Es besteht großer Handlungsbedarf

SPD begutachtet Neustädter Kirchplatz, Brandlücke und Hotel »Zur Traube«

Die SPD begutachtete bei einer Begehung der Innenstadt markante Punkte, Straße und Plätze wie den Neustädter Kirchplatz.

Einbeck. In Augenschein nahm die SPD, Abteilung Kernstadt, jetzt Neustädter Kirchplatz, Brandlücke Altendorfer Straße und das Hotel »Zur Traube« samt des angrenzenden Areals bis zur Knochenhauer Straße. Vorsitzender Peter Traupe monierte, dass Einbeck viele »Schandflecke« habe.

In der Amtszeit der Bürgermeisterin gab es zahlreiche teure Planungen, so Traupe, sichtbaren Erfolg hingegen nicht. Man sei nicht einmal in der Lage, auf dem Neustädter Kirchplatz das Grün zu pflegen. Erst auf Druck der Bevölkerung erhielt der Kommunale Bauhof Aufträge dafür. Genehmigt wurde hingegen eine grauenhafte Bemalung des Gebäudes.

Dass die Bürgermeisterin auf einmal bereit sei, für den Neustädter Kirchplatz Geld aufzunehmen und es in notwendige Investitionen zu stecken, sei wohl auch eher der anstehenden Bürgermeisterwahl in zwei Jahren geschuldet, vermutete Traupe.

Vor 50 Jahren wurde die Kirche auf dem zentralen Platz wegen großer Schäden abgerissen, erinnerte Rolf Hojnatzki, Vorsitzender der SPD-Stadtratsfraktion. Die damals entstandene Platzarchitektur samt Grünareal sah schön aus und war preisgekrönt. Wasserfontänen und farbenfrohe Bepflanzung luden zum Verweilen ein. Mit der Zeit änderte sich dies.

2001 gab es Ideen, den Platz neu zu bebauen. Im Gespräch waren Gastronomie, Markthalle oder Geschäftshaus mit Modegeschäften und Drogerie. Viele Ansätze wurden kaputtgeredet, so Hojnatzki, Investoren verloren wie am Möncheplatz das Interesse.

Über Jahrzehnte sei an dem zentralen Platz nichts passiert, obwohl es oft in Ausschüssen gefodert wurde. Zuletzt erhielt der Kommunale Bauhof nach Druck aus der Bevölkerung Aufträge für Grünpflegemaßnahmen. Diese müssten regelmäßig erfolgen.

Nach Vorschlag der Stadtverwaltung gab es einen Ideenwettbewerb zur Neugestaltung. Der komplette Bereich samt der angrenzenden Straßen wurde eingebunden. Der geeignete Entwurf war an Fördermittel gekoppelt, nur bei exakter Umsetzung sollten sie fließen.

Für den Haushalt 2018 gab es erste Kostenschätzungen, diese habe man aber erst auf Nachfrage erhalten, monierte Hojnatzki. Sie beliefen sich auf 2,3 Millionen Euro bei einem Eigenanteil von 1,2 Millionen Euro.

Kurze Zeit später erhielten die Politiker im Stadtentwicklungsausschuss neue Zahlen: 4,2 Millionen Euro Kosten bei einem Eigenanteil von 3,1 Millionen Euro. Der finanzielle Aufwand hatte sich fast verdoppelt. Dies stieß auf großes Unverständnis. Darauf schlug die Verwaltung eine abgespeckte Variante vor, die 3,2 Millionen Euro (2,1 Millionen Euro Eigenanteil) kosten sollte, die aber zahlreiche Einschränkungen hatte. Abriss des Gemeindehauses wurde mit 250.000 Euro veranschlagt, die Errichtung eines Pavillions mit 600.000 Euro.

Seit 2011 liege in der Verwaltung eine mögliche andere Planung mit Neukonzeption des Waschbetonbereichs im notwendigen Umfang, Abriss und Verfüllung des Pflasters sowie Ausweitung des Parkplatzes vor. Damals mit 300.000 Euro veranschlagt, sei es jetzt sicherlich teurer, aber gut realisierbar.

Nicht bedacht waren damals Gemeindehaus und Toiletten. Möglich sei, die ehemaligen sanitären Anlangen zu verfüllen; der bestehende, feste Betonkubus biete gute Möglichkeiten, sie dort barrierefrei zu installieren. Zudem geb es genügend Platz für bisher unterirdisch instal-lierte Trafostationen.

700.000 Euro sollen 2018 und 2019 im Hausfür die »kleine, aber sehr gute Lösung« veranschlagt werden, schlug Hojnatzki vor, zwei Millionen weniger als im Verwaltungsentwurf vorgesehen. Zudem sei dies verantwortungsbewusster als der überteuerte Vorschlag der Stadtverwaltung. Sie wolle Steuererhöhungen und Neuverschuldung für die Umsetzung nutzen und dabei viel Geld in die »Erde versenken«.

Oft habe die SPD Initiative gezeigt und Umsetzungen angeregt, erinnerte Marcus Seidel, von der Stadtverwaltung kamen keine Impulse. Viel Geld wurde für Planungen ausgegeben, die Realisierungen fehlen. Kosten sprengende Entwürfe ohne Hand und Fuß entstanden. Er sei froh, so Seidel, dass sie wie beim Neustädter Kirchplatz mehrheitlich von Stadtratsfraktionen abgelehnt wurden.

Bei der Umsetzung der kleinen Lösung sollte man die Bürger und Anrainer mit beteiligen, schlug Alexander Kloss vor. Der Plan dafür existiere seit 2011, er müsse nur etwas ergänzt werden, so Hojnatzki. Sobald der Haushalt verabschiedet und genehmigt sei und die Witterung es zulasse, könnte nach Auffassung der SPD sofort mit der Sanierung begonnen werden. Dies sei notwendig, es herrsche großer Handlungsbedarf.

Gleiches gilt für die Brandlücke an der Altendorfer Straße. Pläne wie die Errichtung eines Wohnhauses durch die Hospitalstiftung liegen vor, doch seien sie nicht finanzierbar. Das Hotel »Zur Traube« war mal das »zweite Haus am Platz«, erinnerte Traupe. An das leerstehende Gebäude schließe sich ein großes Areal bis zur Knochenhauer Straße an, auf dem man viel machen könnte. Fördermöglichkeiten seien vorhanden, doch müssten die Eigentümer mitspielen.

Einiges gebe es zu tun, mahnte Traupe, man sollte es konstruktiv angehen, ohne die Finanzen zu vernachlässigen. Im November will sich die SPD am Bahnhof Einbeck-Mitte treffen: Angedachte Themen sind Reaktivierung des Bahnverkehrs und Planungen zur Umgestaltung des Bahnhofsareals.mru