Rat Einbeck

Einbeck möchte 2027 »Tag der Niedersachsen« feiern

Zusammen mit dem 775-jährigen Stadtjubiläum | Knappe Mehrheit für die Bewerbung zum jetzigen Zeitpunkt

Einbeck. Wenn Einbeck im Jahr 2027 sein 775-jähriges Stadtjubiläum feiert, soll das mit dem »Tag der Niedersachsen« (TdN) verbunden werden. Das hat der Rat bei seiner jüngsten ­Sitzung beschlossen. Die Entscheidung war mit 21 zu 20 Stimmen bei zwei Enthaltungen aber denkbar knapp.

Auf Anregung der SPD-Fraktion ist im Vorfeld eine Machbarkeitsstudie erstellt worden. Daraus geht hervor, dass Einbeck in der Lage wäre, eine solche Großveranstaltung zu be­wältigen. Es fehlten allerdings ein Markenbildungsprozess sowie eine ausgearbeitete Tourismusstrategie, und ohne diese Grundlagen könne der TdN nicht geplant werden. Sie wären außerdem wichtig, um identitäts- und imagestiftende Elemente des TdN auch sinnvoll nutzen zu können. In der Machbarkeits­studie war allerdings noch von 2021 die Rede – ein zu ehrgeiziges Ziel, wie der Kulturausschuss bereits im November festgestellt hatte. Da kam zugleich die Idee auf, sich Zeit zu lassen und das Stadtjubiläum mit einzubeziehen, sich also für 2027 zu bewerben.

Dennie Klose, SPD, der den Antrag eingebracht und mit seiner Fraktion begleitet hat, ­betonte, der »Tag der Niedersachsen« sei ein Super-Landesfest, das positive Effekte auf die ausrichtende Stadt habe. Es empfehle sich die Kombination mit dem Jubiläum. Das würde gut zu Einbecks derzeitigem Aufschwung passen. Die Bewerbung sollte man aber nicht schieben, die Zeit dränge durchaus.

Man sehe die Chancen, aber auch die ­Schwächen des Vorschlags, so Beatrix Tappe-Rostalski, CDU, und das sei vor allem das ­finanzielle Risiko. Einbeck sollte zunächst einmal die Hausaufgaben machen, etwa bezüglich des Tourismuskonzepts. Grundsätzlich sage man ja zum TdN, »aber nicht jetzt gleich.« 2021 sei immer noch rechtzeitig, um sich zu bewerben, dann unter der Federführung des bis dahin neu gewählten Rates. Es fehlten zudem Sicherheitskonzepte; da wäre es gut zu sehen, wie es woanders laufe. Sie sei dafür, zum nächsten Ausrichter, Wilhelmshaven, Kontakt zu knüpfen und nach Erfahrungen zu fragen. Einbeck habe genug vor der Brust, man dürfe sich nicht in immer mehr Projekten verzetteln.

Einen achtjährigen Vorlauf für ein Fest 2027 halte er für ambitioniert, sagte der neue GfE-Fraktionsvorsitzende Udo Mattern: Immerhin plane man doch keine Olympischen Spiele. Einbeck sollte dabei sein, aber nicht jetzt schon.

Er wolle die Idee nicht töten, aber es sei noch vieles ungeklärt, sagte Dirk Ebrecht, CDU, unter anderem die Finanzierung – das finde man auch in der Machbarkeitsstudie. Man sollte das Thema »ganz in Ruhe« angehen.

Er finde die Diskussion »befremdlich«, stellte Rolf Hojnatzki, SPD, fest: Das Stadtjubiläum sei »noch ein paar Tage« hin, und es würde sich idealerweise mit dem TdN verbinden. Er sehe eine Chance, nach vorn zu gehen und etwas zu tun, was man sowieso tun müsse. Es mache Sinn, das Thema jetzt schon in den Fokus zu nehmen und sich vorzubereiten. Die Bewerbung, dafür gebe es auch einen Beschlussvorschlag aus dem Verwaltungsausschuss, sollte bereits jetzt erfolgen; entsprechende Maßnahmen könnten in der Folge einsetzen. Es wäre fahrlässig, die Chance zu vertun, beides zu verzahnen.

Nach dem finanziellen Nutzen der Veranstaltung fragte Dr. Reinhard Binder, FDP. Die Stadt dürfe sich keine neue Last für den Haushalt aufbürden. Es wäre vernünftig, das Thema für 2021 auf Wiedervorlage zu legen. Jetzt schon zu entscheiden, bedeute vermutlich, Geld rauszuschmeißen, ohne dass die Stadt einen Gewinn daraus ziehe.

Man ärgere sich immer wieder über Altlasten, die Vorgänger-Räte hinterlassen hätten, gab Antje Sölter, CDU, zu bedenken – jetzt sollte man nicht das gleiche machen. Man verbaue sich keine Chance, und das Thema werde auch nicht auf den St. Nimmerleinstag verschoben. 2021 blieben noch sechs Jahre Zeit zur Vorbereitung.

Bei einer solchen Veranstaltung dürfe man den Nutzen nicht nur in barer Münze ab­rechnen, warnte Dennie Klose. Kein TdN habe bisher mit einem negativen Ergebnis abgeschlossen, sondern man habe immer eine ­Lösung gefunden. Die letzte Veranstaltung in Wolfsburg sei unter anderem aus Sicherheitsgründen sehr teuer gewesen.

Im Kulturausschuss habe man mit deutlicher Mehrheit dafür gestimmt, ebenso im Verwaltungsausschuss – wer sehe es denn jetzt ganz anders, wunderte sich Dirk Heitmüller, SPD. Er komme nicht damit zurecht, wenn das Projekt jetzt torpediert werde.

Im Kulturausschuss habe er sich schon für eine gemeinsame Feier 2027 ausgesprochen, und daran halte er fest, betonte Walter Schmalzried, CDU. Das sehe er anders als seine Fraktion.

Rechtzeitig müsse und wolle man beim Jubiläum einsteigen, meinte Christine Jordan, SPD, und es wäre schön, wenn das mit dem TdN zusammenfalle. Die Feste hätten sicher eine große Wirkung, deshalb sollte man jetzt schon Ideen entwickeln. Wahl hin oder her, man sollte bereits an den Termin 2027 denken und sich bemühen, dass die Besucher denken könnten: »Ist doch schick hier.«

Bei einem TdN gebe es immer Ankerspon­soren, ergänzte Alexander Kloss, SPD, und auch das Land habe ein Interesse am Gelingen. Es gebe die Tendenz, die Mittelzentren zu ­stärken, ohne dass Millionen-Summen ausgegeben würden. Mit dem Stadtjubiläum sehe er eine ideale Verbindung. Er machte darauf aufmerksam, dass es bei der Ausrichtung keine Kampfkandidaturen geben sollte: Je später man sich jetzt bewerbe, desto größer sei die Gefahr, dass der Termin schon vergeben sei, weil eine an­dere Stadt schneller war. Er sei dafür, jetzt einen Pflock einzuschlagen, womit man ja noch keine Verpflichtung eingehen müsse.

Das Fest wäre in der Tat eine tolle Sache für Einbeck, befand Albert Eggers, CDU. Aber man habe auch noch Großes vor, etwa mit dem Neustädter Kirchplatz und der Tiedexer Straße, wofür man finanziell noch keinen klaren Horizont sehe. Auch er hielt 2021 für ausreichend, in die Planung einzusteigen.

Auf die Notwendigkeit einer Tourismus­strategie verwies Dr. Marion Villmar-Doebeling, FDP. Man wisse nicht, welches der richtige Zeitpunkt für die Bewerbung sei, sie warne aber davor, sich zuviel aufs Tablett zu laden.

Rolf Hojnatzki appellierte an die Ratskol­legen, den Mut zu haben, eine Entscheidung für die Zukunft zu treffen, auch wenn sie noch in der Ferne liege. Es bestehe das Risiko, ab­gehängt zu werden; aus zwei Festen könne man Synergien ziehen, und Folgen und Kosten ­blieben überschaubar. Man sollte sich etwas ­trauen.

Es seien Vorleistungen erforderlich wie die Tourismusstrategie oder die Markenbildung, erinnerte Dietmar Bartels, Grüne. Wenn eine Bewerbung jetzt zunächst unverbindlich bleibe, sollte man die abgeben – allerdings dann auch bis 2021 nichts tun.

Man sollte wegen der Folgen nicht zu op­timistisch sein, sagte Willi Teutsch, CDU. Er habe seinerzeit am TdN in Northeim mitgewirkt, und es sei fraglich, was das Fest gebracht habe. Immerhin müsste man Einbeck zuvor noch entsprechend herrichten.

Zum Bewerbungsverfahren erläuterte Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek, wenn man sich jetzt entsprechend positioniere, sei man in drei bis vier Monaten tatsächlich Ausrichterstadt. Voraussetzung für die Bewerbung sei ­allerdings eine breite politische Mehrheit.

Für die Bewerbung haben sich bei der Abstimmung 21 Ratsmitglieder ausgesprochen, neben der SPD auch Walter Schmalzried und Albert Thormann, GfE. 20 Ratsmitglieder haben dagegen gestimmt, zwei enthielten sich. Die erforderliche breite Mehrheit, die den ­Beschluss mittragen sollte, ist das nicht. Die Bürgermeisterin wird in Hannover klären, wie das zu werten ist.ek