Die Natur allein bildet den Grabschmuck

Ruhewald in Einbeck seit zehn Jahren | Würdige Ruhestätte für bisher 263 Menschen

Ruhe finden außerhalb des klassischen Friedhofs – in Einbeck besteht der Ruhewald seit mittlerweile zehn Jahren. Dass diese Bestattungsform immer besser angenommen wird, freut Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek, Horst Jürgens (sitzend rechts) und Dirk Heitmüller (stehend Mitte), beide im Betriebsausschuss Kommunaler Bauhof, Dirk Löwe (stehend rechts), Leiter des Kommunalen Bauhofs, und Torsten Küster (stehend links), Abteilungsleiter Friedhöfe.

Einbeck. Naturverbunden, schlicht und tröstlich – in einem Waldstück nördlich der Stadt kann man seine letzte Ruhestätte finden, der Einbecker Ruhewald besteht seit nunmehr zehn Jahren. Und der Zuspruch werde immer größer, erklären der Betriebsleiter des Bauhofes, Dirk Löwe, sowie der Abteilungsleiter für Friedhöfe, Torsten Küster. Die Bestattungsform im Herzen der Natur hat sich durchgesetzt.

2007, blickt Löwe zurück, habe sich eine Interessengemeinschaft für eine naturnahe Bestattungsform eingesetzt. Verschiedene Flächen wurden in Augenschein genommen, eine politische Diskussion schloss sich an. Am 17. Dezember 2008 fällte der Rat den entsprechenden Beschluss, die Geburtsstunde des Ruhewaldes schlug im März 2009.

Den Ruhewald anzulegen, sei die richtige Entscheidung gewesen, urteilt Küster. Er stelle keine Konkurrenz für die Bestattung auf dem Zentralfriedhof dar. 263 Menschen haben den Ruhewald bisher als letzte Stätte gewählt, 133 weitere Plätze sind verkauft. Dabei kommen die Menschen nicht nur aus Einbeck, sondern auch aus umliegenden Städten wie Holzminden, Alfeld, Hildesheim oder auch aus den USA. 650 Plätze gibt es noch, etwa 40 Grabstellen pro Jahr werden belegt. Mit mehr als vier Hektar war der ursprüngliche Ruhewald zu groß, er umfasst jetzt rund einen Hektar, die Erweiterungsfläche wird gerade vorbereitet.

Eine Linde war der erste Baum, an dessen Stamm ein Mensch seine letzte Ruhe fand. Eschen, Linden, Hainbuchen, Rotbuchen, Bergahorn, Spitzahorn, Stieleiche, Kirsche, Lärche und Traubeneiche stehen zur Auswahl. »Die jungen Bäume sind nicht ganz so beliebt«, stellt Küster fest. Manche Stämme sind so dünn, dass die Namensschilder keinen Platz finden, dann wird daneben eine Baumstele platziert.

57 Bäume sind im Angebot, 15 sind belegt. Im Ruhewald findet die Urnenbestattung im Wurzelbereich eines Baumes statt. Die Urnengrabstellen gruppieren sich in einem Abstand von etwa drei Metern jeweils um den Stamm eines Baumes, an dem bis zu zwölf biologisch abbaubare Urnen beigesetzt werden können. Die Nutzungszeit an einer Grabstelle beträgt 40 Jahre. Eine besondere Ausgestaltung der Grabstätten durch Einfriedungen, Grabmale oder Bepflanzungen gibt es nicht – die Natur bildet den Grabschmuck.

Der Baum kann – muss aber nicht – mit einer Plakette gekennzeichnet werden, die den Namen, das Geburts- und das Sterbedatum enthalten kann. Es gibt Einzel-, Familien- oder Freundschaftsbaum-Ruhestätten für eine Einzelperson, eine Familie oder einen Freundeskreis. zudem gibt es Gemeinschaftsbäume mit zwölf Einzelruhestätten, die kreisförmig um den Belegungsbaum gruppiert sind.

Eine Urnengrabstelle kostet 1.635 Euro, hinzu kommen die Bestattungsgebühr mit 375 Euro und das Namensschild für 40 Euro. Bei Bestattungen außerhalb der Arbeitszeit des Friedhofspersonals müssen Zuschläge gezahlt werden.

Am Tag der Bestattung dürfen die Angehörigen natürlich Blumen niederlegen. Diese sollten dann aber nach absehbarer Zeit entfernt werden, schließlich handelt es sich um einen naturbelassenen Wald – wenn auch der Bauhof einmal im Jahr die Wege etwas freischneiden muss.

Das grüne Laub, die Ruhe, das Vogelgezwitscher – Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek und die Ausschussmitglieder Horst Jürgens und Dirk Heitmüller freuten sich über diese würdige Bestattungsmöglichkeit. Heitmüller regte – in Anlehnung an den gestifteten Baum der Partnergemeinde Wieselburg an, eine Hopfenbuche im Ruhewald zu setzen.sts