übernahme der Regentschaft erst einmal einige Vorgänge »platt« zu machen und Einbecks Straßen in Ordnung zu bringen – ohne Beiträge. Der Stadtrat solle zum Rehasport verdonnert werden und Spaten und Schaufel in die Hand nehmen. Mit der »Chefin an der Rüttelplatte« werde die Leistungslatte hoch gelegt. Und wenn das Geld für das Unendlich-Kunstwerk für den Straßenbau genommen worden wäre, hätten die Politiker mehr Stimmen bekommen, meinten sie. Der »kleine Bauer und seine große Frau« kündigten an, die Einbecker in ihrer Regentschaft sorgenfrei zu machen.

Bevor Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek den Schlüssel ‘rausrückte, grüßte sie die Einbecker viel’ tausend mal. »Rat und Verwaltung sind erneut besiegt, wie es nun schon jedes Jahr geschieht«, gab sie zu. In ihrer närrischen Rede blickte sie auf »unsere schöne Stadt« und wie es mit ihr weitergeht. Sie stellte fest, dass der neue Baudirektor seinen Dienst angetreten hat, und sie hoffte, dass er sich nicht verdrießen lasse, »wenn es in mancher Ratssitzung doch heftig kracht«. Nicht in den Blick gerückt sehen wollte sie das Negative, das nur »einenge die Perspektive«. Miteinander erreicht habe man beispielsweise den neuen Kindergarten in Vogelbeck, den Start der Sanierung am Neustädter Kirchplatz und die neue Multifunktionshalle für die Jugend. »Ihr seht, liebe Narren, viel Arbeit steht Euch nun bevor, regiert die Stadt die nächste Zeit mit viel Frohsinn und Humor«, wünschte sich Dr. Michalek.

Bis Aschermittwoch verabschiedete sich die Bürgermeisterin in den Urlaub – nicht ohne vorher darauf hinzuweisen, dass die GdKE diesmal für die Jugendverbände von THW und Feuerwehr sammelt.sts