Eine Chance für die, die bisher keine hatten

Jobcenter findet im PS.SPEICHER und bei HKS Kooperationspartner für Förderung von Langzeitarbeitslosen

Einsteigen, es warten Job-Chancen: Ein gemeinsames Projekt, über das Langzeitarbeitslosen ein (Wieder-)Einstieg in den Beruf gelingen kann, haben jetzt (von links) Lothar Meyer-Mertel, PS.SPEICHER, Marie-Luise Keilholz, HKS, Holger Eilers, Kulturstiftung Kornhaus, Lutz Neumann, HKS, sowie Axel Pfeifer, Stefan Schäfer, Simone Korf und Mark Heise vom Jobcenter vorgestellt.

Eine Kooperation haben das Jobcenter im Landkreis Northeim, die HKS Unternehmensgruppe und der PS.SPEICHER zur Wiedereingliederung von Langzeitarbeitslosen vereinbart. Demnächst beginnen die Auswahlverfahren – insgesamt 15 Personen sollen auf diesem Weg eine Chance auf Berufstätigkeit erhalten. Grundlage dafür ist das Förderprogramm der Bundesregierung zum Teil­habechancengesetz.

Einbeck. Von einem schönen und wichtigen Projekt sprach der Vorstand der Kulturstiftung Kornhaus, Holger Eilers: Die Öffnung weiterer Fahrzeugdepots sei ein Riesenthema für die Stiftung, und in diesem Projekt sei man auf der Grundlage der Vereinbarung jetzt einen großen Schritt weitergekommen. Im Zusammenhang mit der Kooperation offenbare man einen »Knaller«, stellte der Geschäftsführer des PS.SPEICHERs, Lothar Meyer-Mertel, fest: »Wir haben die Absicht, unsere Depots zu öffnen, mindestens in Europa die größte Sammlung historischer Fahrzeuge.« Man arbeite bereits an Fördermöglichkeiten.

Neben bisherigen Mitarbeitern und Ehrenamtlern gebe es weiteren Personalbedarf: für Aufsicht, Kasse, Buchung sowie grundlegende Informationen für Gäste. Die Depots müssten vorbereitet, rund 2.500 Fahrzeuge gepflegt, Archivarbeiten erledigt werden. Viele Aufgaben brauchten viele Helfer, und da habe man eine gute Kooperation mit dem Jobcenter gefunden. HKS werde Personalmanagement und Einsatzplanung übernehmen. Im Oktober sollen Auswahlverfahren stattfinden – in den Depots und im PS.SPEICHER, mittendrin, um sich gegenseitig kennenzulernen.

»Geradezu geniale Idee«

»Die Idee ist nicht nur gut, sie ist geradezu genial«, stellte Stefan Schäfer, Geschäftsführer des Jobcenters Northeim, fest. Das Teilhabechancengesetz biete mit seiner Förderung eine Beschäftigungschance für die, die diese Möglichkeit bisher nicht gehabt hätten, wieder in den Arbeitsprozess zu kommen. Das Gesetz sei da, das Geld auch, nun brauche man Partner. Über diesen Weg könne man einer größeren Anzahl von Arbeitssuchenden eine Beschäftigungschance geben und etwas Neues schaffen. Der PS.SPEICHER habe einen guten Ruf, und es sei sehr wertschätzend für die Kunden, dass sie dabei sein könnten; hier biete sich eine dauerhafte Perspektive oder aber ein Sprungbrett. »Wir sind sicher, dass das ein Erfolg wird«, so der Geschäftsführer. Interessierte gebe es bereits.

Lutz Neumann von HKS freute sich, dass sein Unternehmen früh mit ins Boot geholt wurde, um Know-how einzubringen. Als Dienstleister werde man weiter unverändert dabei sein.

Was die künftigen Beschäftigten mitbringen müssen? Sie sollten mit Gästen umgehen können, aber auch andere Dinge, wie etwa das Archiv, sollten ihnen, je nach Einsatzgebiet, liegen. Ohne Ehrenamtler werde es aber auch künftig nicht gehen, betonte Lothar Meyer-Mertel, sie seien der Grundstock für die Depots. Auch hier suche man gern neue Kräfte, die sich engagierten wollten, beispielsweise aber nicht mehr im Erwerbstätigenalter seien.

Jobcenter-Teamleiter Axel Pfeiffer ist dankbar, dass »unsere« Arbeitslosen so eine Chance bekommen könnten. Einige seien bereits sechs Jahre oder länger ohne Beschäftigung. Es fehle an Qualifizierung, aber auch an den passenden Angeboten. Nun gebe es eine Chance auf Arbeit, für die man nicht studiert haben müsse. Monatelang habe sich das Jobcenter bereits mit dem Thema beschäftigt und unter der Leitung von Simone Korf entsprechende Kandidaten ausgewählt. Aktuell sind es 41 – möglicherweise gibt es weitere Interessierte. »Eine Chance für die, die bisher keine hatten«, so sieht es das Jobcenter. Die Freude sei dabei größer aus die Skepsis, und die ersten Teilnehmer sollen noch in diesem Jahr angelernt werden. Nach und nach folgen dann weitere, bis Mitte nächsten Jahres. Sie werden in 30-Stunden-Stellen vermittelt.

Coaching vor und während der Beschäftigung

Für die Einstellung von Langzeitarbeitslosen gibt es, abhängig von der Länge ihrer Arbeitslosigkeit, eine Förderung über maximal fünf Jahre, davon bis zu 100 Prozent für die ersten zwei Jahre. Seit Anfang des Jahres sind bereits mehr als 100 Personen aus dem Kreisgebiet auf diese Weise in Arbeit gebracht worden. »Das macht was mit den Menschen«, stellte Stefan Schäfer fest. Überwiegend habe er sehr positive Rückmeldungen dazu bekommen, quer durch alle Altersschichten. Die Kunden wüssten zu schätzen, was für sie nun möglich sei, und das motivierte ihn und die Kollegen auch, für das Angebot zu werben. »Wir haben uns immer schon so ein Programm gewünscht.« Dabei würden die Kunden nicht ins kalte Wasser geschmissen, versicherte Simone Korf.

Es gibt ein Coaching vor und während der ersten Zeit der Beschäftigung – eine Rundum-Betreuung, damit die Arbeit im Vordergrund bleibt. Auch die Angst, die viele hemme, wieder ins Arbeitsleben einzutauchen soll damit verringert werden: »Die Kunden trauen sich weniger zu als sie können«, so die Erfahrung. Dass sie für ihre Arbeit bezahlt würden, mache sie unabhängig von Transferleistungen. Eine gute Nachricht für das Jobcenter ist zudem, dass es sich nicht um ein Sonderprogramm handelt, sondern um ein Gesetz nach dem SGB II, sodass immer wieder nachfolgend gefördert werden kann. In Frage kommt, wer älter als 25 Jahre ist und seit mindestens sechs Jahren im Bezug von Arbeitslosengeld II steht oder mindestens zwei Jahre arbeitslos ist.

Ein Wunsch erfüllt sich aber auch beim PS.SPEICHER: ohne diese Unterstützung durch dieses Projekt wäre die geplante Depot-Öffnung nicht möglich, so Lothar Meyer-Mertel.ek