Einbeck nach dem Dreißigjährigen Krieg

Zerstörte Häuser, lungernde Trunkenbolde | Einbecker Garnison und ihre Kommandanten

Der Dreißigjährige Krieg wütete in weiten Teilen Deutschlands zwar noch bis 1648, aber in Einbeck gab es seit 1642 keine Kampfhandlungen und durchziehende Truppen mehr, die der Stadt schaden konnten. Der Schaden war ohnehin kaum noch zu vergrößern. Im »goslarschen Accord«, einem Vergleich mit Kaiser Ferdinand III., endete am 16. Januar der Krieg für das Herzogtum Braunschweig-Lüneburg.

Einbeck. Jetzt herrschte zwar Frieden, doch die Stadt lag sprichwörtlich am Boden. Zu viele Häuser waren zerstört oder beschädigt. Der Pastor der Münsterkirche, Johannes Velstenius, schrieb 1643: »Die Häuser der Münstergemeinde sind zur Hälfte ruinirt und herunter gerissen, und die Bürger, so bis daher ihre Häuser conserviret, sind auf’s Aeußerste ausgezehrt und die meisten in Armuth gerathen.« Hunderte von Häusern zwischen dem Benser Tor und dem Neustädter Kirchplatz waren zerstört.

»Viele heimliche Branntweinschenken«

Chronist Harland vermerkte: »Die Dörfer um Einbeck glichen zur Hälfte wüsten Stätten. Ihre Bewohner waren entweder vom Feinde ermordet, oder sie hatten die Flucht ergriffen.«

Viele Einwohner lebten im Elend und suchten ihr Heil im Alkohol. Bier gab es nicht, stattdessen »viele heimliche Branntweinschenken«. Die Trunkenbolde wurden immer mehr, und so erließ der Stadtrat eine Verordnung, nach der »dem Müßiggang ergebene Einwohner bei Wasser und Brod oder mit Vervestung [Ausweisung] bestraft werden«.

Anfang 1644 wurden drei Kompanien Fußvolk angeworben, die man unter dem Kommando von Obristleutnant Heinrich von Berkefeld in Einbeck als Garnison aufstellte. Der Garnisonskommandant in Einbeck war auch gleichzeitig Kommandant der Festung Einbeck. Die Stadt beziehungsweise die Festung Einbeck war zu dieser Zeit noch wehrhaft, die Stadtmauer und alle ihre 28 Türme noch völlig intakt. Einbeck war durchaus in der Lage, sich gegen einen angreifenden Feind für längere Zeit zur Wehr zu setzen.

Im gleichen Jahr wurden die Festungswerke im Auftrag des Herzogs vom Baumeister Albert Anton Meldau inspiziert: Das Hullerser Tor war »bloquiert, zum großen Nachteile der Anwohner der Hullerserstraße. Wenn eine Zugbrücke gebaut würde, könnte das Tor ohne Gefahr wieder geöffnet werden.«

Waffenbestand 1645: »ein Zehntel bis ein Drittel des Bedarfes«

Von Oberstleutnant Berkefeld stammt eine Mängelliste (Oktober 1645) des Einbecker Waffenbestandes. Er zählt die seiner Meinung nach notwendigen Waffen und Munition auf und bemerkt, dass von dieser Menge nur »ein Zehntel bis ein Drittel des Bedarfes vorhanden« sind. Danach waren der Bestand unter anderem zirka ein Feuermörser, eine halbe Kataune, 200 Piken, 200 Zentner Pulver, 800 Lunten und 200 bis 300 Zentner Blei. Die Geschütze wurden von einem Feuerwerker und einem »Constabel« gewartet und bedient.

Ein Jahr nach dem Westfälischen Frieden wurden alle verheirateten Soldaten in der Garnison entlassen, so dass sich die Zahl der Soldaten auf zwei Kompanien verringerte. In späteren Zeiten lagen zwischen fünf bis sieben Kompanien in Einbeck. Damals wurden die Truppen nach Farben aufgeteilt. In Einbeck gab es gab das »alte blaue«, das »grüne« und das »weiße Regiment.« Letzteres war hauptsächlich vertreten.

Protest des Stadtkommandanten Friedrich von Stöckheim

1651 hieß der Stadtkommandant Friedrich von Stöckheim. Er war es, der zwei Jahre später gegen die Entscheidung der Stadt protestierte, vor dem Tiedexer Tor ein neues Schützenhaus zu bauen. Er konnte sich nicht durchsetzen – das nunmehr alte Schützenhaus steht noch heute in aller Pracht und fungierte lange Jahre als Jugendgästehaus.

1675 hatte Major August Fischer das Kommando. Wann er seinen Dienst begann, ist unbekannt. Nach seinem Tod wurde in der Marktkirche eine Gedächtnistafel angebracht, die noch heute zu sehen ist. Die Holztafel trägt die Inschrift: »A(nno) 1599 D(omini) 27 Augustii ist der weiland Höchst Edle Gestrenge und Manvester Herr Augustus Fischer, F(ürstlich) B(raunschweig) L(üneburgischer) B. inster(?) Obrist Lieutenant und Commendant dieser Stadt Einbeck in der HochFürstl. Residenz Stadt Zell von Christlichen Eltern in diese Welt gebohren und A. 1675 D 2. Januar durch ein sanften Todt abgeso(n)dert Seines alters 75 Jahr 18 Wochen und 3 Tage«.

Auf Fischer folgten Obristleutnant Vitri und Obrist von Bremer

Nach Fischer kam für die nächsten drei Jahre Obristleutnant Vitri in die Stadt. Von ihm weiß man, dass er für Braunschweig-Lüneburg in den 1690er Jahren am sogenannten Großen Türkenkrieg teilnahm. Die Osmanischen Truppen versuchten, zum zweiten Mal nach der Belagerung von 1529 die Stadt Wien zu erobern. Kurfürst Ernst August beauftragte 1694 den ehemaligen Einbecker Stadtkommandanten, eine Truppe von 2.000 Soldaten aus dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg in das Heer von Kaiser Leopold zu integrieren.

Von 1684 bis 1691 war Obrist von Bremer Stadtkommandant. Er zog nach seiner Einbecker Zeit mit den Truppen von Ernst August in den französischen Krieg. Bremer kämpfte in den Niederlanden gegen die Truppen Königs Ludwig XIV. und wurde am 29. Juli 1693 in der Schlacht von Neerwinden getötet.

»... alle Reparaturen unterblieben ...«

Der Einbecker Bürgermeister Georg Joachim Thiele schrieb am 15. Januar 1698 einen Bericht an die Regierung, in dem er die Mängel an der damaligen Stadtbefestigung beschreibt: Seit 1686 verweigerte die Landschaft die vereinbarte Zahlung von 50 Talern jährlich. »So seien alle Reparaturen unterblieben und die Werke in einen miserablen Zustand gekommen. Die Stadt habe jetzt das Aussehen eines Dorfes.«wk