»Die Preußen waren einfach große Pragmatiker«

Tag des offenen Denkmals lockte zahlreiche Einbecker zu Führungen ins Kornhaus / Architektur des PS-Speichers vorgestellt

Im Rahmen des Tags des offenen Denkmals luden die Stadt Einbeck zusammen mit der Kulturstiftung Kornhaus am vergangenen Sonntag zur Vorstellung des ehmaligen Kornhauses und des zukünftigem PS-Speichers ein. Durch das 1898/99 errichtete Lagerhaus führte Diplom-Ingenieur Ernst-Georg Nossol, während Architekt Matthias Hosenfeldt die Umbaumaßnahmen für den PS-Speicher erklärte.

Einbeck. Der Tag des offenen Denkmals im Kornhaus stieß auf großes Interesse in der Bevölkerung. Zahlreiche Besucher hatten sich eingefunden, um das Innenleben des Lagerhauses kennenzulernen.

Das sechsstöckige Gebäude, dass 1898/99 von den Preußen erbaut wurde, diente dazu, die seit 1870 durch die sinkenden Getreidepreise verursachte Not in der Bevölkerung zu lindern. »Die Preußen waren einfach große Pragmatiker, man könnte sagen die Römer des Nordens«, stellte Nossol fest. Technische Fortschritte in der Getreideverarbeitung sowie Überproduktionen aus Russland und den USA hätten Mitte des 19. Jahrhunderts den regionalen Bauern zu schaffen gemacht. So sei es vermehrt zu Gründungen von Genossenschaften gekommen. In Einbeck sei ein solcher Zusammenschluss von über 100 Personen um 1897 zustande gekommen. Fünf Jahre nach dem Bau des Kornhauses, wurde es von der Genossenschaft schließlich übernommen.

Generell sei die Getreideproduktion aufgrund der Bodenverhältnisse in und um Einbeck ein einträglicher und wichtiger Markt gewesen. Bereits im Mittelalter habe aufgrund der Bierherstellung ein großer Getreidebedarf vorgeherrscht. Auch bis ins 20. Jahrhundert seien noch Speicher gebaut worden, so habe unter anderem ein Silo an der Stukenbrok-Villa gestanden, bemerkte der Diplom-Ingenieur.

Nach dem geschichtlichen Überblick ging er im weiteren Verlauf des Rundgangs auf die Architektur des Gebäudes ein. So seien beim Bau teilweise alte Bauformen mit Rund- und Spitzbögen in das Konzept aufgegriffen worden. Das Hauptmaterial des 19. Jahrhunderts war der Backstein, auch Klinker genannt, der auch beim Lagerhaus verwendet wurde. Der Backstein war zudem Hauptbestandteil des hannoverschen Stils, der in Einbeck von Conrad Wilhelm Hase geprägt worden sei. Dies sei unter anderem beim Bahnhofsgebäude in Salzderhelden zu sehen, erklärte Nossol. Eine besondere Eigenschaft weise der Bohlenboden auf, der kreuzweise verlegt wurde. Der doppelte Boden habe zwar keine architektonische Bedeutung, sei aber in der Hinsicht nützlich gewesen, dass kein Wasser vom feuchten Getreide durchgedrungen sei. Zudem musste der Boden enorm tragfest sein, da das Getreide hauptsächlich im Mittelteil des Speichers gelagert wurde, um die Wände zu entlasten. Transportiert wurde das Getreide über einen Querverteiler, der unter dem Dach untergebracht war. Die Fenster wurden untypischerweise von West nach Ost ausgerichtet, um die Westwinde für die Trocknung des Getreides nutzen zu können.

An der zweiten Station erklärte Architekt Matthias Hosenfeldt an einer Skizze die künftigen Umbauten für den PS-Speicher. Neben verschiedenen Ausstellungsräumen sei unter anderem eine Schauwerkstatt im Erdgeschoss geplant. Den nach oben hin reichenden Platz im Silo wolle man mit einem Fahrzeugmobilé nutzen. Dort sollen verschiedene Autotypen aufgehangen und mit Strahlern ausgeleuchtet werden, berichtete Hosenfeldt.thp