Ausschuss für Umwelt, Energie und Bau

Ein Wohnzimmer für die Stadt schaffen

Zweiter Bauabschnitt Wissensquartier: Architekten stellen Gewinner-Entwurf für Anbau für Bibliothek und Archiv vor

Den zweiten Bauabschnitt des Wissensquartiers mit einem Anbau an das Stadtmuseum für Stadt­bibliothek und Stadtarchiv haben Vertreter des Architekturbüros Mosaik aus Hannover jetzt vorgestellt – hier ein Teil der Darstellung beim Architekturwettbewerb.

Den Siegerentwurf des Architektenwettbewerbs für den zweiten Bauabschnitt des Wissensquartiers haben Vertreter des Architekturbüros Mosaik aus Hannover jetzt im Ausschuss für Umwelt, Energie und Bau vorgestellt. Der erste Bauabschnitt, mit dem bereits begonnen wurde, umfasst den Neubau des Kindergartens Münstermauer. Dafür sind etwa zwei Jahre vorgesehen. Mit dem zweiten Bauabschnitt sollen die Stadtbibliothek und das Stadtarchiv in einem Neubau, der unmittelbar an das Stadtmuseum anschließt, untergebracht werden. Dahinter steht die Idee, einen zentralen Ort der Bildung, der Kultur und der Begegnung zu schaffen.

Einbeck. Dafür hat die Stadt Einbeck einen Architektenwettbewerb veranstaltet, an dem sich 13 Büros mit ganz unterschiedlichen Entwürfen beteiligt habe. Mitte Juli wurde der Vorschlag des Architekturbüros Mosaik aus Hannover mit dem ersten Preis gewürdigt (»EM« berichtete).

Lev Wilhelmsen und Jan Uetzmann waren anwesend, um die Ideen für das Wissensquartier zu präsentieren. Es sei interessant gewesen, so Wilhelmsen, im Rahmen des Wettbewerbs über den Tellerrand hinaus zu schauen und sich mit einem Stück Stadt zu beschäftigen und im Kontext zu denken. Der Ort sollte nicht aus den vorhandene Strukturen herausfallen, er sollte kein Ufo sein, das dort nicht hingehöre, sondern ein Haus, das sich benehme und einfüge. Gewünscht wurde ein dritter Ort, ein Wohnzimmer für die Stadt, mit möglichst niedrigschwelligem Zugang. Der wurde nicht über ein abgeschlossenes Foyer geschaffen, sondern über einen Platz im Innern des Gebiets, einfach zu erreichen für die Besucher. Das Gebäude, erläuterte der Planer, nehme sich hier zunächst weit zurück, man erkenne das Neue erst auf den zweiten Blick – aber dann sei es auch da.

Der multifunktionale Platz kann für unterschiedliche Zwecke genutzt werden: als Treffpunkt, für Veranstaltungen oder als mobile Bühne, als Ort des Wissens und der Kultur.

Die Frage, wie sich Alt und Neu miteinander verbinden könnten, habe man durch eine neue Eingangs- und Auftaktsituation gelöst, der Platz sei deshalb auch so wichtig. Er geht über in ein Empfangsfoyer, das die Maße des Bestandes aufnimmt und weiterführt. Hier befindet sich der Haupteingang für das neue und das alte Gebäude; auf der Rückseite wird ein Nutz-Eingang angelegt.

Über ein neues Treppenhaus soll das Stadtmuseum barrierefrei erschlossen werden. Das Gebäude aus unterschiedlichen Bauzeiten weist verschiedene Geschosshöhen auf. Ausgleichen kann man das durch einen Durch­ladeaufzug, und an einer Stelle wird ein Podestlift eingebaut. Für das Foyer ist eine Bühnensituation eingeplant. Im ersten Ober­geschoss des Neubaus wird die Bibliothek untergebracht, die zudem auch in die jetzigen Museumsräume mit einfließen soll. Das Durchmischen und Voneinanderleben sei gewollt. Eine Verbindung zwischen Alt- und Neubau ergebe sich über eine Glasfuge, der Übergang erfolge über eine kleine Brücke.

Die Kubatur greife den Bestand auf, man habe sich aber für einen zweigeteilten Baukörper entschieden. Eine gute Flächeneffizienz werde die Kosten senken. Das Haus füge sich in die Umgebung ein. »Wir wollten einfach ein klares Haus, auch im Material, ein Ur-Haus«, erläuterte Tev Wilhelmsen. Das bedeute eine klar definierte Fassade, die sich an der Holzverschalung der jetzigen Museumsrückseite orientiere, wobei man sich auch nicht in allen Details dem Altbau angenähert habe. Das Zusammenspiel von Alt und Neu hat dabei eine hohe Bedeutung, in der Materialauswahl wird Vorhandenes aufgegriffen. »Wir hoffen, dass uns das gut gelungen ist.«

Das Archiv wird im Keller untergebracht, da werde es technisch keine Probleme geben, wenn man eine »weiße Wanne« einziehe, erläuterten die Architekten in der Diskussion. Die Situation der feuchten Senke an dieser Stelle sei bekannt.

Die Planungen nahm der Ausschuss zur Kenntnis. Einstimmig wurde eine überplanmäßige Auszahlung in Höhe von 92.987,49 Euro für die Beauftragung des Architekturbüros Mosaik als Eilentscheidung empfohlen. Die Verwaltung wurde ermächtigt, das Architekturbüro nach dem vorliegenden Honorarangebot zu beauftragen. Außerdem soll sie Projektskizzen für den barrierefreien Umbau des Museums für das Bundesprogramm »Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur« einreichen und bei Erfolg entsprechende Fördermittel beantragen. Und schließlich erhielt die Verwaltung den Auftrag, umgehend einen Antrag auf Förderung aus möglichen Haushaltsresten des Bundes über die Büros der Bundestagsabgeordneten Dr. Roy Kühne, Konstantin Kuhle und Thomas Oppermann für den Neubau des Stadtarchivs und der Stadtbibliothek zu stellen.ek