»Die Nächte mit dem Baby sind miserabel gewesen«

Geschwister-Scholl-Schule: Freiwillige üben Elternschaft mit Babysimulatoren / Realistische Einschätzung ermöglichen

»Die Nächte sind miserabel gewesen« – vor allem in den Nachtstunden empfanden die Schüler der Geschwister-Scholl-Schule, die freiwillig an dem Projekt »Elternschaft lernen mit Hilfe von Babysimulatoren« teilnahmen, ihre »Babys« als belastend. Von Montag bis Donnerstag kümmerten sie sich rund um die Uhr um »ihren Nachwuchs«.

Einbeck. Eine junge Mutter auf Zeit konnte ihre geliebte TV-Serie nicht gucken, weil das Baby schrie, ein anderer wurde in der Stadt komisch angeguckt, fast allen fehlte Freizeit, und sie mussten auch Verantwortung übernehmen, auch wenn es ihnen nicht gut ging – so die Erfahrungen der »jugendlichen Eltern«. Für ein Mädchen wurde durch das Projekt noch klarer, dass sie jetzt noch nicht Mutter werden will.

Zum dritten mal wurde an der Geschwister-Scholl-Schule das Projekt mit den Baby-Simulatoren durchgeführt. Die Teilnahme war freiwillig, 17 Jugendliche, vor allem aus den neunten und zehnten Klassen, beteiligten sich. Die Projektleitung lag bei Iris Laskowski und Thomas Seifert von ProFamilia. Grundgedanke des Programms ist es, Heranwachsenden die Chance zu geben, den Alltag mit einem »eigenen Baby« mehrere Tage und Nächte zu erleben und durch diese persönliche Erfahrung Denkanstöße zu erhalten.

Das Projekt soll nicht abschreckend wirken, erklärte Laskowski, sondern eine realistische Einschätzung ermöglichen. Vermittelt wurde eine grundsätzlich positive Einstellung zu Kindern. Es gab Informationen zu außerfamiliären Beratungs- und Unterstützungsangeboten, und so wurde Kontakt zu entsprechenden Institutionen und Ärzten aufgenommen. Prävention von Kindesmisshandlung, der rechtliche Rahmen, die aktive partnerschaftliche Rolle der Eltern, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und auch die Verhütung wurden thematisiert.

Rund um die Uhr telefonisch erreichbar war die Mitarbeiterin von ProFamilia. Ein Ansprechpartner sei wichtig, und da habe die Schulsozialarbeiterin Ellen Huntsche, die das Projekt organisiert und begleitet hat, enorme Bedeutung, so Laskowski – zumal nicht immer Unterstützung durch die Eltern der Schüler gewährt wurde. Am Ende stand die Auswertung, aber auch die Reflexion der Schüler.

Das Projekt wurde finanziert durch den Fachbereich Kinder, Jugend und Familie vom Landkreis Northeim, Heike Bleckwedel-Röhrs, der Gleichstellungsbeauftragten des Landkreises Northeim, Rosita Wismach, der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Einbeck, Sabine Möhle, den Verein FIPS und den Förderverein der Geschwister-Scholl-Schule sowie einen Eigenanteil der Teilnehmer.sts