Einblicke in »Höllenkreise«

Volker Nemitz stellt Ölgemälde im Kunsthaus Einbeck aus

Volker Nemitz präsentiert im Einbecker Kunsthaus seine neue Ausstellung »Höllenkreise«.

Einbeck. Gut und Böse, der Maler Volker Nemitz beginnt mit der Ausstellung »Höllen­kreise«, die am Sonnabend, 22. September, im Kunsthaus Einbeck eröffnet wird, einen Zyklus, der sich mit dem Spannungsfeld elementaren menschlichen Verhaltens auseinandersetzt. Er interpretiert mit großformatigen Ölgemälden den Bereich »Hölle« aus der »Göttlichen Komödie« von Dante Alighieri (1261 bis 1321). Dessen Visionen haben die christlichen Höllenvorstellungen bis heute geprägt.

Gedanklicher Ausgangspunkt für die Ausstellungsreihe ist die Dualität von Gut und Böse. Die Gleichzeitigkeit im menschlichen Wesen ist die grundlegende Frage, mit der sich Nemitz auseinandersetzt. Er betrachtet seine Malerei als visuelle Philosophie. Von Kain und Abel bis in die heutige Zeit scheint das Böse fest im menschlichen Wesen verankert zu sein. Gleichzeitig sehnen sich Personen nach paradiesischen Zuständen, die ihnen ein Leben in Frieden und ohne Ängste versprechen. Trotzdem verwickeln sie sich immer wieder in das, was die Religion Sünde nennt. Die Laster der sieben Todsünden zählen zum Beispiel die Möglichkeiten zur Verfehlung auf. Das Böse ist allgegenwärtig. Es gilt, davor zu warnen und drastische Strafen anzudrohen, die über das weltliche Leben hinaus in das Jenseits hineinreichen.

Die Vorstellung der Höllenqualen wurde im christlichen Bereich erstmals etwa 100 nach Christus formuliert, auch andere Religionen und Kulturen kennen Orte der Verdammnis, die weltumfassend in Mythen und Märchen Eingang gefunden haben. Die Angst vor der Hölle gehörte im Mittelalter und auch später zu den Albträumen des christlichen Menschen. Heute erscheint sie als ein Relikt längst vergangener Tage. Dennoch taucht der Begriff »Hölle« bis in die Gegenwart unterschwellig wieder auf und verursacht mit seinen Bildvorstellungen oft ge­nug noch Ängste. Er wirkt mit seinen grausamen Strafandrohungen tiefenpsychologisch nach.

Seine Auseinandersetzung mit diesem Thema sieht der Maler deshalb auch als eine Reise in seine eigene »Unterwelt«. Die Bilder will er nicht als neuerliche Verfestigung religiöser Normen verstanden wissen, sondern als persönliche Begegnung mit unverstandenen Schattenseiten der Seele.
Nemitz orientiert sich mit einigen Bildzitaten zuweilen an Illustrationen, die Gustave Doré im 19. Jahrhundert zur »Göttlichen Komödie« geschaffen hat. Über seine Arbeit sagt er: »Philosophieren bedeutet, den Fragen des Seins nachzuspüren. Das versuche auch ich mit meiner Malerei. Insofern ist meine Kunst visuelle Philosophie.«

Nemitz hat in Braunschweig Kunst und Deutsch studiert. Er war Oberstudienrat für Kunst am Gymnasium Alfeld. Lange Jahre leitete er ehrenamtlich das Jugendrotkreuz in Niedersachsen. In der Zeit fiel auch die Eröffnung des Hauses des Jugendrotkreuzes in Einbeck. Heute engagiert er sich als Vorsitzender der Seniorenakademie Alfeld und widmet sich künstlerisch neben der Malerei auch noch der Fotografie.

Als Maler arbeitet er in erster Linie mit Ölfarben, zieht jedoch für die grundlegenden Bildvorbereitungen auch Acrylfarben hinzu. Das großformatige Bild entspricht seinem malerischen Gestus eher als die kleineren Formate. Obwohl er der Feinmalerei durchaus verbunden ist, liebt er doch mehr die weit ausgreifende Pinselführung und das Setzen von Bildzeichen.

Für ihn ist jedes Bild nicht nur inhaltlich, sondern auch technisch und stilistisch ein »inneres Abenteuer«, das mit jedem Bild neu erlebt werden will. Dabei könne es durchaus zu experimentellen, stilistischen Sprüngen kommen, wenn sie den jeweiligen Empfindungen entsprechen. Nichts sei langweiliger als das ständige Vertiefen ausgetretener künstlerischer Pfade.

Es ist geplant, die Bildreihe »Die Hölle« um die Bereiche »Fegefeuer« und »Paradies« zu erweitern und den gesamten Zyklus der »Göttlichen Komödie« im Herbst kommenden Jahres in der Klosterkirche Fredelsloh zu präsentieren.

Zur Ausstellungseröffnung am Sonnabend, 22. September, ab 11 Uhr wird eingeladen. Sprachwissenschaftlerin Zsuzsanna Bényei-Büttner führt in die Gedankenwelt von Dante und in die Bilderwelten von Volker Nemitz ein. Die Ausstellung ist bis zum 27. Oktober in den Ausstellungsräumen in der Knochenhauerstraße zu sehen freitags von 16 bis 18 Uhr sowie sonnabends von 11 bis 13 Uhr, dann ist auch der Künstler anwesend.oh