Ein Filmklassiker, der auch auf der Bühne Charme zeigt

»Harry & Sally«: Bühnenfassung des Hollywood-Erfolgs erhält im Bendow-Theater mit Andreas Elsholz und Sabine Menne viel Beifall

Die Szene hat Filmgeschichte geschrieben, und für die Theaterfassung gab es in Einbeck Szenenapplaus: Als Harry behauptet, er würde es merken, wenn eine Frau ihm im Bett Theater vorspiele, belehrt ihn Sally eindrucksvoll in aller Öffentlich eines Besseren. Viele Anklänge an den Filmerfolg mit Billy Crystal und Meg Ryan in den Titelrollen gab es, aber Autorin Marcy Kahan hat der Geschichte für die Bühnenfassung eigene Akzente verliehen.

Einbeck. Mit der romantischen Komödie »Harry & Sally« war die »Komödie am Alstadtmarkt«, Braunschweig, jetzt im Wilhelm-Bendow-Theater zu Gast.

Harry und Sally lernen sich kennen, als er ihre neu bezogene New Yorker Wohnung streicht. Schnell wird klar: Sally ist extrem pingelig, nichts geht ohne Extra-Wünsche. Die beiden kommen ins Gespräch über Beziehungen, und Harry behauptet, Männer und Frauen könnten nicht befreundet sein, ihnen komme immer der Sex dazwischen. Das streitet Sally ab, sie fühlt sich von Harry angemacht und weist ihn schroff zurück, ist er doch der Freund ihrer besten Freundin.

Fünf Jahre später treffen sich beide zufällig wieder: Sally hat einen Freund, mit Jo scheint sie sehr glücklich zu sein; Harry steht kurz vor der Hochzeit mit Helen. Das Wiedersehen bleibt etwas an der Oberfläche, beide konzentrieren sich auf ihre jeweiligen Beziehungen.

Beim nächsten Wiedersehen ein paar Jahre später ist Sally frisch getrennt, und dennoch bringt sie die Kraft auf, ihre Freundin Mary zu trösten, die an einer unglücklichen Affäre mit einem verheirateten Mann festhält. Harry ist ebenfalls getrennt, seine Frau betrügt ihn. Zwischen Harry und Sally keimt doch so etwas wie eine Freundschaft, sie treffen sich oft, reden viel – und Sally erklärt ihm die Frauen, beispielsweise mit der Orgasmus-Szene. Bei einer gemeinsamen Silvesterfeier verabreden sie sich schon fürs nächste Jahr, damit niemand, sollte er keine Beziehung haben, allein bleiben muss. Um einer neuen Liebe etwas nachzuhelfen, will Harry seinen besten Freund Jack mit Sally verkuppeln, und Sally möchte Mary und Harry zusammenbringen. Das Vorhaben geht gründlich daneben, denn die beiden »Kuppel-Opfer« reagieren nicht auf die vorgesehenen Partner, sondern zwischen ihnen funkt es sofort. Das Glück, das die beiden fortan ausstrahlen, macht Harry miesepeterig, er warnt, dass man sich eines Tages sogar um etwas so Hässliches wie einen jodelnden Flamingo vor dem Scheidungsrichter streiten werde. Als Sallys Ex-Freund Jo heiratet, ist auch sie völlig am Boden. Trost sucht sie bei Harry, und er lässt sich von ihr und ihren großen verheulten Augen verführen.

Die gemeinsame Nacht trübt ihr Verhältnis, sie können nicht mehr unbefangen miteinander umgehen. Sally flieht vor Harry, will nicht sein ewiger Trostpreis sein. Vor der Silvesterfeier, zu der sie eigentlich langfristig verabredet waren, will sie ausweichen, aber er gesteht ihr seine Liebe – für viele Dinge, die sie so kompliziert, aber auch so einzigartig machen. Ihr »Ich hasse dich ...« geht im Kuss unter.

Wie im Film gibt es zwischen den einzelnen Bildern einige Kurzinterviews mit langjährig glücklich verheirateten Paaren, hier vorgestellt als Kunstinstallation von Sallys Freundin Mary.

Mit Andreas Elsholz und Sabine Menne, beides bekannte Fernsehstars, waren die Titelfiguren hervorragend besetzt, aber auch Leena Fahje und Andreas Werth als Mary und Jack sowie in verschiedenen weiteren Rollen konnten überzeugen. Regisseur Florian Battermann hat mit der »Komödie am Alstadtmarkt« in Braunschweig Rob Reiners Filmklassiker für die Bühne eingerichtet, einiges neu arrangiert, anderes gekürzt, aber den komödiantischen Kern belassen. Nora Ephrons Stück hat auch nach mehr als 20 Jahren nichts von seinem Charme verloren, die Geschichte von Männern und Frauen ist und bleibt in ihren vielen Facetten einfach zeitlos, und Wortwitz und Situationskomik brachten auch das Einbecker Publikum zum Lachen, das sich mit viel Applaus bedankte.ek