»Eine echte Chance für unsere schöne Innenstadt«

Bürgerinformation zum Städtebaulichen Denkmalschutz / Fragebogen unverbindlich ausfüllen / Stadt stellt Antrag / Hoffen auf Aufnahme

Einbeck will sich um die Aufnahme ins Förderprogramm Städtebaulicher Denkmalschutz bemühen. Die Vorbereitenden Untersuchungen sind angelaufen; dazu hat jetzt eine Bürgerinformation stattgefunden. Vertreter der Stadtverwaltung, des Planungsbüros und des Sanierungsträgers gaben Auskunft über Ziele des Programms, das, so die fast einhellige Meinung, für Einbeck eine wichtige Chance sei.

Einbeck. »Für Einbeck wie gemacht«, so beurteilte Bürgermeister Ulrich Minkner das Förderprogramm Städtebaulicher Denkmalschutz. Es sei hilfreich, denkmalgeschützte Gebäude in Qualität erhalten zu können – häufig sei dies nämlich eine Aufgabe, die die Leistungsfähigkeit der Eigentümer übersteige. Nachdem bisher etwa mit der Eigenheimzulage gerade der Wegzug aus der Innenstadt gefördert wurde, scheine sich nun etwas zu drehen. Das Programm sei als Anstoß für private Investitionen zu sehen. Schwierig für die Politik sei sicher die anteilige Finanzierung von einem Drittel, aber man sei willens, das im Haushalt unterzubringen. Einstimmig hätten Verwaltungsausschuss und Rat sich für die Teilnahme ausgesprochen. »Wir sollten also mutig herangehen, das ist eine echte Chance für unsere schöne Innenstadt.«

An die lange Siedlungsgeschichte Einbecks knüpfte der Fachbereichsleiter Bauen, Planen, Umwelt, Gerald Strohmeier, an: Es gelte, gebaute Qualität und ihre Wurzeln zu bewahren, sie aber zugleich an die neue Zeit anzupassen. Obwohl Einbeck schon 33 Jahre Stadtsanierung durchlebt habe, seien nun neue Aufgaben zu bewältigen: Die Bevölkerung schrumpfe, das Alter nehme zu, so seien neue Strukturen erforderlich. Barrierefreiheit mit mehr Platz, ein Wohnumfeld, das soziale Spannungen vermeide und das Miteinander fördere, zugleich Unterstützung für familiengeführte Unternehmen sowie Handel und Wandel in der Stadt, das sei ebenso zu handhaben wie ein Überangebot an Schulen und Kindergärten. Nicht zuletzt veränderte Einkaufsgewohnheiten sowie Anforderungen des Klimawandels beziehungsweise der Energiewende müssten berücksichtigt werden.

40 Prozent der Deutschen, fuhr er fort, lebten in Klein- und Mittelstädten. Hier liege also Entwicklungspotenzial. Entsprechend sollte man das Bewusstsein für den Wert der Städte schärfen und sie nachhaltig und qualitätvoll an neue Herausforderungen anpassen. Städtebauförderung könne da eine wichtige Finanzhilfe geben. Das öffentlich investierte Geld sei gut angelegt, unter anderem in vorhandene Infrastruktur, die man weiter nutzen könne – anstatt Neues auf der grünen Wiese zu schaffen. Für Einbeck habe man die gesamte Altstadt innerhalb der Wallanlagen einbezogen. Man rechne mit einem Zeitraum von zehn bis 15 Jahren, denn Stadterneuerung sei ein stetiger Prozess. Innenstädte seien Zukunft und Herz der Gesellschaft.

Die Einbecker seien trainiert in Sachen Städtebauförderung, stellte Brigitte Vorwerk, Leiterin des Regionalbüros Hannover der Deutschen Stadt- und Grundstücksentwickungsgesellschaft (DSK), fest. Auch sie verwies darauf, dass Stadtsanierung ein langwieriges Vorhaben sei. Wenn es darum gehe, historische Stadtkerne zu sichern und zu modernisieren, denke man an Umbau und Instandsetzung, aber auch an Ordnungsmaßnahmen wie Abbruch. Finanziell beteiligt seien Bund, Land und Stadt zu je einem Drittel.

Erster Ansprechpartner für die Bürger sei stets die Stadt, über die die Zuschussanfrage kommen müsse. Beratung, Besichtigung, eine Untersuchung, eine Zuschussermittlung, ein Modernisierungsvertrag sowie schließlich die Durchführung seien weitere Schritte. In der Vorbereitenden Untersuchung würden Bürger beteiligt und Anregungen aufgenommen. Der entsprechende Antrag der Stadt müsse bis zum 1. Juni bei der Landesregierung eingereicht sein. Entschieden wird darüber im kommenden Frühjahr. Die Chancen für Einbeck hält die Expertin für nicht schlecht: Die Stadt verfüge über hochwertige Baudenkmäler, zeige aber auch Missstände. Für das geplante Sanierungsgebiet wird eine Satzung erarbeitet. Steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten für die Sanierungskosten sind damit ebenso verbunden, wie ein Eintrag ins Grundbuch, der jedoch keine Auswirkungen hat. Erschließungsbeiträge werden nicht erhoben, am Ende sind aber Ausgleichsbeiträge möglich für die sanierungsbedingte Wertschöpfung. Ein Ausstieg aus dem Sanierungsgebiet für einzelne Grundstücke sei unter Verzicht auf die Vorteile möglich, führte sie aus. Die finanziellen Auswirkungen des Programms seien erheblich: Für einen Euro öffentlicher Mittel sei mit fünf bis acht Euro an privaten Investitionen zu rechnen.

Dass die Förderung zu Investitionen im privaten Bereich ermuntere, hob Stadtplaner Hajo Brudniok hervor. Sein Göttinger Büro ist gemeinsam mit Dirk Puche von der Planungsgruppe Lange/Puche aus Northeim mit den Vorbereitenden Untersuchungen beauftragt. Ziel der Förderrichtlinie sei es unter anderem, historische Bausubstanz zu erhalten. Zukunftsfähigkeit und Städtebaulicher Denkmalschutz sollten vereinbart werden.

Aus jedem Jahrhundert seien bauliche Veränderungen zu finden, fuhr er fort. Nicht alles werde zu halten sein, aber Wesentliches wolle man bewahren. Von 750 Gebäuden in der Altstadt seien bisher 40 saniert beziehungsweise modernisiert worden. Man gehe davon aus, dass im jetzigen möglichen Sanierungsgebiet mit 34 Hektar Fläche 40 Blöcke gebildet werden müssen – wenn man zwei davon durchsanieren könne, habe man viel erreicht. Insgesamt werde die Maßnahme die Attraktivität des Standorts Altstadt steigern. Allerdings, machte auch Brudniok geltend, gebe es aus anderen Städten starke Konkurrenz: »Wir brauchen Signale, dass Sie mitmachen wollen«, wandte er sich an die Zuhörer. Deshalb sollten die an Eigentümer und Gewerbetreibende verschickten Fragebögen bis zum kommenden Freitag, 6. Mai, zurückgeschickt werden. Das sei unverbindlich und verpflichte zu nichts.

Das Förderprogramm sei ein Weg, die steigende Zahl an Leerständen abzubauen und auf die Bedürfnisse von Senioren und Ein-Personen-Haushalten einzugehen. Der Leerstand in Einbeck liege bisher bei rund sieben Prozent, das sei verhältnismäßig günstig. Dennoch müsse man darauf achten, dass es Nachfrage für die Altstadt gebe. Man könne, betonte Brudniok, die Eigentümer nicht zwingen, sich am Sanierungsprogramm zu beteiligen, man wolle ihnen aber ein entsprechendes Angebot machen. Damit hänge zusammen, dass man ein Bewusstsein für Fachwerk schaffe und deutlich mache, dass es gute Lösungen fürs Wohnen in Fachwerk gebe.

»Es lohnt sich, da etwas anzufassen«, so Bürgermeister Ulrich Minkner. Er machte deutlich, dass man, um einen guten Antrag stellen zu können, auf die Resonanz der Bürger angewiesen sei. Die Chancen beurteilte er ebenfalls als gut, unter Denkmalaspekten habe die Einbecker Innenstadt einen hohen Stellenwert, bei der Landesdenkmalpflege sei man gut aufgestellt.ek