Ein Apfelbäumchen für Hoffnung und Erinnerung

Hullersen. »Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.« Die Welt wird hoffentlich heute nicht untergehen, ein schönes Zitat sind die Martin Luther zugeschriebenen Worte allemal. Damit hatte Landrätin Astrid Klinkert-Kittel ihr Grußwort zur Sommerkirche und zum Reformationsjubiläum am 25. Juni in Hullersen begonnen, und damit hat Ortsbürgermeisterin Eunice Schenitzki auch im Namen des Ortsrats jetzt die Gäste begrüßt, die gekommen waren, um mit ihr, mit der Landrätin, mit Bürgermeisterin Dr. Sabine ­Michalek, mit Pastorin Anne Schrader und mit Adolf Everlien ein Apfelbäumchen zu pflanzen.

Die Ansprache damals habe ihr gefallen, sagte sie. Drei Tage vor der Sommerkirche, zu der auch Landesbischof Ralf Meister nach Hullersen gekommen war, ist am Ende der Dorfstraße bei einem Sturm ein alter Apfelbaum entwurzelt worden. In Hullersen ersetze man jeden Baum, der gefällt werden müsse, und somit habe sie die Idee gehabt, gemeinsam mit der Landrätin und mit Pastorin Anne Schrader im Herbst einen Apfelbaum zu pflanzen. Manfred Würfel vom Leineverband habe einen geeigneten Platz gefunden, und er sei auch bereit, die Patenschaft zu übernehmen und den Baum zu gießen.

Ein Termin sei schnell gefunden worden, und nun stehe man nah an der Stelle, an der die Einbecker vorbei gezogen seien nach Hullersen, um lutherische Gottesdienste zu besuchen in dem Ort, in dem die Reformation in der Region 1522 ihren Anfang genommen habe. Die Aktion sei gedacht als Erinnerung an das ereignisreiche Jahr des Reformationsjubiläums und als Zeichen für Mut und Hoffnung. Sie erinnere sich gern an den überwältigenden Gottesdienst, so Landrätin Astrid Klinkert-Kittel, und sie habe Luthers Wort gern aufgegriffen. Dem Apfelbaum wünsche sie, dass er wunderbar wachse und Früchte trage für künftige Generationen.

In Hullersen, das habe sie auch beim Gottesdienst festgestellt, gebe es gelebte Gemeinschaft. Sie möge noch lange so bleiben, »und bleiben Sie auch die tolle Ortschaft, die Sie sind«, wandte sie sich an die Hullerser. Sie habe hier großes Engagement erlebt und Freude, wenn es darum gehe, Maßnahmen umzusetzen. Interessant wäre es, eine Zeitreise zu erleben und zu hören, was die Menschen in 500 Jahren über die heutige Zeit und diesen Tag sagten. Dank gehe an alle, die dazu jetzt und im Vorfeld beigetragen hätten. Der Baum wurde gestiftet von Adolf Everlien von Tannen-Everlien aus Wenzen. Mit dem Gravensteiner, betonte er, habe Eunice Schenitzki eine gute Wahl getroffen. Das sei eine alte, heimische Sorte, die sehr widerstandsfähig sei. Der Baum sei jetzt sieben Jahre alt; in drei bis vier Jahren könne er die ersten Äpfel tragen. Das Zitat, verriet Pastorin Anne Schrader, sei Luther gar nicht sicher zuzuschreiben.

Es passe aber zum kämpferischen Reformator, der sich trotzig Bedenken entgegen stelle und die Hoffnung weitertrage. Wie man einen Apfelbaum pflanze, das sei eigentlich ganz einfach, schmunzelte sie: Man lade einen Landesbischof zum Reformationsjubiläum ins »Bethlehem der Landeskirche« ein, bitte eine Baumschule um Unterstützung, »und schon steht der Apfelbaum.« Der andere Weg sei mühsam, wenn man einen Kern einpflanze und ihn mit Liebe und Pflege heranziehe. Gott schenke den Menschen Neues, sie müssten Geduld haben, denn vieles wachse nicht von allein. Vielleicht hänge einmal eine Schaukel an diesem Baum, oder es werde ein Baumhaus hinein gebaut. Der Baum sei ein Symbol, sich nicht unterkriegen zu lassen, nicht vom unfreundlichen Wetter an diesem Tag, nicht vom politischen Weltgeschehen, nicht von anderen Widrigkeiten. »In Hullersen hält man zusammen«, freute sie sich. Da würde auch sie, frei nach Luther, ein Apfelbäumchen pflanzen.ek