Drei Sozialdemokraten sind Kandidaten-Anwärter

Erste Vorstellungsrunde der SPD für die Bürgermeisterwahl mit Dirk Heitmüller, Alexander Kloss, Ulrike Schwartau

Mit Persönlichem und politischen Zielen haben sich die Kandidaten-Anwärter Dirk Heitmüller, Ulrike Schwartau und Alexander Kloss (von rechts) vorgestellt; rechts neben ihnen die Fotos früherer Einbecker SPD-Bürgermeister. Schatzmeister Wolfgang Sckopp (links) und SPD-Vorsitzender Marcus Seidel (Zweiter von links) begleiteten Präsentation und Diskussion.

Einbeck/Billerbeck. Wer sind sie, was haben sie vor, wo möchten sie Schwerpunkte setzen? Die Einbecker SPD hat mit der Auswahl ihres Bürgermeisterkandidaten oder ihrer Bürgermeisterkandidatin für die Wahl am 13. September begonnen. Die Bewerber Dirk Heitmüller, Alexander Kloss und Ulrike Schwartau haben sich jetzt erstmals in Billerbeck den Parteimitgliedern vorgestellt; weitere Veranstaltungen folgen, bevor am 19. März ein endgültiges Votum fällt, welcher Sozialdemokrat Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek herausfordern wird.

Fünf Minuten persönliche Vorstellung, fünf Minuten politische Inhalte, dazwischen und danach Fragen der Mitglieder: Man habe, so der SPD-Vorsitzende Marcus Seidel, ein offenes, faires und transparentes Verfahren zur Kandidatenfindung erarbeitet, was einmalig in der Region sein dürfte. Bewusst sei man dabei auch presseöffentlich: »Wir haben nichts zu verbergen.«

Kommunalpolitik sei ein schwieriges Geschäft geworden, stellte der Vorsitzende der Abteilung Kreiensen/Auf dem Berge, Frank Doods, fest. Ein Bürgermeisteramt mache nicht immer Spaß. Umso schöner sei es, dass man nicht händeringend nach Kandidaten suchen müsse. Drei Kandidaten, das sei in dieser Zeit ein Statement. Man lasse sich bewusst auf dieses Abenteuer der Kandidatensuche ein. Er halte es für ein gutes Format, und es lohne die Sache.

Alles prima: Ein positives Fazit habe Bürgermeisterin Dr. Michalek im Interview mit Stadtradio Göttingen gezogen, erinnerte Rolf Hojnatzki. Selbst der Haushaltssperre habe sie Positives abgewinnen können. Das sei mindestens eine verschönerte Sichtweise, die Wirklichkeit sei anders, stellte der SPD-Fraktionsvorsitzende fest. So habe die Amtsinhaberin keinen Anteil an der von ihr für sich reklamierten Reaktivierung der Bahnstrecke, sie sei eine der größten Kritikerinnen gewesen. Der Neubau des Kindergartens Vogelbeck und ein Strategiewechsel bei der Tiedexer Straße stellten sich aus SPD-Sicht ganz anders dar. Die Bürgermeisterin habe entweder den Überblick verloren, »oder sie hält uns für die letzten Deppen.« Man brauche jemand Neues im Bürgermeisteramt, eine bessere Debattenkultur, mehr Ehrlichkeit. »Wir können den Wechsel herbeiführen«, betonte Hojnatzki, man habe gute Alternativen.
In ausgewürfelter Reihenfolge stellten sich die Kandidaten den Mitgliedern vor: Alexander Kloss, Jahrgang 1976, ist 1995 in die SPD eingetreten. In Ulrich Minkners Buchhandlung holte er sich damals während seiner Ausbildung bei der Sparkasse das Beitrittsformular ab. Dazu bewogen hatten ihn gestandene Sozialdemokraten wie Paul Traupe oder Burghard Jablonski: ehrlich, aufrichtig, verlässlich und glaubhaft als Kommunalpolitiker, bodenständig und verwurzelt. Die SPD, betonte Kloss, sehe er als seine Heimat an. Es gebe viel Gerede, auch viel Blödsinn, sagte er zum Thema Neidgesellschaft: Sein Arbeitgeber zahle seinen Wahlkampf nicht, betonte er, er trete an ohne Netz und doppelten Boden und habe zudem darum gebeten, vom Aufgabenfeld Öffentlichkeitsarbeit dauerhaft entbunden zu werden.

Zu seinen politischen Zielen sagte er, er habe ein 20-Punkte-Programm erstellt, mit dem er Akzente setzen wolle. Moderation statt Konfrontation sei ihm dabei besonders wichtig. Es sei viel Porzellan zerschlagen worden zwischen Rat und Verwaltung, die Gräben wolle er wieder zuschütten im Sinne eines vertrauensvollen Miteinanders. Das sei eine einfache Aufgabe. Man könne streiten, müsse aber auch Vertrauen zueinander haben. Weiter liegt ihm der Masterplan Dorfinfrastruktur am Herzen. Es sei nicht möglich, alles auf jedem Dorf vorzuhalten, man müsse aber Schwerpunkte setzen. Dabei wäre es sinnvoll, Fusionen zu fördern, etwa bei der Feuerwehr. Das sei ein harter Weg, der Geduld erfordere, aber er würde ihn gern mit begleiten. Denkbar sei für ihn auch eine Übernachtungsabgabe in den Hotels, die zielgerichtet genutzt werde für Sauberkeit und »Enthässlichung« der Stadt und eine bessere touristische Aufstellung.

Jahrgang 1969 ist Dirk Heitmüller aus Salzderhelden. Nach einer Ausbildung bei der Deutschen Telekom war er in verschiedenen Bereichen tätig; seit 2013 ist er Mediaberater. Er engagiert sich ehrenamtlich, unter anderem im Förderverein Heldenburg, seine Interessen gelten Multi- und Social Media, er kocht und grillt gern, geht mit Hund und Familie spazieren und widmet sich mittelalterlicher Geschichte. Zur Ortsratskandidatur wurde er 2006 von Helmut Giesel überredet; in der Partei ist er seit 2011, im selben Jahr wurde er im Flecken zum Ortsbürgermeister gewählt.

Politische Erfahrungen hat er als Ratsmitglied in verschiedenen Ausschüssen gesammelt. Damit und mit seiner Tätigkeit als Ortsbürgermeister sei er der Meinung, das Amt ausfüllen zu können. »Ich weiß, wo der Schuh drückt.« Er sei stolz, bei der letzten Kommunalwahl das beste Einzelergebnis erreicht zu haben – da habe er nicht alles falsch gemacht. Ihm sei wichtig, für die »eine« Stadt Einbeck zu arbeiten, ein offenes Ohr für Bürger, Mitarbeiter und Fraktionen zu haben. Er vermisse derzeit eine transparente Kommunikation. Wirtschaftsförderung als Dienstleistung der Stadt müsse Chefsache ein. Denkmalschutz sollte man mit Augenmaß betreiben. Es gebe nicht nur Schwarz und Weiß, sondern er wolle die Grauzone dazwischen in den Fokus nehmen. Er wolle sich für die Bürger, für ein lebens- und liebenswertes Einbeck einsetzen.

Ulrike Schwartau, Jahrgang 1966, beschrieb sich als Mensch mit vielen Gesichtern und Interessen. Eigentlich wollte sie Tanzlehrerin werden, hat sich aber für eine Verwaltungsausbildung als solides Standbein entschieden. Ihre Generation habe das Praktikum erfunden, und so hatte sie verschiedene Jobs, unter anderem Salsa-Lehrerin an der Volkshochschule. Viele Menschen habe sie zu Paaren und glücklich gemacht. Seit 2006 ist sie Verwaltungsmitarbeiterin der Universität Göttingen. 2005 habe sie die Partei unterstützen wollen. Im Stadtverband Göttingen habe sie sich engagiert, jetzt habe sie Anschluss im SPD-Unterbezirk Northeim-Einbeck gefunden. Nach 27 Jahren sei sie wieder nach Einbeck gezogen und die Überraschungskandidatin um die Kandidatur. Das sei ihr leicht gefallen, betonte sie, denn es mache ihr Freude, sich zu engagieren und mitzugestalten.

Einsetzen will sie sich dafür, dass Einbeck eine zukunftsfähige Stadt bleibt, auch mit einer veränderten Bevölkerungsstruktur. Das verlange beispielsweise andere Konzepte für die Wohnquartiere. Versorgungswege müssten verkürzt werden, Nahversorgung müsse sich verbessern. Denkmalschutz müsse auf den Prüfstand, wenn er durch hohe Auflagen dazu beitrage, dass die Innenstadt veröde. Aktive Anwerbung von Unternehmen halte sie für wichtig. Die Bürgermeisterin sei keine »Grüßaugustine«, und so wolle sie Ideen umsetzen, etwa für ein Quartier für Startups. Günstiger Wohnraum und veränderte Kindergartenkonzepte, die auch Schichtarbeit berücksichtigten, seien wichtig für die Menschen. Großveranstaltungen wären ein Weg, Einbeck attraktiv zu machen. Der Zukunftsvertrag solle schnell auslaufen. Die Dörfer müsse man besser anbinden, hier seien Mobilisierungsprogramme erforderlich.

In den Diskussionsrunden ging es beispielsweise darum, wie die drei zur Politik gekommen sind. »Wir sind die Guten. Wenn etwas in der Stadt nach vorn geht, kommt es meistens aus der SPD«, unterstrich Dirk Heitmüller die positiven Erfahrungen, die er mit seiner Partei gemacht habe. Einsatz für soziale Gerechtigkeit und dass es allen gleich gut gehe, das war für ihn ein wichtiger Faktor. Eine Gesellschaft, in der jeder seine Chance nutzen kann, möchte auch Ulrike Schwartau mitgestalten. Die SPD schaffe das inhaltlich am ehesten. Chancen für viele zu schaffen, sei eine der Kernkompetenzen. Nicht nur in der großen Politik, sondern auch im Kleinen könne man viel bewegen, stellte Alexander Kloss fest. Als Einbeck-Fan habe er im Stadtrat Vorbilder in der SPD gefunden, Sich für Schwache einzusetzen, sei ihm wichtig und das habe die SPD immer gut geschafft.

Baumöglichkeiten auf den Dörfern, die Frage bewegte die Mitglieder ebenso wie die Anbindung der Dörfer.

Frustration wurde aus dem ehemaligen Gemeindegebiet Kreiensen laut: Man habe nichts erhalten, was die Orte nach vorne bringe. Das gelte insbesondere bei den Abwasserkosten. Dies seien allerdings Probleme, bei denen die Stadt weiter vertraglich gebunden sei, stellten alle Kandidaten fest. Wenig ändern wollen sie bei den Ortschaftsmitteln. Das System habe sich bewährt, Verteilungskämpfe sollte man nicht eröffnen. Und wenig tun kann ein Verwaltungschef auch für bessere medizinische Versorgung. Da gebe die Kassenärztliche Vereinigung die Taktzahl vor, wobei ein gutes Angebot natürlich eine Stärkung des Standorts Einbeck bedeute.

Wenn es um die Umsetzung politischer Beschlüsse geht, zeigten sich alle Kandidaten-Anwärter offen: Mit den demokratischen Kräften im Rat werde man das Gespräch suchen.ek