Ein »bewegter« Blick in die Dorfgeschichte

Filmnachmittag mit historischen Aufnahmen aus Edemissen findet sehr großen Anklang

Der gute Besuch des Filmnachmittags im Dorfgemeinschaftshaus Edemissen hat die Erwartungen übertroffen.

Edemissen. Ortsheimatpfleger Ernst-August Halbfaß hatte kürzlich alle Edemisser Einwohner zu einem Filmnachmittag mit historischen Aufnahmen in das Dorfgemeinschaftshaus eingeladen. Unter den unerwartet zahlreichen Gästen konnte er auch Ortsbürgermeister Ulrich Vollmer und Stellvertreter Ernst-August Rehkopf begrüßen.

Es wurden drei Filme gezeigt: Der erste Film ist zur 850-Jahr-Feier mit Hilfe von Irmgard und Erich Strauß entstanden. Das Ehepaar hat den Film von der Diaserie des Ortsheimatpflegers zu einem Tonfilm mit dem Titel »Rundgang durch den Heimatort« entwickelt. Begonnen wurde mit der Einschulung der Kinder; Edemissen hatte bereits 1684 eine Schule, der Lehrer war ein Handwerker. 1870/71 musste wegen der großen Schülerzahl neu gebaut werden, die alte Schule wurde verkauft an Familie Rosenplänter.

Von der Kapellengemeinde wurde ein Glockenturm mit einer Glocke installiert. Edemissen hat eine der drei ältesten Glocken Deutschlands, sie wurde vom Kloster Fredelsloh angeschafft und befand sich zuerst in der Nonnenkapelle. 1951/52 musste durch den großen Flüchtlingsstrom erneut eine Schule mit zwei Klassen gebaut werden. Nachdem die Kinder in Drüber die Mittelpunktschule besuchten, wurde das Gebäude zum Dorfgemeinschaftshaus.

Weiter wurden die Gaststätten vorgestellt. Friedrich Stolte hatte die Gastwirtschaft, eine Bäckerei, Landwirtschaft und eine Imkerei. Familie Traupe betrieb eine Gastwirtschaft sowie Landwirtschaft. Mit über 80 Jahren bediente »Tante Berta« die Gäste noch selbst, denn keiner konnte das Bier so zapfen wie sie. Ihr geflügeltes Wort war: »Na, Kindere, wat soll eck jöck denne bringen?« Weiter ging es mit den Schmieden des Dorfes, die älteste auf dem Schmiedebrink von Heinrich Wöhler, Heinrich Schmidt, Harald Eggers und Wilhelm Ernst. r schmiedete den ersten Pflug für die Firma Rabbethge.

Ferner gab es die Bäckerei Walter Eggers so­wie den Stellmacher Adolf Sauthoff. Lebensmittelgeschäfte betrieben Marie Duve, Heinz Schendel, Willi Hesse, Dieter Rabe und Jasmin Niemeyer. Außerdem waren die Kfz-Werkstätten von Harald Eggers, Henning Halbfaß und Marco Ebert zu sehen. Elektromeister Viktor Müller und Zimmermeister August-Wilhelm Schaper – »Dat kreige wei to rechte« – hatten ihre Betriebe ebenfalls im Ort.

Edemissen war schon immer ein landwirtschaftlich geprägtes Dorf, so gab es im Film auch einen längeren Abschnitt über die Ernte, insbesondere das Mähen mit der Sense, dann mit der Handablage und mit dem Mähbinderdreschen mit der dampfkesselbetriebenen Dreschmaschine von Heinrich Eggers. Der größte Fortschritt war der Mähdrescher. In der Ernte waren besonders viele Menschen auf dem Feld im Einsatz beim Garbenaufstellen, beim Einfahren, Kartoffel- und Rübenroden und Hanfrupfen. Die Mahlzeiten wurden oft am Grabenrand eingenommen. Für das Ziehen der Wagen und Ackergeräte wurden Pferd- und Ochsengespann genutzt.

Die letzten beiden Kuhgespanne hatten bis 1956 Wilhelm Klie und Wilhelm Heise. In Edemissen gab es eine Hengstdeckstation der Celler Hengstzucht. Der Stall befand sich beim Gasthaus Traupe. Häuser und Höfe erschienen in altem und neuem Zustand. Am Ende des ersten Films hörte man das Zitat von Mathilde Kohlhorst, 99 Jahre, und Luise Rosowski, 97 Jahre: »So was ett.«

Im zweiten Film war die Übergabe der Grillanlage An der Rebbe mit dem Dank von Ortsbürgermeister Ernst-August Halbfaß an die ehrenamtlichen Helfer zu sehen. Die Feier wurde umrahmt von einem Gottesdienst mit Pastor Geilen und vom Posaunenchor der Kirchengemeinde Iber unter der Leitung von Dieter Kaufmann. Still wurde es, als Chorleiterin Inge Wenzel mit dem MGV zum Singen anstimmte, unter anderem »Grüß Gott mit hellem Klang«, »Aus der Traube in die Tonne«, das »Rennsteiglied« oder »Üse Heimat« von Albert Bertram. Das wurde mit anhaltendem Applaus betont.

Der Ortsheimatpfleger bat um eine Schweigeminute für die verstorbenen Mithelfer und Sponsoren, besonders für Dieter Kaufmann und die langjährige Chorleiterin Inge Wenzel. »Inge würde jetzt sagen: Behaltet mich so in eurem Gedächtnis, wie ich in vielen Stunden bei euch war«, stellte er dazu fest.

Für den dritten Film konnte Halbfaß Walter Rabe gewinnen. Er hat zum Wettbewerb »Unser Dorf soll schöner werden« den Ist-Zustand des Dorfes gefilmt, und Edemissen konnte den mit 2.000 Euro vom Landkreis dotierten ersten Preis gewinnen. Eine Besonderheit in diesem Film war eine Fotoserie von Schlesien mit dem Wahrzeichen, der Schneekoppe, dem Ottmachauer Stausee und der Kirche sowie von Höfen, von denen die Besitzer, 1945 von Russen vertrieben, nach der Flucht nach Edemissen kamen.

Der Ortsheimatpfleger bedankte sich abschließend bei den Helferinnen Doris Halbfaß, Marita Rehkopf, Ulla Vollmer und Christa Kohlhorst mit Blumen – sie hatten für Kaffee und Kuchen gesorgt. Für den unermüdlichen Einsatz für seinen Heimatort dankte der Ortsbürgermeister dem Ortsheimatpfleger mit einem Präsent. Der historische Filmnachmittag wird den Einwohnern noch lange in guter Erinnerung bleiben.oh