Diplomatie und Gespräche sind der bessere Weg

Ehrenfriedhof Salzderhelden wurde vor 60 Jahren eingeweiht | Gedenken, Andacht und Kranzniederlegung

Ortsbürgermeister Dirk Heitmüller und Pastorin Annegret Kröger hielten Ansprachen zum 60-jährigen Bestehen des Ehrenfriedhofs in Salzderhelden, und im Rahmen der Gedenkfeier wurden Kränze niedergelegt.

Vor 60 Jahren ist der Salzderheldener Ehrenfriedhof eingeweiht worden. Daran hat der Ortsrat jetzt in einer Feierstunde erinnert, in der Ortsbürgermeister Dirk Heitmüller und Pastorin Annegret Kröger Ansprachen hielten und in der Kränze niedergelegt wurden.

Salzderhelden. Am 14. Juni 1959 wurde der Ehrenfriedhof zum Gedenken an die Opfer der beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts und an die Opfer nationalsozialistischer Gewaltherrschaft eingeweiht, erinnerte Ortsbürgermeister Heitmüller. Regelmäßig zum Volkstrauertag treffe man sich hier zur Erinnerung und Mahnung. Auch der Jahrestag sei dem Gedenken an die Opfer der vergangenen Kriege und von Terror und Gewalt gewidmet.

Wohl jeder habe in seiner Familie eine eigene Geschichte, ein Schicksal, das vom Krieg betroffen sei – das dürfe sich auf keinen Fall wiederholen. Allerdings würden die Erzählungen aus erster Hand Stück für Stück verschwinden. In den 50er Jahren seien sie noch nah und spürbar gewesen. Inzwischen, 74 Jahre nach Kriegsende, verblasse das Erinnern an Verwandte und Freunde, an den Krieg und den Nationalsozialismus. Nicht zuletzt die sinkende Zahl der Teilnehmer an der Gedenkfeier zum Volkstrauertag zeige das. Unheil, Gewalt und Terror hätten ihren Platz aber leider auch im 21. Jahrhundert, der Frieden sei labil.

Um ihn zu erhalten, müsse man miteinander sprechen und sich gegenseitig verstehen lernen. Es gehe bei Auseinandersetzungen heute nicht mehr nur um Land und Grenzen, sondern um Rohstoffe, Ressourcen, Nahrung und Trinkwasser. Weniger Kriege würden von Staaten angezettelt, sondern sie hätten ihre Ursache in Terror und Ideologien zur Zerstörung der Demokratie. »Nur wir selbst können unsere Werte ernsthaft gefährden«, mahnte er. Das gehe schnell, wenn man sich nämlich wegducke und den Mut verliere, für die Werte zu kämpfen. In der Folge hätten Populisten und Extremisten immer stärkeren Zulauf. Er rief dazu auf, Verantwortung und Verständnis für die Menschen zu zeigen, für Nachbarn, für Integrierte aus anderen Kulturen. »So groß wie die Freiheit, die man genießt, ist die Verantwortung, die man trägt«, zitierte er den Schweizer Publizisten Ernst Reinhardt.

»Das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung«, ging Pastorin Annegret Kröger auf Herma Brandenburger ein. Aus den Erinnerungen würden Bausteine der Persönlichkeit. Man habe sie von den Vorfahren empfangen, und sie würden zu einem Fundament des eigenen Lebens. Deshalb müsse man darauf achten, dass diese Bausteine nicht verloren gingen – sonst sei man wie eine Pflanze ohne Wurzeln. Man könne aber auch daraus lernen und die Spuren derer bewahren, die früher gelebt hätten. Die Spuren wolle man in der Erinnerung festhalten.

»Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, ist nicht tot. Er ist nur fern«, so heiße es bei Emanuel Kant. Bei Gott sei niemand vergessen, und gegen das menschliche Vergessen würden auf diesem Friedhof Steine stehen, für Menschen und ihre Schicksale. Im Nationalsozialismus und im Krieg wurde ihnen das Leben genommen. Und egal, auf welcher Seite sie im Leben gestanden hätten und wie sie ums Leben gekommen seien: Hier stünden alle Namen nebeneinander, und vor Gott seien alle gleich. Aus der Erinnerung müsse man Schlüsse ziehen und weiter am Frieden arbeiten, damit man nie wieder solche Gedenkstätten brauche.

Ortsbürgermeister Dirk Heitmüller und Ortsratsmitglied Jörg Brödner legten Kränze in der kleinen Kapelle nieder: für den Ortsrat und für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Zum Beten für und Gedenken an die Opfer von Krieg, Gewalt und Gräueltaten rief der Ortsbürgermeister auf. Er erinnerte an Misshandelte und Verfolgte und an Flüchtlinge, und er betonte, wie wichtig es sei, dass Politiker den Weg für Demokratie, Einigkeit und Recht und Freiheit gehen würden: Diplomatie und Gespräche seien der bessere Weg als der Krieg. Wer den Frieden hüte, bewahre einen teuren Schatz.

Auf dem Friedhof haben 375 deutsche Soldaten von Heer, Luftwaffe, Volkssturm und Wehrmachtsgefolge ihre Ruhestätte. Sie sind überwiegend in den letzten Kriegstagen im April 1945 gefallen und wurden von Dorffriedhöfen und anderen Grabstellen aus den acht südlichen Landkreisen des ehemaligen Regierungsbezirks Hildesheim dorthin überführt und bestattet.ek