9. November:

»Die Erinnerung darf nicht verblassen«

Einbeck. Gut besucht war die Kranzniederlegung zum Jahrestag der Reichspogromnacht am 9. November am jüdischen Mahnmal in der Einbecker Bismarckstraße. Umrahmt von Klängen der Bläsergemeinschaft Kuventhal-Andershausen unter der Leitung von Willi Hoppe legte Bürgermeister Ulrich Minkner einen Kranz zum Gedenken an die Opfer nieder. Vor 73 Jahren, erinnerte er, hätten in ganz Deutschland und auch in Einbeck die Synagogen gebrannt.

1.400 jüdische Synagogen, Gedenkstätten, Schulen und andere Einrichtungen wurden zerstört, mehr als 400 jüdische Bürger verloren ihr Leben – durch Mord oder verzweifelten Selbstmord. 30.000 Menschen wurden festgenommen und in Konzentrationslager gebracht. Auch in den folgenden Tagen, so der Bürgermeister weiter, gingen Jagd und Prügel, Plünderungen und Verwüstungen weiter, und Berufsverbote für Juden häuften sich in der Folge. Unter dem Vorwand vermeintlichen Volkszorns hätten die Nazis in jener Nacht ein ganz bewusst öffentliches Zeichen gesetzt:

Alle sollten den brutalen Kampf gegen die Juden sehen. Dabei bleiben die Juden weitgehend allein, es sei wenig an Widerstand und Protest überliefert. »Ich will das niemandem zum persönlichen Vorwurf machen. Wir wissen, wie es vielen im Widerstand gegen die Nazis ergangen ist. Ich weiß auch nicht, wie ich mich verhalten hätte«, sagte der Bürgermeister. Auch in Einbeck sei damals das jüdische Leben erloschen. Daran und an Alfred Kayser habe Dr. Manfred Burba soeben beispielhaft in der Einbecker Morgenpost erinnert. Es sei gut, dass sich zu diesem besonderen Datum in vielen Städten Menschen zu Gedenkfeiern treffen würden, und es sei ermutigend, wenn Menschen gemeinsam Widerstand leisteten, wenn Neonazis Schulungszentren errichten wollten. Es sei erfreulich, dass Neonazis nur noch in wenigen Landtagen sitzen würden und dass sie in der Stadt Einbeck und im ganzen Landkreis Northeim gar nicht kandidiert hätten.

Der Kampf gegen Antisemitismus und Rassismus dürfe kein Ende haben, machte Minkner deutlich. Deshalb sei dieser kleine Beitrag am heutigen Tag in Einbeck wichtig in der Nähe der Stelle, an der ein Gotteshaus, das den Einbecker Juden heilig war, ungestraft niedergebrannt wurde. »Die Erinnerung darf nicht verblassen. Gedenken heißt zugleich erinnern«, so der Bürgermeister, und er zitierte aus dem Talmud: »Wer die Opfer vergisst, tötet sie noch einmal.« oh