Ein Backofen aus dem 14. Jahrhundert

Tag des offenen Denkmals: Ausgrabungsfunde beim Neubau des Gemeindehauses

Neben der ehema­ligen Superinten­dentur ent­steht das neue Gemeindehaus, die Besucher sahen sich beim »Tag des offenen Denkmals« auf der Bau­stelle um und ­hörten ­Er­läuterungen von Gerald Strohmeier und dem Archäologen Markus Wehmer.

Einbeck. Der Tag des offenen Denkmals stand diesmal unter dem Motto »Sein & Schein – in Geschichte, Architektur und Denkmalpflege«. In mehreren Führungen wurde der Neubau des Gemeindehauses der Kirchengemeinde Einbeck vorgestellt. Im Garten der ehemaligen Superintendentur am Stiftplatz entstehe ein »mutiger Bau«, stellte Gerald Strohmeier fest, der gemeinsam mit dem Archäologen Markus Wehmer die Führung übernahm. »Wenn das Gebäude fertig ist, sieht es aus, als wäre es schon immer so gewesen.«

Falsch sei, dass hier eine Burg gestanden habe, erklärte Wehmer. Der Platz sei allerdings die höchste Stelle in der Altstadt. Bekannt sei, dass es hier in der Eisenzeit eine Siedlung gegeben habe, ebenso in der Hohen Münsterstraße. Aus dem 10./11. Jahrhundert habe man Pfosten von Hausgrundrissen gefunden. Vom Stadtmauerbau im 14. Jahrhundert finden sich Steinmetz-Abfälle. Im Spätmittelalter erfolgte eine Terrassierung des Geländes. Dadurch habe es zum einen besseren Lichteinfall für den dortigen Obstgarten gegeben, gleichzeitig wurde die Stadtmauer gestützt.

1766 wurde das Grundstück von einem Offizier gekauft, der die zwei Häuser, Hausstelle 21 und 22, zusammengelegt hat. Der klassizistische Fachwerkbau wurde 1794 bis 1797 als bürgerliches Wohnhaus errichtet. 1806 wurde das Grundstück vom Stift St. Alexandri gekauft und bis 2000 als Superintendentur genutzt.

In früheren Zeiten gab es einen Brunnen auf dem Gelände, der Hofplatz war gepflastert, es gab eine große Scheune und davor eine Mistgrube., ungefähr drei mal sechs Meter groß und einen halben Meter tief. Darin hat Archäologe Wehmer einiges entdeckt: Gläser, Spielzeug und eine Münze aus dem Jahr 1920. Pfarrer Marahrens, der später unter den Nazis Landesbischof war, hat hier vermutlich Überflüssiges entsorgt. Zudem hat Wehmer einen Backofen aus dem späten 14. Jahrhundert freigelegt, die angelegte Latrine, an die Scheune angebaut, stammt aus dem 18. Jahrhundert. Einige Fundstücke sind in einer Vitrine in der Münsterkirche ausgestellt

Nach Zusammenlegung von vier Kirchengemeinden sollte ein neues Gemeindehaus an diesem Ort entstehen. Auf dem Stiftplatz neu zu bauen oder gar mit der katholischen Gemeinde gemeinsam zu bauen, wurde verworfen. Im Zuge eines Realisierungswettbewerbes entstand schließlich 2017 die Planung für einen Gartensaal als Begegnungsstätte für die Kirchengemeinden. In Anlehnung an Bonhoeffer sagte Strohmeier, dass der Bau in Ehrfurcht vor der Vergangenheit und mit Verantwortung für die Zukunft geplant worden sei.

Die Holzrahmenbauweise sei eine »moderne Antwort auf den Fachwerkbau«, der die Stadt prägt. Der Gartencharakter sollte erhalten bleiben, das Gemeindehaus ist barrierefrei zugänglich, Stellplätze und E-Ladesäule sind eingeplant.

Saniert wurde die Superintendentur, vom Pilz befallenes Holz musste ersetzt werden. Die Wände wurden neu mit Lehm verputzt. Alte Türblätter mit Kastenschlössern sollen erhalten und wieder verwendet werden. Der Charakter des Hauses soll erhalten bleiben und damit auch die große Querdiele sowie die drei Zugänge. Untergebracht werden sollen hier Büros, Toiletten und eine kleine Wohneinheit.

An den Altbau angeschlossen ist der Neubau mit Küche, Foyer, und großem Saal, der in drei Räume geteilt werden kann. Die Gemeinde setzt auf Nachhaltigkeit, hat auf Solarziegel gesetzt, deren Installation sich allerdings verzögert. Und damit ist unklar, ob man das neue Gemeindehaus Weihnachten schon wird nutzen können.sts