Die Oldtimer zaubern ein Lächeln aufs Gesicht

Rallye zum PS.SPEICHER-Geburtstag | Feier mit Feuerwerk | Siegerehrung, Teilemarkt

Wer Geburtstag feiert, lädt sich Gäste ein, und so hatte der PS.SPEICHER am Wochenende unzählige Besucher anlässlich des dreijährigen Bestehens. Höhepunkt der Feierlichkeiten war am Sonnabend die PS.SPEICHER-Rallye (zur Fotostrecke), die rund 120 Kilometer durch die Region führte, mit 123 Fahrzeugen, die es fast alle ins Ziel schafften, unterwegs freudig begleitet von etlichen Zuschauern an den Straßen.

Einbeck. Zunächst aber glänzten nicht nur Lack und Chrom, sondern auch die Regentropfen: Immer wieder schickten die Teilnehmer am Sonnabendfrüh den Blick zum Himmel, suchten nach einem kleinen Fetzen Blau. Es konnte doch nicht sein, dass die große Veranstaltung, über Monate geplant und mit beeindruckendem Fahrer- und Fahrzeugfeld, unter einem grauen Himmel, möglicherweise im Regen, stattfinden sollte. PS.Stifter Karl-Heinz Rehkopf hatte aber, wie er am Abend bei der großen Feier Moderator Dennie Klose, augenzwinkernd berichtete, mit »da oben« gut verhandelt: Regen allenfalls am Sonntagnachmittag.

So heiterte das Wetter immer mehr auf. Die Route, die diesmal der Einbecker Automobilclub im ADAC ausgearbeitet hatte, führte zunächst Richtung Stadtoldendorf. Von dort ging es über Dassel und Fredelsloh nach Harste zur Mittagspause. Nach dem Re-Start führte die Tour über Moringen, Iber und Sülbeck mit PS.Depot Lkw + Bus und schließlich zurück zum PS.SPEICHER.

Das Bordbuch hat allen die Orientierung ganz einfach gemacht. Es sei, hieß es bei der Siegerehrung, fehlerfrei, die zu fahrende Route war sehr genau dargestellt, außerdem vor Ort entsprechend gekennzeichnet. Das lobte auch der Vorstand der Kulturstiftung Kornhaus, Holger Eilers, der mit seiner Frau einem Karman Ghia unterwegs war. Die Strecke sei großartig gewesen, und für den reibungslosen Ablauf gebühre den mehr als 60 Helfern unterwegs großer Dank. Auch Gabriele Rehkopf-Adt stimmte in den Dank mit ein: Allen Planern müsse man ein Kompliment für ihre Arbeit aussprechen. Die Strecke habe viel Spaß gemacht. Am Sonntag gab es dafür nochmals Dank und Blumen für Alexander und Veronika Krempig.

An der Rampe in der ehemaligen Raiffeisenstraße wurden alle Fahrzeuge vom Kurator der Ausstellung, Andy Schwietzer, ausführlich vorgestellt. Unterwegs waren verschiedene Aufgaben zu lösen. So musste das Gesamtgewicht von Fahrzeug und Passagieren geschätzt werden – die Überprüfung erfolgte auf der Waage der Biogasanlage am Kreisel. Weiter musste mit einem Rangier-Wagenheber eine vorgegebene Höhe exakt gekurbelt werden, per Augenmaß musste man 60 Zentimeter nach vorn fahren, und der Lenkraddurchmesser des eigenen Fahrzeugs war zu schätzen. Geschick war gefragt beim Eindrehen von Zündkerzen über Kopf. Einige Durch­fahrtskontrollen, die per Stempel quittiert wurden, verhinderten außerdem, dass ungewünschte Abkürzungen gefahren wurden – im Fall der Kontrolle in Fredelsloh hätte man sich damit allerdings auch um ein leckeres Eis gebracht.

Am Start waren bekannte durchaus spektakuläre Fahrzeuge. Gabriele und Karl-Heinz Rehkopf gingen in einem Glas V8 mit 160 PS, an den Start – statt Startnummer durfte der Stifter die Initialen KHR ans Fahrzeug heften. Richtung Iber, verriet er bei der Siegerehrung, habe er ganz schön Gas gegeben, bis seine Frau ihn gebremst habe: Im Rückspiegel sei die Polizei zu sehen. Es handelte sich allerdings um eines der beiden Begleitmotorräder. Ob Porsche verschiedener Baureihen, Käfer als geschlossene Limousine oder Cabriolet. Volkswagen aus den 60ern- oder 70ern, Mercedes Benz, Jaguar, ein Zündapp-Gespann von 1942, »Ente«, Borgward, Vomag-Lkw, Mack-Zugmaschine, Goggo oder Fiat 500: Überall stießen die Teilnehmer auf Begeisterung:

ntgegenkommende Fahrer grüßten sie mit der Lichthupe, und Schaulustige, die es sich in den Dörfern mit der Nachbarschaft auf Bänken oder Klappstühlen bequem gemacht hatten, grüßten vom Straßenrand. Unterwegs waren auf freier Strecke zahllose Kameras und Handys im Anschlag. Stilecht war Dr. Christian Kley unterwegs: Er war als ärztlicher Begleiter in einem Ford Consul dabei, dem ehemaligen Krankenwagen einer Werksfeuerwehr. Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek war wieder im Mercedes Benz 280 SL, der »Pagode«, unterwegs, diesmal mit Sohn Kilian.

Nahezu alle Fahrzeuge erreichten ihr Ziel, lediglich zwei Ausfälle gab es: Georgi Leon ist mit seinem VW Derby kaum über den Start hinaus gekommen, und in Mackensen erwischte es ausgerechnet den Oldtimer-Bulli des ADAC – möglicherweise eine Werbemasche des Clubs, so wurde gewitzelt.

Bei der Siegerehrung konnten sich zunächst der Rallye-Organisator Alexander Krempig und EAC-Vorsitzender Horst Schmenger sowie Manfred Schulz vom Stiftungsrat der Kulturstiftung Kornhaus über Ehrenpreise freuen: Für ihre engagierten Leistungen im Vorfeld der Rallye gehen sie mit Karl-Heinz Rehkopf auf eine eintägige Herrentour, mit einem Fahrzeug nach Wunsch zu einem Ziel nach Wunsch.

Den Pechvogelpreis erhielt Georgi Leon, und der Nachwuchspreis ging an den sechsjährigen Timothy Kindler, Passagier in einem Riley: Er hat den winkenden Zuschauern unterwegs mit einsatzfreudigem Hupen gedankt. Den Lässigkeitspreis erhielten die Polizeibeamten Dirk Johanning und Torsten Müller auf den Motorrädern, die zum Burgergrillen in die Genusswerkstatt eingeladen werden.

Als ältestes »Gesamtpaket« wurden der 82-jährige Erich Vietze und sein Arga von 1924 gewürdigt. Gesamtsieger Motorrad wurden Herbert und Silvia Schröder auf der Wanderer von 1922, Gesamtsieger Lkw Walter Höcker im Vomag. Bei den Automobilen bis 1930 siegte Martin Grundmeyer im Citroen B2, bei den Automobilen bis 1955 Dieter Spangenberg im Hanomag Rekord, bei den Automobilen bis 1975 Carsten Bussmann im Citroen Maserati und bei den Automobilen bis 1987 Uwe Hoffmeister im Audi 80. Über den Gesamtsieg bei den Automobilen freute sich Carsten Bussmann – als Preis gab es eine Übernachtung im »Freigeist« für zwei Personen sowie einen Oldtimer für das Wochenende zur freien Verfügung.

Sammler und Bastler kamen bei einem Teilemarkt auf ihre Kosten: Literatur, Ersatzteile, Sammlerartikel, aber auch komplette Fahrzeuge in unterschiedlichem Zustand wurden angeboten, unter anderem Doubletten aus der PS.Sammlung.

Weiter gab es bei der Geburtstagsfeier Inhaltsschweres: In einer Expertenrunde tauschten sich der Vorsitzende des Bundesverbandes für Clubs klassischer Fahrzeuge, Deuvet, Peter Schneider, der ADAC-Vorsitzende Niedersachsen/Sachsen-Anhalt, Peter Krämer, und der Bundestagsabgeordnete Carsten Müller, Vorsitzender des Parlamentskreises »Automobiles Kulturgut« und im Amphi-Car am Start diskutierten mit Carl Christian Jancke über die Zukunft der Mobilität – und mit welchem Oldtimer sie auf die PS.Rallye 2717 gehen würden.

Leuchtende Grüße in den Himmel schickten am späten Abend ein großer leuchtender Ballon, ein Flak-Scheinwerfer, der mit der Sittensen-Sammlung nach Einbeck gekommen ist, und ein großartiges Höhenfeuerwerk, dessen Abschlussböller weit über die Stadt hinaus zu hören war.ek