Einziges weltweit agierendes Unternehmen der Branche

Einbecker Wirtschaft lernt sich kennen: Austauschplattform startet bei der Firma Oppermann

Unternehmer besuchen Unternehmer: Andreas und Beate Oppermann (Siebter und Sechste von rechts) hießen dazu auf Initiative von Rudolf Wenzel (Fünfter von rechts) Kollegen willkommen, gerade auch aus der »Nachbarschaft« im Industriegebiet West.

Einbeck. Das Unternehmen kennt man – aber was eigentlich dahinter steht, welche Innovationskraft und welche Bedeutung es in der Branche hat, wissen nur wenige: Damit Einbecker Unternehmen sich besser kennenlernen, hatte Rudolf Wenzel die Idee zu einer Plattform für Austausch und Kontaktpflege. Den Auftakt machte jetzt ein Besuch bei Oppermann, wo Andreas und Beate Oppermann die Unternehmer-Kollegen willkommen hießen.

1848 als Bandweberei in der Einbecker Marktstraße gegründet, hat sich Oppermann inzwischen zum einzigen weltweit agierenden Unternehmen der Branche entwickelt; in manchen Bereichen sind die Einbecker sogar Weltmarktführer. Zehn Standorte in fünf Ländern auf drei Kontinenten – Einbeck ist mit 85 Beschäftigten, die im Drei-Schicht-Betrieb arbeiten, eines der kleineren Werke in der Gruppe.

Verarbeitet werden vor allem synthetische Garne, beispielsweise Polyester oder Polyamid, etwa 28.000 Tonnen pro Jahr. Weniger gefragt sind Naturfasern wie etwa Baumwolle, davon laufen rund 500 Tonnen jährlich durch die Maschinen.

Innerhalb der vergangenen Jahre hat es erhebliche technische Erneuerungen im Unternehmen gegeben. Roboterbetriebene Garnladesysteme, effizientere Webmaschinen, energiesparende Färbeverfahren, vollautomatische Online-Videoinspektion, neue vollvernetzte ERP-Software und vieles mehr wurden in Einbeck entwickelt und in die Praxis umgesetzt. Auch werden laufend neuartige Gurtbandprodukte entwickelt, um den ständig steigenden Erwartungen der Kunden zu entsprechen.

In Einbeck werden vor allem Gurte für den Automotive-Bereich sowie für die Luftfahrt hergestellt. In vielen weiteren Anwendungsbereichen, zum Beispiel Kindersitzen, Sicherheitsgeschirren oder Hundeleinen, finden Gurtbänder aus Einbeck Verwendung.

Vom Einfädeln des Garnes über das Weben und die Färbung nach individuellem Kundenwunsch und die Inspektion bis zum Zuschnitt für die Weiterverarbeitung: Alles wird vor Ort ausgeführt.

Die Vorgaben der Hersteller würden immer enger – entsprechend sei das Unternehmen angehalten, die eigenen Prozesse zu optimieren. Somit sei es auch möglich geworden, beispielsweise den Automotive-Bereich wieder nach Einbeck zu holen und erfolgreich auf- und auszubauen, erläuterte Andreas Oppermann. Das Unternehmen, betonte auch Gerhard Specht, Chef des Automotive-Bereichs, sei zwar klein, verfüge aber über neueste Technik, die die Gäste beim Firmenrundgang beeindruckte – bis hin zum durchdachten Regalsystem. Man sehe, dass hier jahrzehntelange Erfahrung eingeflossen ist und detailreich umgesetzt wurde.

Dabei hat das Unternehmen auch unterschiedliche Zeiten erlebt. Vom Hullerser Tor, wo Oppermann lange ansässig war, erfolgte 1993 der Umzug in die Hullerser Landstraße, damals noch grüne Wiese. Produziert wurden Industrie-Artikel und Autogurte. 1989 ging das Unternehmen an eine englische Holding, die Verlagerung in die Niederlande und sogar die Schließung in Einbeck waren im Gespräch. Andreas Oppermann hat den Familienbetrieb dann 1994 übernommen, »als Torso«, wie er berichtete. Die Kunden wollten einen deutschen Lieferanten behalten, und darauf habe man aufbauen können.

Das Unternehmen sei schnell gewachsen, zunächst in Deutschland, dann in Europa, seit 2000 in den USA und ab 2002 in China, wo es, wie er den erstaunten Gästen mitteilte, seinerzeit keinen Garnhersteller und Weber gegeben habe. Als deutscher Unternehmer sei man dort sehr begehrt und gefördert worden. Dorthin zu gehen, sei die wichtigste Unternehmensentscheidung gewesen, man habe ein wahres Wirtschaftswunder erlebt. Deutlich schwieriger war dagegen der Start in den USA mit einer völlig anderen Beschäftigungskultur. Inzwischen habe man aber auch dort stabil Fuß gefasst – mit dem größten Oppermann-Standort auf dem größten Markt.

2006 wurde in Einbeck der Automotive-Bereich neu gegründet. Der Erfolg hier basiere auch auf den Erfolgen in China, führte Andreas Oppermann aus. Ein weiteres Werk in der Slowakei sei für Zurrgurte, Hebebänder und Industrieartikel ausgelegt. 2016 habe man sich zudem entschlossen, nach Großbritannien zu gehen, wo heute zwei Standorte betrieben werden.

Im Geschäftsjahr 2017 hat die Oppermann-Gruppe mit rund 850 Mitarbeitern einen Umsatz von zirka 100 Millionen Euro erwirtschaftet. Die jährliche Kapazität von etwa 650 Millionen Metern verteilt sich neben Autosicherheitsgurtband auf Gurtband für Ladungssicherung, Hebemittel, Kindersitze Militäranwendungen, Sportgeräte, Freizeitartikel, medizinische Anwendungen und diverse Spezialanwendungen.

Das Konzept des Unternehmens, an jedem Standort auf verschiedenen Standbeinen zu stehen, soll auch weiterhin konsequent fortgesetzt werden, um die Krisensicherheit des Unternehmens weiter zu verbessern.ek/oh