Ein kulturelles Zeichen des Mutes setzen

Kulturkrafttage sollen im kommenden März im PS.SPEICHER stattfinden | Musik und Sprache, Nähe trotz Abstand

Schauspielerin Julia Hansen ist die Künstlerische Leiterin und eine der Mitwirkenden der Kulturkrafttage in Einbeck im kommenden März.

Einbeck. Kraft geben für die Kultur, Kraft geben durch Kultur: Ein neues Kulturfestival gibt es in Südniedersachsen im kommenden Jahr: Vom 19. bis 21. März finden im PS.SPEICHER in Einbeck die ersten Kulturkrafttage statt. Als Künstler dabei sind unter anderem Martin Stadtfest, Ulrich Turkur & Die Rhythmus Boys, Charles Brauer, Julia Hansen, Heikko Deutschmann sowie Fotograf Frank Stefan Kimmel. »Trotzdem«, dieses Wort hat sich der für dieses Festival gegründete Verein als Motto gegeben: Geplant werde trotz und mit Corona.

»Wir möchten im kommenden Jahr mit einem Paukenschlag ein Zeichen setzen, wie wichtig und relevant live und unmittelbar erlebte Kultur gerade in diesen Zeiten ist. Sie ist unser aller Seelennahrung«, stellt Julia Hansen fest. Die Schauspielerin ist die Künstlerische Leiterin der Kulturkrafttage, die über 2021 hinaus zu einer festen Reihe werden sollen.

Außergewöhnliches an außergewöhnlichem Ort

»Trotzdem«, das sei die Antwort darauf, wie es zur Idee gekommen sei, erläutert der Vorsitzende des Vereins Kulturkrafttage, Dr. Andreas J. Büchting. Trotz der widrigen Umstände habe man sich dazu entschlossen. Den Anstoß gegeben habe »die trotzige Julia« (Hansen), die durch Corona plötzlich keine Bühne mehr hatte. Sie habe daraufhin ihr Netzwerk aus vielen Künstlern aktiviert und einen besonderen Ort für ein Festival gesucht – den PS.SPEICHER, ein einmaliges Event-Museum für Mobilität, das nicht nur alte Fahrzeuge biete, sondern mit der PS.Halle auch die »Hülle« für die Kulturkrafttage. Man wolle hier ein Zeichen setzen für schwierige Tage, außergewöhnliche Künstler an einem außergewöhnlichen Ort auftreten lassen. »Er eignet sich hervorragend für ein neues Kulturfestival und passt sehr gut dazu«, betont der Vorsitzende. Man wolle damit eine Brücke bauen zwischen den Künstlern und Menschen, die bei den Auftritten dabei sein wollten. »Besonders freue ich mich darüber, dass wir so engagierte Förderer gefunden haben, die es wagen, mit uns diesen Weg zu gehen und ein neues Kulturevent ab der ersten Stunde zu unterstützen«, hob er in der virtuell abgehaltenen Pressevorstellung hervor. Das zeige das große Interesse an Kultur in der Region.

Träger der Kulturkrafttage ist der neu gegründete gemeinnützige Verein. Förderer sind bisher die AKB-Stiftung, Bajohr OptecMed, KWS Saat, Sartorius, die Stiftung Niedersachsen, der PS.SPEICHER und der Deutsche Musikrat, und auch weitere Persönlichkeiten konnten begeistert werden.

»Ein Geschenk in diesen Zeiten«

Als Fest der Sprache und der Musik sieht Julia Hansen die Kulturkrafttage, mit Veranstaltungen auf hohem Niveau und wunderbaren Künstlern. Die Sängerin und Schauspielerin war nach ihrem Studium an der Folkwang-Schule in Essen lange fest angestellt; seit zehn Jahren ist sie freischaffend; in dieser Zeit war sie sehr breitgefächert tätig, hat, viele Künstler-Freunde kennengelernt und nun die Idee ausgearbeitet, das zusammenzubringen unter dem Dach der PS.Halle. »Da steckt richtig viel Kraft drin«, bestätigt sie, und deshalb könne man auch Kultur dort stattfinden lassen. So schaffe man ein Zeichen des Mutes über Südniedersachsen hinaus. Die Kulturlandschaft, ist sie sicher, werde sich verändern, und dafür brauche man Mut. Dass man etwas wie die Kulturkrafttage habe, sei ein Geschenk in diesen Zeiten. Kulturelle Begegnungen seien wichtig, man müsse sie hoch halten.

Geplant würden nicht nur die ersten Kulturkrafttage, sondern dieses Festival sei das erste, das mit Corona geplant werde. Hygienekonzept, Lüftung, Abstandsmöglichkeiten – in der PS.Halle sei alles gegeben. Vermutlich werde man die Kapazität nur zu einem Drittel nutzen können, aber diese Plätze könne man besetzen.

Den Auftakt macht am Freitag, 19. März, ab 19.30 Uhr Pianist Martin Stadtfeld mit Werken von Händel, Brahms und Schubert. Er wird festlich die Türen öffnen zu der Kulturreihe. Zur »blauen Stunde« ist am Sonnabend, 20. März, ab 17 Uhr Charles Brauer mit dem Eliot Quartett zu Gast. Er liest Werke von Brecht, Celan, Benn, Shakespeare und anderen, die Musiker haben Kompositionen von Haydn, Mendelssohn-Bartholdy, Shostakovich und Pärt auf dem Programm. Anschließend werden zur Late Night Ulrich Tukur & die Rhythmus Boys erwartet. »Rhythmus in Dosen« heißt ihr »Jubiläumsprogramm«. Der Sonntag, 21. März, bietet ab 11 Uhr eine Matinee mit einer Lesung von Julia Hansen und Heikko Deutschmann; Rhani Krija, Percussion, Jörg Siebenhaar, Piano und Akkordeon, und Thomas Zander, Saxophon, sind beim »lyrischen Intermezzo« mit dem Titel »Heine meets Jazz« musikalisch dabei.

Fotoausstellung im Forum

Das Programm verbindet Musik und Sprache. Ziel ist es, trotz des momentan notwendigen Abstands eine besondere Nähe zwischen Publikum und Künstlern zu vermitteln. Im Forum des PS-SPEICHERs wird der Göttinger Fotograf Frank Stefan Kimmel zum Thema »Auftritt« Fotos zeigen, die er in den vergangenen Jahren unmittelbar vor und nach Bühnenauftritten gemacht hat. Ein solcher Auftritt mache etwas mit den Künstlern – die 25 Bilder zeigten das. Außerdem wird er Interviews aufnehmen. Die Gespräche sollen in diesem Sinn ebenfalls die Verbindung zwischen Bühne und Publikum bereichern. Es sei derzeit nicht selbstverständlich, Kultur live zu erleben. Trotz der erforderlichen Distanz sollen die Gespräche Nähe erzeugen und dazu beitragen, die Künstler anders als im Auftrittskontext kennenzulernenen. Die Ausstellung ist auch nach dem Festival noch eine Woche lang zu sehen.

»Bekannte Gesichter brauchen die Bühne ebenso wie Newcomer«, weiß Julia Hansen. »Wir alle dürsten nach Live-Auftritten.« Die Organisatoren sind zuversichtlich, dass die Kulturkrafttage stattfinden können: »Mutig und couragiert gehen wir vorwärts«, so das Planer- Team. »Wir freuen uns auf 2021 und auf die folgenden Jahre und wünschen uns, dass der Funke überspringt.« Details zum Programm sind unter www.kulturkrafttage.de zu finden. Karten gibt es dem 4. Januar nur über das Reservix-Portal, u.a. im »EM«-Ladengeschäft.ek