Eine alte Fotomontage vom Eulenspiegelbrunnen

Einbeck. Das Bild zeigt eine eher ungewöhnliche Aufnahme des Einbecker Marktplatzes. Auf der Rückseite der Ansichtskarte liest man zwar »Echte Photographie« – doch man erkennt auf den ersten Blick, dass hier nicht alles echt sein kann: Der Eulenspiegelbrunnen wurde recht lieblos in die Aufnahme vom Marktplatz eingefügt. Im gesamten mittleren Bildbereich wurde manipuliert. Bei genauem Hinsehen findet man rund um die Eulenspiegel-Figur und den Brunnen Spuren der Retusche. Und in der Vergrößerung erkennt man noch ein ganz kleines Stück von dem, was sich ursprünglich auf dem Foto befand: Das von dem bekannten Einbecker Baumeister Conrad Wilhelm Hase entworfene Ehrenmal von 1870/1871. Offenbar hatte der Postkartenverlag, die Kunstanstalt Carl Thoericht aus Hannoversch-Münden, noch einen erklecklichen Vorrat von der Karte »Nr. T 1-18201a«, als Anfang der 1940er Jahre der Eulenspiegelbrunnen gebaut wurde – das Ehrenmal musste weichen und wurde vor dem Benser Tor aufgestellt.

Wahrscheinlich machte man diesen »Kunstgriff«, damit die Postkarte aktuell blieb. Billiger als eine neue Postkarte mit dem Eulenspiegelbrunnen zu machen, war das allemal, denn der »Künstler« hat nicht sehr viel Mühe und Zeit für sein Werk aufgewendet. Abgesehen von Retuschier-Spuren und grob nachgezeichneten Konturen der Marktkirche steht der Eulenspiegelbrunnen viel zu weit und im Verhältnis zum Originalbild zu klein in der Mitte des Marktplatzes – die Proportionen stimmen nicht mehr.wk