»Eine ausgesprochene Freude, hier zu visitieren«

Landessuperintendent Eckhard Gorka war eine Woche lang im Kirchenkreis Leine-Solling unterwegs

Einbeck/Northeim/Dassel. Eine Woche, 30 Termine quer durch den Kirchenkreis Leine-Solling: Landessuperintendent Eckhard Gorka hat eine intensive Woche hinter sich. Er hat den Kirchenkreis Leine-Solling und die Northeimer Gemeinde Leine-Solling visitiert und viele gute Eindrücke gewonnen. Früher, so Eckhard Gorka, sei die alle sechs Jahre stattfindende Visitation durch den Landessuperintendenten dazu gedacht gewesen, Missstände aufzudecken. Heute gehe es vor allem darum zu sehen, ob die Mitarbeiter vor Ort motiviert, ausgebildet und kreativ seien, mit aktuellen und künftigen Anforderungen fertig zu werden.

Können sie sich der Situation der Kirche stellen, können sie in der Kirche und für das Evangelium wirken? »Es ist eine ausgesprochene Freude, hier zu visitieren«, stellte Gorka kurz vor dem Ende der Woche fest. Er habe hochmotivierte und kreative Haupt- und Ehrenamtliche kennengelernt, die Lust hätten, Kirche mitzugestalten. Er sei sehr dankbar für das intensive Besuchsprogramm. Große Skandale? Fehlanzeige.

Auf jeder Ebene sei die Situation vielmehr so, dass er sich keinerlei Sorgen machen müsse. Er sehe gutes Potenzial, so dass man vor der Zukunft nicht zurückzucken müsse. Allerdings, warnte er, müsse man sich vor Überforderung hüten. Das sei nicht überall so, berichtete er. In anderen Kirchenkreisen des Sprengels beziehungsweise erlebe er das auch anders.

Hier hingegen sei er auf großes Engagement getroffen und auf viele Beteiligte, die ihre Kenntnisse aus unterschiedlichen beruflichen Bereichen in den Dienst der Kirche stellen wollten. Ehrenamt sei gerade für viele Kirchenvorsteher längst kein Erbhof mehr.

Mit dem Visitationsteam, so der Landessuperintendent weiter, habe er viel kirchliche Arbeit kennengelernt, die öffentlich sei, aber auch vieles, was vertraulich sei und bleibe. »Seelsorge gehört nicht ins Licht, Diskretion ist unser Kapital.« In vielen Bereich sei der Kirchenkreis Leine-Solling diakonisch tätig und dabei auch zuweilen politisch aktiv. »Unsere Gesellschaft ist so kalt nicht«, auch diese Gewissheit könne er mitnehmen von den zahlreichen Besuchen.

Mit einer besonderen Dichte an diakonischen Angeboten sei Leine-Solling führend. Aber auch Jugendarbeit sei ein Pfund, auf das man stolz sein könne. Das gleiche gelte für Kirchenmusik, die ein wichtiger Kulturfaktor sei, nicht nur hier, sondern in der Landeskirche insgesamt. Und mit allen drei Themen sei Leine-Solling weit vorn.

Aber auch in anderer Hinsicht stehe der Kirchenkreis ganz oben: »Kein anderer Kirchenkreis im Sprengel hat so viele sakrale Gebäude.« Fast 100 seien es. Das sei eine besondere Chance, aber auch eine ziemliche Herausforderung. »Kein Pastor hat bisher den Antrag gestellt, sie loswerden zu wollen«, betonte Gorka. Lust und Last sei das und ein Zeugnis für die unglaubliche Vielfalt kirchlichen Lebens. Allerdings: Auf Dauer werde man nicht alle Gebäude erhalten können, räumte er ein.

»Bei unserem Gebäudemanagement gehen wir dabei «von außen nach innen” vor«, erläuterte Superintendent Jan von Lingen. Pfarrhäuser würden eher verkauft als Kirchen. Mit Blick auf das kommende Jahr liegt Gorka die Kirchenvorstandswahl im März am Herzen, auch dafür hat er geworben: »Bei uns gilt das Priesterturm aller Getauften, Kirche funktioniert nur mit Laienbeteiligung - und dafür brauchen wir das Ehrenamt«, machte er deutlich.

Wer sich als Kirchenvorsteher zur Wahl stelle, müsse mit Einsatzfreude zu dieser anspruchsvollen Aufgabe bereit sein. »Das macht nicht immer Freude, aber es macht immer Sinn.« Dabei werde es immer schwieriger, Menschen zur Mitwirkung zu motivieren. Einig sei man sich, das breite Spektrum an kirchlichen Leistungen zu erhalten, so sein Eindruck: »Tolle Leute arbeiten hier«, lobte er, sie seien kommunikativ und kreativ.

Insbesondere hob er das Superintendenten-Ehepaar Stephanie und Jan von Lingen hervor: Sie hätten sich unglaublich schnell in hochkomplexe Dinge eingearbeitet. Auch diese Lobeshymne könne er nicht überall singen. Allerdings blicke man hier schon auf eine Kirchenkreisfusion, mit der man seit 16 Jahren Erfahrung habe. Andernorts sei das nicht so reibungslos verlaufen.

Viel Positives hat Eckhard Gorka bei seinen Besuchen in Northeim, Uslar, Einbeck, Hardegsen und Lüthorst, bei seinen Gesprächen mit Pastoren, Diakonen, Sozialarbeitern, Kirchenmusikern und Bürgermeistern gehört, aber auch Sorgen wurden angesprochen. Gerade Ältere hätten noch Bilder von Wachstum im Kopf, von einer »guten alten Zeit«. Die Ablösung davon sei schwer und bitter, bringe Enttäuschte Erwartungen.

Sorgen bereite der Erhalt von Kirchen und Gemeinden ebenso wie berufliche Perspektiven. »Kirche bleibt im Dorf, wenn das Dorf in der Kirche bleibt«, erläuterte Jan von Lingen. Mit 60.000 Gemeindemitgliedern verliere der Kirchenkreis anteilig etwas mehr Mitglieder als die Landeskirche - 300 waren es im vergangenen Jahren. »Jeder Austritt sind zwei zuviel«, bedauerte Eckhard Gorka, das tue weh.

Man habe den Anspruch, Kirche zu sein und die Aufgabe gut zu machen - insofern dürfe man angesichts der Entwicklung nicht gleichgültig bleiben. Es gebe aber auch Wiedereintritte, und man könne vermitteln, dass Kirche eine Solidargemeinschaft sei. Leine-Solling gehe verantwortungsbewusst mit Geld um, das konnte Dr. Joachim Hartung, stellvertretender Vorsitzender des Kirchenkreistags, bestätigten.

Man achte darauf, dass man kirchliches Eigentum sinnvoll einsetze. Das Kirchenkreisamt, ergänzte Stephanie von Lingen, biete dabei eine sehr gute Verwaltung: Man werde gut beraten, und das Geld werde zusammengehalten. Engagiert, interessiert und als ehrenamtliches Gremium stets stark besetzt und immer beschlussfähig, so das Lob des Vorsitzenden des Kirchenkreistags, Reinhard Papesch. Das geteilte Leitungsamt sei erst- und einzigartig in der Landeskirche - gern würde man den Stellenanteil für das Ehepaar von Lingen erhöhen, um die erfolgreiche Leitungsarbeit weiter zu sichern.ek