NDR-Drehtage in Einbeck

Ein Tag hinter den Kulissen

Dokumentation »Superbauten des Nordens« mit Szenen in Einbeck | Einbecker Morgenpost am Set in Edesheim

Ton läuft, Klappe, Action: Der Einbecker Christian Grebenstein (vorne rechts) ist als Komparse bei der NDR-Doku dabei.

Einbeck/Edesheim. »Einbeck hat viel zu bieten«, erklärt Dietrich Duppel, Regisseur der NDR-Dokumentation »Superbauten des Nordens«. Der Marktplatz, eine Wiese in der Nähe von Edesheim und das Alte Rathaus in Einbeck seien als Drehorte ausgewählt worden. Im Wege eines Komparsen-Castings sind einige Einbecker ausgewählt worden, um als Marketender, Landsknecht oder Magd beim Dreh mitzuwirken. Weil ein Mitarbeiter der Einbecker Morgenpost unter den auserwählten Landsknechten war, konnten wir einen exklusiven Blick hinter die Kulissen werfen.

Der Drehtag beginnt. 8.45 Uhr, Tiedexer Straße 20, Garderobe: In freudiger Erwartung eines spannenden Tages geht es erstmal in die Garderobe, das richtige Landsknecht-Outfit auswählen. Nach ein paar Minuten, die man in Unterbuxe im Ankleideraum gewartet hat, bekommt man eine ärmellose Ledertunika, Lederstiefel und eine zerschlissene Stoffhose in die Hand gedrückt. Wenige Minuten später sitzt man bereits im Shuttlebus Richtung Set.

10 Uhr, Wiese nahe Edesheim, Drehort: Das kleine mittelalterliche Zeltlager, das von Wohnmobilen und Technik-Lkws flankiert wird, ist bereits in Bewegung. Die Szenen mit Kaiser und Kaiserin werden gedreht. Die Landsknechte dürfen zunächst in die Garderobe, um mittelaltertauglich gemacht zu werden. Das heißt:- eine Menge Schmutz auf Gesicht und Arme, die Haare verwuscheln und ab ins Scheinwerferlicht. In dieser Phase zeigt sich bereits, dass »Warten« ein ständiger Begleiter bei Dreharbeiten ist.

10.30 Uhr, drehfertig, 11.30 Uhr, Kamera läuft: Die Szene mit Morgenpost-Beteiligung ist schmutzig, nass, lautstark, beleidigend und auch ein wenig brutal. Drei tüchtige Landsknechte schieben ihren beladenen Karren über einen Feldweg, als sie plötzlich von einer Kinderschar als »Schweineschwänze« beleidigt werden.

Der Chef-Landsknecht lässt sich das natürlich nicht gefallen und bewirft die Kinder schimpfend mit Äpfeln. Als die Mutter der Kinder die Szenerie betritt und den Landsknecht auffordert, ihre Kinder in Ruhe zu lassen und ihr wenigstens ein Huhn und ein Sack Getreide zu geben, tritt die Düsterheit des Mittelalters zutage. Der Landsknecht schnappt sich ein Huhn aus dem Käfig, hackt ihm den Kopf ab und wirft der armen Frau lachend das abgehackte Haupt zu. Während er die schreiende und zappelnde Frau wegschleppt, schieben die anderen beiden Landsknechte (einer der beiden ist der tapfere und frierende »EM«-Mitarbeiter) den Karren weiter.

Was sich anhört wie eine Fünf-Minuten-Angelegenheit, hat dann doch mehr als drei Stunden gedauert. Das Team aus Regisseur, Aufnahmeleitung, Kamera, Ton, Licht, Maske, Garderobe und Darstellern macht nämlich viel mehr, als nur eine Szene aus einer Perspektive in den Kasten zu bringen.

Erst wird die »Totale« gedreht, also ein großer Bildausschnitt in dem möglichst viele Beteiligte zu sehen sind. Dann kommen die einzelnen Nahaufnahmen der gleichen Szene, also: Was macht der böse Landsknecht, die schimpfende Mutter und die frechen Kinder (die schiebenden und ziehenden Landsknechte, bekamen etwas weniger Aufmerksamkeit) aus nächster Nähe betrachtet? Anschließend wurde die Szene aus weiteren Perspektiven aufgenommen, um beim Schnitt mehr Variationen zur Verfügung zu haben.

Die Lockerheit die der Regisseur und sein Team am Set ausgestrahlt haben, überträgt sich während der Dreharbeiten auch auf die Komparsen. Ab 15 Uhr werden noch »Füller« mit ausschließlich deren Beteiligung gedreht. Konzentriert und dynamisch geht man ans Werk. Es wird gelacht, geschimpft, gewürfelt , Klingen werden geschärft und eine lüsterne Magd zog einen betrunkenen Morgenpost-Komparsen zu einer »Schlummerstunde« in ihr Zelt.

Eindrücke vom Set gibt es in unserer Mediathek.

Die Ausstrahlung von »Superbauten des Nordens« wird aber noch etwas auf sich warten lassen. »Wir denken, im Februar 2018 wird die Doku laufen«, schätzt Regisseur Duppel.kw