Die Freude auf baldiges Wiedersehen in Einbeck ist groß

Nach Auslandsaufenthalten vorzeitige Rückkehr in die Heimat

Auf baldige Rückflüge von Neuseeland nach Deutschland hoffen Valentin Krüger und Annika Freitag.
Aus Michigan im mittleren Westen der USA kehrt Elin Jörn nach Einbeck zurück.
Links: Ein Auslandsjahr in Virginia absolvierte Luis Kretzschmar, der inzwischen wieder zurück in der Heimat ist. Rechts: Janne Schwarzer war für ein Schuljahr im argentinischen Teil von Patagonien.

Einbeck. Auf Rückflüge und eine schnelle Rückkehr in die Heimat hoffen Einbecker, die sich gerade im Ausland aufhalten. Einige sind schon wieder in der Region oder auf dem Weg dahin, andere sitzen in der Fremde fest. Zum Beispiel wissen Valentin Krüger und Annika Freitag in Neuseeland nicht, wann sie zurückkehren können. Ein- und Ausreisen sind momentan verboten.

Sie waren Mitte März auf der Südinsel von Neuseeland unterwegs, als die Anordnung kam, innerhalb von 72 Stunden auszufliegen. Ansonsten müssten sie längere Zeit im Land bleiben. Auslandsflüge gab es nicht mehr, zum Glück bekamen sie noch einen Inlandsflug, um zu ihrem Onkel nach Auckland zu gelangen. Dieser hat auch einen kleinen Garten, dass sie mal an die frische Luft können. Eine große Ungewissheit herrscht momentan, so Freitag. Seit einer Woche gibt es einen »Shut down« in Neuseeland, nur eine Person pro Haushalt darf zum Einkaufen rausgehen. Viele Geschäfte haben geschlossen. Veranstaltungen sind untersagt, öffentlicher Personenverkehr steht nur noch Personen zur Verfügung, die in essenziellen Berufen tätig sind.

Die neuseeländische Regierung hatte zuerst die »Stufe 3« (erhöhtes Risiko eines unkontrollierten Covid-19-Ausbruchs) des vierstufigen Notfallplans ausgerufen – inzwischen ist der höchste Level erreicht (unkontrollierter Ausbruch ist wahrscheinlich). Es gibt eine grundsätzliche Pflicht zur häuslichen Isolation für jede Person. Inlandsflüge sind inzwischen nur noch von solchen Personen nutzbar, die »Kerndienstleistungen« (essential Services) erbringen, oder aus medizinischen Gründen, teilte Freitag mit.

Im Rahmen des Rückholprogramms der Bundesregierung versuchen gerade, 10.000 Deutsche aus Neuseeland herauszukommen, doch gibt es momentan keine Flüge. Die neuseeländische Regierung hat sie verboten – unter anderem wegen zu großer Menschenansammlungen.

Ihre Familie in Einbeck sorge sich verständlich wegen der ungewissen Situation, so Freitag. Sie selber hoffe, dass es schnell wieder Ausreisemöglichkeiten im Rahmen des Rückholprogramms gebe – doch könnte dies in ein paar Tagen oder erst in einigen Wochen sein. Man wisse nicht, wie es weitergehe, meinte sie.

Zurück aus Virginia in der Nähe von Washington DC ist Luis Kretzschmar. Eigentlich wollte er ein Auslandsjahr bis Juni dort verbringen. Seine Organisation brachte ihn jetzt mit 300 europäischen Jugendlichen aus den USA zurück in ihre Heimatländer. Das Flugzeug startete in Chicago und landete nach einem Zwischenstopp in Kopenhagen in Frankfurt. Mit an Bord waren rund 200 deutsche Schüler. Sie sind anschließend von Frankfurt weiter in ihre Heimatstädte gereist, wo sie sich für zwei ­Wochen in häusliche Quarantäne begeben.

Es wäre ein großes Risiko gewesen, vor Ort zu bleiben, hieß es von der Organisation. In der Nähe seines Aufenthaltortes lag Washington DC mit vielen Einwohnern, so Kretzschmar. Starke Regulierungen, empfohlen wurde, zuhause zu bleiben. Nur noch »essential Business« war erlaubt, Supermärkte hatten noch offen. In den vergangenen Wochen in Virginia war der Schüler vorsichtig, achtete auf seine Sicherheit. Seit die Schule schloss, ging er nicht mehr raus. Kommunikation fand nur noch über Telefon und Internet statt.

Eine schöne, unvergessliche Zeit habe er in Virginia verbracht, so Kretzschmar, sei aber froh, jetzt zurück bei seiner Familie zu sein. Die Freude über das Wiedersehen war groß. Wie empfohlen, begibt er sich nun für zwei Wochen zuhause in Quarantäne. Auf dem Rückweg aus Patagonien in Argentinien und Michigan in den USA befinden sich Janne Schwarzer und Elin Jörn. Auch sie wollten eigentlich bis Juni ein Schuljahr im Ausland verbringen, dies war wegen der Corona-Pademie nicht möglich.

Die Organisation habe verständlich entschieden, die Auslandsprogramme zu beenden, so Schwarzer. In Buenos Aires kamen alle Austauschschüler zusammen, um im Rahmen der Rückholflüge gemeinsam nach Frankfurt zu gelangen.

In Argentinien gab es zu Anfang wenig Fälle, doch wurde schnell gehandelt. Der öffentliche Personennahverkehr legte man die Regierung lahm. Seit dem 20. März gilt eine landesweite Ausgangssperre. Nur aus wichtigen Gründen darf man sie unterbrechen. Die Einhaltung werde streng kontrolliert.

Ihre Gasteltern hatten zum Glück einen Garten, dass sie einmal ins Freie konnte. Schade findet sie es, dass das Auslandsjahr vorzeitig ende, doch wisse man nicht, wie sich die Situation noch verändere – positiv oder negativ. Daher sei es gut, jetzt schon zurückzukehren. Den Flug nach Hause sah sie relativ entspannt entgegen, viel hatten sich mit Mundschutz und Plastikhandschuhen ausgestattet. Nach Ankunft in Einbeck werde sie sich auch für zwei Wochen in die empfohlene Quarantäne begeben; freut sich aber, wieder zurück zu sein.

In Michigan im mittleren Westen der USA war die Einbeckerin Elin Jörn für ein Schuljahr. Auch bei ihr entschied die Organisation, das Programm zu beenden und die Teilnehmer rauszufliegen. Von Kalamazoo in Michigan ging es über Chicago und New York mit sieben Stunden Aufenthalt nach Frankfurt. Dort wurde sie von ihrer Familie abgeholt. Mehr als 24 Stunden dauerte die Rückreise.

Seit drei Wochen gibt es in Michigan eine Ausgangssperre, die auch kontrolliert werde. Supermärkte haben offen, aber nur jeweils eine Person pro Familie darf sie betreten. Schulen wie Restaurants und viele weitere Geschäfte sind geschlossen. Verboten war, im öffentlichen Bereich rauszugehen. Sie war froh, dass sie mit ihren Gasteltern etwas abseits lebte in einem Areal mit nur fünf Häusern. Dort war es noch möglich, einmal an die frische Luft zu kommen.

Die Zeit bei ihren Gasteltern habe sie genossen, sich gut eingelebt und viele Sportarten ausprobiert. Schade findet sie, dass die schöne Zeit wegen des Virus schon vorzeitig vorbei sei, freue sich aber, wieder zurück nach Einbeck zu ihrer Familie zu kommen – selbst wenn sie erst einmal in Quarantäne bleibt. Kretzschmar, Schwarzer und Jörn haben bei ihrem Auslandsjahr viel erlebt, kehrten wegen der aktuellen Situation schon eher zurück. Sie freuen sich, wieder zuhause zu sein. Darauf hoffen auch Freitag und Krüger, die noch in Auckland festsitzen.mru