Ein Zeichen für die Zukunft und den Standort

Finanzminister Hilbers bei Grundsteinlegung für neues Burgsmüller-Werk in Einbeck | »Pioniergeist« spürbar

Die Burgsmüller-Auszu­bildenden Felix Korzen (vorn links) und David Hoffmann (vorn rechts) betätigten sich als »Grundsteinleger« – ein Symbol für die in die Zukunft gerichtete Strategie des Unternehmens, das seinen Sitz mit dem Neubau von Kreiensen an den Einbecker Butterberg verlagert. In der traditionellen Kupferröhre wurden unter anderem Euro-Münzen, Baupläne, eine Tageszeitung und ein historischer Unternehmenskatalog eingemauert.

Einbeck. Der Niedersächsische Finanzminister Reinhold Hilbers hat nicht nur zum Mikrofon, sondern auch zu Kelle und Mörtel gegriffen und an der Grundsteinlegung für das neue Werk der Firma Burgsmüller in Einbeck mitgewirkt. Am gestrigen Mittwoch betonte er die Bedeutung dieses Bekenntnisses zum Standort. Auch weitere Redner hoben diesen guten und besonderen Tag für das Unternehmen, die Stadt und die Region hervor.

Eine der modernsten Fertigungsstätten Europas entstehe, sagte Burgsmüller-Geschäftsführer Jens Biel in seiner Begrüßung. Die Grundsteinlegung stehe für Aufbruch und den Weg nach vorn, wie ihn KraussMaffei seit jeher suche, verbunden mit dem Ziel, Chancen zu erkennen und zu nutzen, betonte Dr. Michael Ruf, Vorstand der Burgsmüller-»Mutter« KraussMaffei. KraussMaffei sei ein technologischer Pionier mit Leidenschaft für Maschinenbau. Diese Philosophie und Stärke würden auch das neue Werk in Einbeck tragen. Möglichkeiten nutzen, Fortschritt einleiten, in die Zukunft investieren, damit habe das Unternehmen in diesem Jahr drei wichtige Bauprojekte vor: in Laatzen, in München als größtes Vorhaben nach der Verlegung des Flughafens und in Einbeck. Das alles könne man stemmen, weil KraussMaffei seit 2018 an der Börse Shanghai notiert sei. Einbeck sei ein wichtiger Beitrag zum Gesamterfolg des Unternehmens.

Ingenieurskunst, Schaffenskraft und die Bereitschaft, Neuland zu betreten sowie neue Lösungen und Geschäftsmodelle in vernetzten Lösungen zu finden, diesen Pioniergeist spüre man hier. Die Welt wandele sich herausfordernd schnell, so Dr. Ruf weiter, das verlange allen viel ab. Die geforderte Flexibilität würden die Mitarbeiter immer wieder unter Beweis stellen, und sei seien bereit, sich den Herausforderungen weiterhin zu stellen. Dieser Fleiß, erkannte er an, sei nicht selbstverständlich, und dafür dankte er ihnen ebenso wie denen, die das Unternehmen auf seinem Weg begleiteten.

Er sei gern zu diesem tollen Anlass in den zweitschönsten Landkreis Niedersachsen gekommen, versicherte Finanzminister Reinhold Hilbers augenzwinkernd. Er sei gern dort, wo gebaut werde: Das zeige, dass man an die Zukunft und den Standort glaube. Er sprach seine Glückwünsche aus: Man könne froh sein, hier 20.000 Quadratmeter Fläche bekommen zu haben, das sei ein positives Zeichen, das zeige, dass man zu Einbeck und Niedersachsen stehe. In Einbeck, der Stadt des Bieres, des Blaudrucks und der KWS, lasse es sich gut investieren. Deutschland tue gut daran, Industriestandort zu bleiben, hob er hervor, damit seien viel Wertschöpfung und Innovation verbunden – ohne sie fehle dagegen der starke Mittelstand. So sollte man weiter arbeiten für gute Perspektiven der Industrie. Burgsmüller, 1876 in Kreiensen gegründet, setze mit KraussMaffei auf Innovation und auf zukunftsträchtige Digitalisierung.

Sie sei kein Widerspruch zu Beschäftigung, im Gegenteil. Burgsmüller fertige Bauteile mit höchster Präzision: »Hier wird gewirbelt«, beschrieb er die besondere Art der Verarbeitung. Expansion und neue Geschäftsfelder seien wichtig für das Unternehmen, ebenso wie Industrie 4.0, wenn es beispielsweise darum gehe, die Durchlaufzeiten zu reduzieren. Das helfe den Kunden und der Produktivität, es trage zudem dazu bei, Nachtschichten und Wochenendarbeit zu reduzieren.

Die Landesregierung setze auf Digitalisierung: Eine Milliarde Euro habe sie dafür in ein Sondervermögen eingebracht. Ziel müsse es sein, in allen Gewerbegebieten Glasfaser und Mobilfunk vorzuhalten. Diese digitale Transformation der Arbeit sei die aktuelle Herausforderung, die Wirtschaft sollte das als große Chance nutzen. Gute Fachkräfte seien dafür erforderlich. Beim digitalen Transfer werde Burgsmüller zum Pionier: »Sie zeigen, wie’s geht.« Als regionaler Wegbereiter setze das Unternehmen Impulse für Niedersachsen in Sachen Prozessoptimierung in der Arbeitswelt und sei anderen im Markt voraus. Man erziele Vorsprung durch Innovation und Anstrengung und nehme Geld in die Hand. »Ich wünsche Ihnen viel Erfolg – wir sind froh, dass Sie das tun.«

Man habe viele Gespräche geführt, als der Standort von Kreiensen verlagert werden musste, erinnerte Einbecks Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek. Es sei der Stadt wichtig, qualifizierte Arbeitsplätze hier zu halten, und sie sei froh über diese Lösung, mit der es gelungen sei, Flächen so zu arrondieren, dass es passte. Bauleitplanung und Archäologie hätten ebenfalls mitgewirkt, und die notwendigen Ergebnisse habe man schnell geliefert. Wenn man das seltene Verarbeitungsverfahren, mit dem Burgsmüller arbeite, jetzt am neuen, auf Wachstum ausgerichteten Standort in die Zukunft trage, müsse man auch die Fläche in Kreiensen weiterentwickeln und neu formen. Hier sollte man sich gute Gedanken für den ländlichen Raum machen.

Für VGP als Eigentümer, Bauherr und Betreiber der Immobilie gratulierte Geschäftsführer Darius Scheible zum Vorhaben. Die lange Geschichte von Burgsmüller am Standort gehe damit weiter. Er hob insbesondere die gute Zusammenarbeit mit dem Einbecker Bauamt hervor: Diese Unterstützung erlebe man nicht oft.

Matthias Sieverding, Geschäftsführer KraussMaffei Extrusion, beschrieb den geplanten Umzug als wichtiges Ereignis: »Nach 113 Jahren bauen wir den Standort neu.« Man sehe hier viel Potenzial für ein erfolgreiches Werk, und man habe genügend Fläche für die Zukunft. Burgsmüller stehe in einem harten Wettbewerb; mit dem Neubau werde Automatisierung besser gelingen, und das werde die Wettbewerbsfähigkeit steigern. Elemente so gut und günstig wie der Wettbewerber in China herzustellen, dieser Herausforderung werde man sich stellen, und das könne man schaffen, wenn man sich »dahinter klemme« mit der hoch motivierten Mannschaft. »Wir können ein weltweit wettbewerbsfähiger Standort werden«, versicherte er, und darauf richte sich diese Investition aus. Er sei positiv angetan, wie schnell dieses Gebäude wachse. Derzeit würden 40.000 »Schnecken« pro Jahr produziert, eine Steigerung auf 55.000 sei geplant, und 100.000 seien möglich. Der Mannschaft dankte er für ihre Begleitung, und gern bleibe man mit weiteren Generationen hier.

Von einem Startschuss, um eine Strecke in kürzester Zeit zurückzulegen, sprach Geschäftsführer Jens-Biel. Es entstehe ein attraktives Gebäude für 125 Mitarbeiter, eine der modernsten Fertigungsstätten Europas, an der Verschleißteile für die Kunststoffindustrie hergestellt werden, nach neuesten technischen Standards. Da sei man »konsequent Industrie 4.0«. Geringere Durchlaufzeiten bedeuteten einen Wettbewerbsvorteil. Die Vorarbeit, so seine Bilanz, sei optimal gelaufen.

Das Traditionsunternehmen Burgsmüller ist seit 30 Jahren eine 100-prozentige Tochter der KraussMaffei Gruppe, einer der weltweit führenden Hersteller von Maschinen und Anlagen für die Produktion und Verarbeitung von Kunststoff und Kautschuk.

In Einbeck wird auf einer Fläche von etwa zwei Hektar eine 7.200 Quadratmeter große Produktionshalle errichtet. Weitere 1.100 Quadratmeter sind für Verwaltungs- und Sozialräume gedacht. Bis Weihnachten soll das Gebäude »dicht« sein; die Eröffnung ist im zweiten Quartal 2020 geplant.ek