Einbeck 1890: Die Stadt sprengt ihre Grenzen

Einbeck. Einbeck war Jahrhunderte lang von einer Stadtmauer umschlossen. Vom 15. bis zum Beginn des 19. Jahrhundert lag die Einwohnerzahl bei ungefähr 5.000. Waren es 1811 noch 5.080, so stieg die Bewohnerzahl in den folgenden Jahrzehnten auf über 7.000.

Die alte Stadt in ihren alten Mauern konnte so vielen Menschen keinen ausreichenden Wohnraum mehr bieten. Noch endeten die Straßen rechts und links der Münsterkirche abrupt an der Stadtmauer. Um 1890 wurden Wall und Mauer in diesem Bereich abgetragen, um mit der Stiftstraße eine Verbindung vom Stiftsplatz zum Langen Wall zu schaffen. Der schmale Weg, der zum Langen Wall führte, wurde zur Stiftstraße ausgebaut.

Dazu wurde die Stadtmauer bis auf den Knochenturm eingerissen. Die neue Straße führte zum Teil über den alten Friedhof der Münsterkirche. Auf dem Bild ist zu erkennen, dass die Stadtmauer an der Münsterkirche schon abgebrochen wurde. Das Haus neben dem Totenturm rechts im Bild wurde gerade fertiggestellt. Die an das Gebäude angelehnte Leiter deutet darauf hin, dass soeben letzte Arbeiten stattfanden.

Vom Schuppen rechts neben das Haus steht erst das Fachwerkgerüst - im Hintergrund sind Fabrikschornsteine zu sehen. Die Stiftstraße war zu dieser Zeit noch ein schmaler, von Büschen eingefasster Weg. Bei genauem Hinsehen erkennt man ungefähr auf der Mitte der Stiftstraße eine Art Baugerüst.

Das Foto wurde also vor den beziehungsweise während der Straßenbauarbeiten aufgenommen. Noch steht an der Stiftstraße und am Langen Wall kein einziges Haus. Die Verkehrsinsel unten rechts im Bild existiert heute noch. Vor einigen Jahren wurde der Bereich daneben geschlossen, er fungiert jetzt als Fahrradplatz vor der Goetheschule. oh