Eigene Kinder: »Bloß nicht so früh«

Einbeck. »Wie war die Nacht«? »Doof! Es hat geschrien und genörgelt, ich musste sechsmal aufstehen, und dann hatte ich nur ein paar Stunden Schlaf.« Sie habe dann, verriet eine Schülerin lachend, am Morgen mehr Make-up genommen, um ausgeschlafener auszusehen. Aber nach so einer Nacht zum Schulstart gleich wieder in die Mathe-Stunde? Das könnte schwierig werden.

Schülerinnen – und ein Schüler – der achten und neunten Klassen der Integrierten Gesamtschule Einbeck (IGS) haben, jeweils in Zweiergruppen, im Rahmen des Projekts »Elternschaft lernen« mit einem Babysimulator erfahren, wie anstrengend es sein kann, sich nahezu rund um die Uhr um ein kleines Kind zu kümmern.

Die Puppen, Real-Care-Simulatoren, zur Verfügung gestellt von Pro Familia Göttingen, sind so groß und so schwer wie ein echtes Baby, und durch einen Computer reagieren sie auch so: Sie haben Hunger, sie brauchen eine frische Windel, sie wollen getröstet werden. Manchmal benötigte sie aber auch nichts, und auch das müsse man aushalten, so Simone Bertram, Schulsozialarbeitern an der IGS, die die Gruppe mit Iris Laskowski von Pro Familia Göttingen und Praktikantin Joana Wolfgang begleitet hat.

Die Schüler haben »ihre« Kinder angezogen, in Decken gewickelt und ihnen Namen gegeben. Beim Treffen im Einbecker Kinder- und Familienservicebüro, einer Anlaufstation, die die Jugendlichen besucht haben, berichteten sie, manchmal hätten sie als vermeintlich so junge Mutter »blöde Blicke« in der Öffentlichkeit bekommen.

Aber auch schöne einige Momente gab es, wenngleich das etwas gehemmt wurde, weil angenehme Tätigkeiten, wie etwa das Baden, nur als »Trockenübung« durchgeführt werden durften – die Technik ließ das nicht anders zu. Und angesichts kühler Witterung fand eine Schülerin einen weiteren Vorteil: »Wenn man das Kind trägt, hat man immer einen warmen Bauch«, lachte sie.

Eigene Kinder? »Bloß nicht so früh«, da waren sich die Schülerinnen und der Schüler einig, denn insbesondere die Nächte waren anstrengend und kurz mit dem »Säugling«, den man auch nicht »einfach so« ablegen durfte: Der eingebaute Computer zeichnete den Umgang mit dem Kind genau auf. Das umfangreiche Informationspaket während der Projekttage umfasste den Besuch verschiedener Beratungsstellen: neben dem EinKiFaBü, über das Lene Garus-Jochumsen informierte, auch Familienberatung, Frühe Hilfen, Sozial- und Lebensberatung der Caritas, Gleichstellungsstelle und Allgemeiner Sozialer Dienst des Jugendamtes. Das Projekt sollte realistische Einstellungen zu Lebens- und Berufsplanung vermitteln, Kontaktmöglichkeiten aufzeigen und die Schüler anregen, über die Elternrolle, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und über Verhütung nachzudenken.

Bei einem Babyquiz konnten die Schüler schließlich unter Beweis stellen, dass sie sich gut in die Bedürfnisse ihres Kindes hineinversetzen konnten und dass sie es mit der notwendigen Umsicht und Zuwendung versorgt haben.ek