Ausschuss für Bauen und Stadtentwicklung

Ein gläserner Aufzug für die Südseite

Barrierefreien Zugang zum Alten Rathaus schaffen | Behinderten-WC | Umplanungen für den Keller

So könnte es aussehen: Das Büro Evers hat bei der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Bauen und Stadtentwicklung eine überarbeitete Planung für die barrierefreie Erschließung des Alten Rathauses vorgestellt.

Das Alte Rathaus soll umgebaut und dabei barrierefrei erschlossen werden. Dafür hat sich der Ausschuss für Bauen und Stadtentwicklung bei seiner jüngsten Sitzung mit großer Mehrheit ausgesprochen. Die Erschließung soll, das hat Planer Marco Evers erläutert, über einen gläsernen Fahrstuhlanbau an der Südseite des Gebäudes erfolgen. Im Zuge des Umbaus ist auch eine behindertengerechte Toilette vorgesehen.

Einbeck. Einen Dringlichkeitsantrag auf Absetzung dieses Tagesordnungspunktes hatte die Gruppe »Liberal und klar« gestellt. Alexander Kloss, parteilos, und die FDP-Ratsmitglieder hatten alternative Vorschläge gemacht, etwa zu einem Behinderten-WC: Dafür könnte man nach einigen Umbauten die Toilette in der Sparkassen-Passage nutzen. Eine Erschließung des Gebäudes wäre auf einem anderen und vor allem kostengünstigeren Weg möglich.

Die Dringlichkeit begründete Kloss in der Sitzung damit, er habe erst »vor ganz kurzer Zeit« ein Gespräch mit dem Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse geführt. Deshalb hielte er es für besser, wenn das Thema noch einmal »eine Schleife durch die Verwaltung« drehe, damit ein Vertrag zwischen Sparkasse und Stadt zum WC in der Passage geschlossen werde, und dann sollte man das Umbau-Thema wieder fortführen. Dieser Vorschlag wurde abgelehnt, der Tagesordnungspunkt wie geplant beraten.

Marco Evers von Evers Architekten aus Hildesheim, dem beauftragten Planungsbüro, erinnerte, dass man bereits 2016 die barrierefreie Erschließung des Alten Rathauses untersucht habe. Aus verschiedenen Varianten für den Aufzug habe man damals den Standort am Ostgiebel gewählt, um möglichst viel Fläche im Gebäude barrierefrei zu erschließen. Die Untersuchung des Gewölbekellers mit ihren neuen Erkenntnissen habe aber dazu geführt, diesen Ansatz zu überdenken. Als neuer Standort sei jetzt die Südseite de Rathauses an der Ecke Hallenplan gefunden worden. Man habe die Planungen entsprechend angepasst.

Der Zugang ins Gebäude erfolge dann über das jetzige Stuhllager, von da aus werde das Erdgeschoss zugänglich gemacht. Hier seien auch Toiletten einschließlich eines Behinderten-WCs geplant. Neu organisiert werde der bisherige Windfang. Der vorhandene Treppenabgang von der Rathaushalle zum Vorraum des Tresors im Kellergeschoss soll geschlossen werden. Zur Verbesserung des Schallschutzes und der Akustik im Inneren der Rathaushalle sieht die Planung innen den Einbau von zusätzlichen Fenstern vor. Die Fenster sind als Ergänzung zu den vorhandenen historischen Fenstern geplant. Für die Wandflächen auf den Stirnseiten der Rathaushalle sind akustische Verbesserungen in Form von Schallschutzpaneelen vorgesehen.

Grundlegende Änderungen werde es im Gewölbekeller hinsichtlich der Begehbarkeit geben, kündigte Evers weiter an. Die multifunktionale Nutzung könne nur unter anderen Voraussetzungen ermöglicht werden. So ist der Keller über einen neu herzustellenden Zugang über den ebenfalls neuen Lichthof erreichbar, sowohl über eine neue Außentreppe als auch barrierefrei über den geplanten Aufzug. Der Keller soll künftig verstärkt im Rahmen von Rathaus- beziehungsweise Stadtführungen sowie für Zwecke der Museumspädagogik genutzt werden. Hierzu sieht die Planung vor, auf dem vorhandenen Fußboden einen zusätzlichen Besuchersteg zu installieren, der es erlaubt, die Geschichte des Rathauses direkt vor Ort zu zeigen und zu erläutern. Als Metall-Konstruktion liegt dieser Steg in einer Höhe von etwa 15 bis 20 Zentimetern über dem vorhandenen Fußbodenniveau mit den darin befindlichen archäologischen Werten und lenkt die Besucher durch das Gewölbe. Über den geplanten Weg werden auch der historische Tresorraum sowie dessen Vorraum als möglicher Standort für die Präsentation des Stadtmodells integriert.

Als Sammel- und Treffpunkt für Gruppen dienen Verbreiterungen der Steganlage sowie die vorhandene Fläche des mit Sandstein belegten Fußbodens. Sie bieten auch die Möglichkeit für die Durchführung von kleineren Veranstaltungen.

Durch die neu herzustellenden Wanddurchbrüche in Richtung der öffentlichen WC-Anlage im Rathauskeller werden die erforderlichen Rettungswege organisiert und andererseits auch die Nutzung der Toiletten aus Richtung des Gewölbekellers ermöglicht.

»Für uns ist das rund geworden«, stellte Dirk Ebrecht, CDU, fest. Die Umplanung sei wegen der Belange des historischen Bauwerks erforderlich, sie spiegele, was man sich wünsche. Es gehe um eine bessere Nutzbarkeit und das Ende der Provisorien. Man habe lange geplant und sollte jetzt Lösungen finden und weiterkommen. Wenn diese Vorschläge zudem günstiger seien als die ersten Überlegungen, verstehe er die Kritik am Vorhaben nicht so ganz.

Das Alte Rathaus mal »aufzuhübschen«, das sei die ursprüngliche Idee gewesen, erinnerte Dirk Heitmüller, SPD, und das sei Jahre her. Weiter habe man beschlossen, die Fassade erst in Angriff zu nehmen, wenn man auch den Umbau angehe, und es sei gut, dass man nun so weit sei. Wenn man bei den ersten Planungen Fehler gemacht habe, habe man jetzt doch andere Lösungen gefunden. Barrierefreiheit sei heute sehr wichtig, betonte er. Wenn man das Objekt einmal anfasse, sollte man das gewährleisten und so beispielsweise auch dafür sorgen, dass die möglicherweise gehbehinderten Großeltern zur Trauung der Enkel mit ins Standesamt könnten, mit Hilfe eines Fahrstuhls.

Er könne nur den Kopf darüber schütteln, was hier an Steuergeldern verplant werde, sagte Hilmar Kahle, FDP. Man sollte auch an Folgekosten für den Fahrstuhl denken. Die FDP halte diesen Umgang mit Geld nicht für gut.

Die Notwendigkeit eines barrierefreien Zugangs sei für ihn unbestritten, betonte Dietmar Bartels, Grüne, und das gelte auch für das Behinderten-WC. Er verstehe aber den Sinneswandel beim Keller nicht: Die Häufigkeit der Führungen dort rechtfertige solche Summen nicht. Den Keller sollte man so lassen, wie er sei.

Das Vorhaben sei von der Politik positiv und einstimmig über Jahre begleitet worden, hob Antje Sölter, CDU, hervor. Es sei mutig, jetzt Fehler einzugestehen und notwendige Korrekturen vorzunehmen. Die Akzeptanz eines gläsernen Fahrstuhls sei auch eine Generationenfrage, vermutete sie, dürfte aber letztlich kein Problem sein. Das Äußere des Wahrzeichens könne man erst verschönern, wenn innen alles abgeschlossen sei.

Die erforderliche Summe sei groß, räumte Bauamtsleiter Joachim Mertens ein. Im Raum stehen rund 947.000 Euro. Damit sei das Vorhaben günstiger als die frühere Planung, stellte er fest. Eine Förderung über das Programm »Lebendige Zentren« wäre bis zu einer Höhe von zwei Dritteln möglich, darüber müsse man aber noch verhandeln. Der Keller sei absolut sehenswert und auch museal interessant. Es gebe viel zu erklären, und es wäre schade, wenn er ungenutzt bliebe, weil man dieses Geschoss nicht erschließen wolle. Auch die Touristik habe sich dafür ausgesprochen, ihn stärker zu nutzen.

Geplant werde seit Jahren, blickte Klaus-Reiner Schütte, SPD, zurück. Man könne das Alte Rathaus jetzt fit machen für die Zukunft, es mit noch mehr Leben füllen, und da könne er nur zustimmen. Wenn man innen fertig sei, sei der Weg frei, an die Fassade zu denken und somit die Substanz zu erhalten. Mit dem Umbau werde man auch Akustik und Präsentationstechnik verbessern und auf einen Stand bringen, wie eine Stadt wie Einbeck ihn verdient habe.

Der geänderten Entwurfsplanung wurde mit deutlicher Mehrheit – gegen die Stimme von Hilmar Kahle und bei Enthaltung von Dietmar Bartels – zugestimmt.ek