Die Menschen wollen die eigene Stadt auf dem Kennzeichen

Umfrage der Hochschule Heilbronn ergibt für Einbeck eindeutige Zustimmung zum EIN-Kennzeichen / Identifizierung mit der Stadt

Vielleicht ist es möglich, dass bald wieder Fahrzeuge mit EIN-Kennzeichen herumfahren. Die »Heilbronner Initiative Kennzeichen­liberali­sierung« widmet sich den Möglichkeiten, aus­laufende Kfz-Kennzeichen wieder einzuführen. Um herauszufinden, wie die jeweilige lokale Be­völkerung dazu steht, wurden dazu im April und Mai mehr als 11.000 Personen in 51 deutschen Städten im Rahmen des Projekts befragt, das unter der Leitung von Professor Dr. Ralf Bochert, Studiendekan des Studiengangs Touris­mus­management an der Hochschule Heilbronn durchgeführt wird. In Einbeck lag die Zu­stim­mung zum EIN-Kennzeichen bei 87 Prozent.

Einbeck. Dass die Umfrage zugunsten des Einbecker Kennzeichens ausfallen würde, überraschte Bürgermeister Ulrich Minkner nicht. Seit der Gebietsreform 1974 sind die Einbecker Kennzeichen verschwunden und durch NOM ersetzt worden. Das Kennzeichen sei ein Symbol für die Städte. Für die Wahrnehmung nach außen sei es wichtig. Und hier gebe es eine »Gesetzeslücke,«, so Professor Dr. Bochert. Mehrere Kenn­zeichen in einem Landkreis seien möglich. Beispiel ist das »Hanauer Modell«: Im Main-Kinzig-Kreis wurde für die kreisangehörige Stadt Hanau ein eigenes Kennzeichen (HU) gesichert.

In der Befragung äußerten 73 Prozent der Be­fragten in den Städten den Wunsch zur Rückkehr zum Altkennzeichen, zwölf Prozent sprechen sich für die Beibehaltung der aktuellen Situation aus. Überraschend sei, dass zwei Drittel der Befragten in den alten Bundesländern, wo die Gebietsreform zum Großteil bereits in den 1970er Jahren durchgeführt wurde, zu ihrem Altkennzeichen zurückkehren wollen. Dies zeige, so Professor Dr. Bochert, welche Lang­fristigkeit und Nachhaltigkeit das Thema habe. Vor allem falle die deutliche Zustimmung der jüngsten Altersgruppe von 16 bis 30 Jahren auf.  71,6 Prozent dieser Altersgruppe sprechen sich für das alte Kennzeichen aus, noch stärker ausgeprägt ist der Wunsch bei den 45-Jährigen und älter.

Bei Städten mit weniger als 30.000 Einwohnern stimmen 72 Prozent für das alte Kennzeichen, bei größeren Städten sogar 76 Prozent. »Die Menschen wollen ihre eigene Stadt auf dem Kennzeichen«, so der Professor. Offensichtlich bestehe ein eindeutiger Wunsch nach »Verortung«, bei den Älteren käme eher der Nostalgiegedanke ins Spiel, und nicht zu vergessen sei auch das moderne Marketing. Die Chancen liegen in diesem Bereich in den Vermarktungspotenzialen für die betroffenen Städte.

In Einbeck ist das Ergebnis der Befragung noch eindeutiger ausgefallen: 87 Prozent wünschen sich das EIN-Kennzeichen zurück, vier Prozent lehnen das ab, neun Prozent haben dazu keine Meinung. Bei der Befragung habe sich he­rausgestellt, dass diese Zahlen pro Einbeck, aber nicht anti Northeim gewertet werden sollen. Gerade bei den Jüngeren (16 bis 30 Jahre) ist mit 90,9 Prozent das EIN-Kennzeichen anerkannt, bei den 31- bis 48-Jährigen sind 82,9 Prozent dafür, bei den 45- bis 60-Jährigen 84,4 Prozent und bei den über 61-Jährigen 91,3 Prozent.

Oftmals allerdings reagierten die Landkeise »erschrocken« auf den Wunsch nach einem Stadt-Kennzeichen. Doch Landkreise, so der Forscher weiter, seien keine Identifikations-ebene. Welcher Bürger führe schon an, aus welchem Landkreis er stamme. Er nenne seine Heimatstadt, möglicherweise auch das Bundesland, selten aber den Landkreis. Ein Kennzeichen einer Stadt sei eine Chance für den Landkreis, Bürgernähe zu zeigen.

Das Ergebnis der Einbecker Befragung wertete Dr. Bochert als »eindeutig«. Hinzu komme, dass das EIN-Kennzeichen einprägsam und originell sei und außerdem hohen Wiedererkennungwert habe. EIN sei damit ein »ausgesprochen gutes Kennzeichen«.

Ablehnungsgrund neuer Kennzeichen könnten damit verbundene Kosten sein. Doch mehrere Kennzeichen in einem Landkreis könnten kostenneutral eingeführt werden, hieß es. Beim »Hanauer Modell« verbleibt die Kennzeichenverwaltung beim Landkreis, schmälert also die Einnahmen des Landkreises nicht.

Bürgermeister Minkner dankte Professor Dr. Bochert für die Idee. Minkner ist durchaus optimistisch und wird die Möglichkeit dem Einbecker Rat vortragen. Er rechnet mit dem Auftrag des Rates, die Sache zu prüfen. Denn »wem tut es weh, wenn Fahrzeuge mit Einbecker Kennzeichen umherfahren«, fragte auch Professor Dr. Bochert.sts