Die Tage der Kastanie sind gezählt

Verbliebener Baum an der Marktkirche ist von Pilz befallen Leitungsbahnen verstopft

Unzählige Male fotografiert und im Wechsel der Jahreszeiten bewundert, zunächst im Duo, seit einigen Jahren als Solist: die Kastanie(n) an der Ostseite der Marktkirche St. Jacobi. Jetzt sieht der verbliebene Baum immer kümmerlicher aus. Grund ist nicht die anhaltende Trockenheit, sondern eine Krankheit. Der Baum ist von einem Pilz befallen, der die Leitungsbahnen im Innern verstopft. Das führt dazu, dass Blätter und Äste nach und nach absterben. Möglicherweise schon im kommenden Winter, kündigt Stadtgartenmeister Hermann Kempf an, werde man den Baum fällen müssen, denn: »Machen kann man bei diesem Befall leider überhaupt nichts.«

Einbeck. Unklar ist noch, ob der Baum an einem oder zwei Pilzen erkrankt ist: Phytophtora und/oder Verticillium. Sie sind auch für das Sterben anderer Bäume, etwa der Ulmen, verantwortlich.

Beides sind schleimbildende Pilze, die die Leitungsbahnen innerhalb der Pflanze verschließen. Somit gelangen weniger Nährstoffe im Baum nach oben bis in die Kronen, vor allem aber auch weniger Wasser. »Mit der derzeitigen Trockenheit hat der Zustand des Baumes also eigentlich nichts zu tun«, berichtet Hermann Kempf. Allerdings würden die Blätter durch die Hitze mehr Flüssigkeit verdunsten als sonst, ohne dass etwas von unten nachkommen könne, so dass sich die Situation noch verstärkt habe.

Die Gefahr für den Baum ist seit längerem bekannt, übertragen wurde der Pilz durch den Boden beziehungsweise die Wurzeln der vor einigen Jahren gefällten linken Kastanie. Schon damals war davon ausgegangen worden, dass auch der verbleibende Baum erkranken würde. »Wir beobachten ihn nun intensiv seit drei Jahren«, berichtet der Stadtgartenmeister: »Das Laub wird immer kleiner, es fällt früher, aber wir können nichts machen.«

Die eine Seite sei bereits sehr trocken, und nach und nach würden nun die Äste spröde und somit zu einer Gefahr. »In spätestens zwei Jahren wird der Baum völlig abgestorben sein«, fürchtet der Fachmann. Noch sei der Standort relativ geschützt, und innerhalb der Krone seien die Äste auch teilweise vergurtet und somit stabil. Er rechne aber damit, so Kempf, dass der Baum schon über den kommenden Winter weggenommen werden müsse. ek