Neustädter Kirchplatz

Ein Dutzend Grabstellenfunde

Archäologenfunde von einstigem Friedhof | Nur diese Woche Zeit zum GRaben

Innerhalb weniger Tage konnte Grabungsleiterin Sabine Stoffner mit ihrem Team bereits zwölf Grabstellen entdecken, mit Skeletten sowie einzelnen Knochen von Menschen, die hier einst beerdigt wurden.

Archäologen konnten auf dem Neustädter Kirchplatz ein gutes Dutzend Grabstellen entdecken, »je tiefer, desto mehr«, sowie zahlreiche einzelne Knochen, Schädelfragmente und auch Keramikstücke. Sogar aus der Lage der Eisennägel – etwa zehn Stück bis jetzt – ob hoch oder quer, zieht Grabungsleiterin Sabine Stoffner Erkenntnisse. Hier geht es um die Lage des Sarges. An Verfärbungen im Boden kann die Fachfrau die vergangenen Holz­spuren des Sarges erkennen.

Einbeck. Auf einer Fläche von sechs mal zehn Metern arbeiten dort – nur in dieser Woche – fünf Kräfte von der Grabungsfirma Streichhardt und Wedekind aus Göttingen. »Eine sportliche Zeit«, stellte Stadtarchäologe Markus Wehmer fest, der das Projekt begleitet. Finanziert wird diese planmäßige Grabung, im Zuge der Maßnahmen zur Entfernung der Trafo-Station, von den Stadtwerken und der Stadt. Für Aufsichts- und Übersichtsfotos wurde sogar – mit Genehmigung – eine Drohne eingesetzt. Mauerspuren des Vorgängerbaus, der ersten Neustädter Kirche, hofft man ebenfalls nachzuweisen.

Belegt vom Spätmittelalter bis etwa 1770

Die nördliche Außenmauer der Neustädter Kirche wurde entdeckt, »und da schaute sofort der erste Knochen raus, das erste Schienbein«, freute sich Wehmer. Der Friedhof, angelegt rund um die Kirche, wurde seit dem Spätmittelalter bis etwa 1770 belegt – Gräber aus Platzgründen nach mehreren Jahrzehnten wieder an der gleichen Stelle und deshalb in mehreren Lagen übereinander. Theoretisch können das acht Schichten sein. In der Kirche selbst wurden Wohlhabende und Pastoren beigesetzt.

Um 1753/1756 wurde der dann nur noch genutzte Crucis-Kirchhof angelegt – so beschlossen von der Stadt aus Hygienegründen, erläuterte Stadtarchivarin Dr. Elke Heege. Der östliche Kirchenbereich sei, wegen des Neubaus der Toiletten und der Trafo-Station, seinerzeit bis auf vier Meter Tiefe total zerstört worden.

Göttinger Anthropologin untersucht Skelette

Untersucht werden die Skelette dann von der Anthropologin Kristina Scheelen-Novacek in Göttingen. Sie untersuchte auch bereits jene Funde aus Grabstellen, die bei einem sturmbedingt umgestürzten Baum auf dem Crucis-Kirchhof freigelegt wurden. Familiär gehäufte Auffälligkeiten, zum Beispiel an Wirbeln und Zähnen, könne man feststellen.

Im Kirchenarchiv gebe es noch Namenslisten zu diesem Kirchenbezirk, berichtete Dr. Heege, mit etwas Glück könne man da noch Namen zuordnen. Sie brachte auch eine Kirchen-Rekonstruktionszeichnung ihres Vorgängers, Dr. Erich Plümer, mit. Natürlich sollen die Ergebnisse auch in einem Vortrag beim Einbecker Geschichtsverein vorgestellt werden.des