»Es wäre besser, wenn man Hilfe wie diese nicht brauchte«

Engagiertes Team von jugendlichen und erwachsenen freiwilligen Helfern sorgt übers Wochenende für Umzug der Einbecker »Tafel«

Die Einbecker »Tafel« konnte am Wochenende in neue Räume umziehen, am Mittwochnachmittag findet an der Ecke Münsterstraße/Hohe Münsterstraße die erste Ausgabe statt. Zuvor haben Jugendliche und einige erwachsene Helfer die ehemalige Halle eines Getränkehandels umgestaltet. Die Aktion »Gemeinsam ans Werk« fand mit einem ökumenischen Gottesdienst in St. Josef sowie der Einweihungsfeier ihren Abschluss.

Einbeck. Zur ökumenischen Aktion »Gemeinsam ans Werk« waren Jugendliche zwei Tage lang aufgerufen, und etwa 25 haben sich Putzlappen und -eimer, Akkuschrauber und Besen sowie Hubwagen gepackt, um den Umzug der »Tafel« quer über den Stiftplatz zu bewältigen. Sie wollten in den Ferien etwas Vernünftiges machen, so die Begründung für ihr Engagement. »Man weiß, man tut was Gutes«, stellten andere fest, aber neben dem guten Zweck stand auch der Spaß, und die Teilnehmer freuten sich auf die Gemeinschaft mit anderen. Dabei war die Aktion verbunden mit gemeinsamem Essen, Gebeten und dem Übernachten mit Schlafsack und Luftmatratze.

Wichtig war den Jugendlichen ebenfalls zu wissen, dass sie mit der Aktion helfen könnten: »Wir verbessern die Welt etwas«, entsprechend seien sie ohne lange Überlegung dabei gewesen. Aber auch die Erwachsenen, die mitgemacht haben, fanden das selbstverständlich: »Uns geht es gut, und da würden wir gern anderen helfen, damit es ihnen ein bisschen besser geht«, so eine »Tafel«-Mitarbeiterin. Man investiere ja »nur« Zeit, so eine Kollegin, die beim Putzen der Kühlschränke kurz innehält. Bei dieser für die Teilnehmer interessante soziale Aufgabe ist es dem »Tafel«-Team um Thomas Döhrel von der Münstergemeinde und Pfarrer Ewald Marschler von der Gemeinde St. Josef nicht schwer gefallen aktive Unterstützung zu finden. Den Ehrenamtlichen standen dabei auch heimische Handwerker zur Seite. In St. Josef wurde zum Abschluss auch der Gottesdienst gefeiert, mit dem der Umzug beendet wurde. Vor genau vier Jahren, erinnerte Pfarrer Marschler, hätten er, Thomas Döhrel und Marco Spindler vom Diakonischen Werk den Beschluss gefasst, in Einbeck eine ökumenische »Tafel« einzurichten. Jetzt wurde in knapp 48 Stunden etwas zum Staunen geschaffen, versprach er. Leider sei so etwas wie die »Tafel« immer noch notwendig, für viele Menschen sei das tägliche Brot nicht selbstverständlich. Es sei traurig, dass in einer reichen Gesellschaft, in der Milliarden an Banken gegeben wurden, die sich verspekuliert hätten, so etwas gebraucht werde.

Alle seien gespannt, wie es werde in den neuen Räumen, sagte Pastor Daniel Konnerth in seiner Predigt – besser als in den alten, das sei schon klar. Die erste Tafel überhaupt habe unter freiem Himmel stattgefunden, und bald habe das Ausgabeteam damals erkannt: Es reicht nicht. Die biblische Geschichte von der »Speisung der Fünftausend« zeige, dass man mit fünf Broten und zwei Fischen viele Menschen sättigen könne. In der jüngsten Familienfreizeit von St. Alexandri an der Ostsee sei im Jahr des Abendmahls »Alle an einem Tisch« das Thema gewesen, und hier habe man sich auch mit der Geschichte befasst. Heute wie damals gebe es eine »Tafel«, weil sie nötig sei. Jesus und die Jünger hätten aktiv gegen eine Notlage gehandelt, das gelte auch für die Einbecker »Tafel«. Das sei mehr, als einfach mal so Essen verteilen – die biblische Geschichte sei keine Geschichte des Mangels, sondern der Fülle. Jesus wolle nicht Lücken stopfen. Es gehe ihm um Begegnung, und auch das Einbecker »Tafel«-Team arbeite im Sinne Jesu in ökumenischer Gemeinschaft und setze somit ein Zeichen. Auf jeden kleinen Beitrag komme es an, so Konnerth weiter, jede Spende und jede helfende Hand seien wichtig. »Die ›Tafel‹ ist eine vorgezogene Abendmahlsgemeinschaft«, fuhr er fort, aber das sei sicher eine gewagte These.

Es sei schade, dass es bei den großen Kirchen kein gemeinsames Abendmahl gebe, doch mit der »Tafel« habe man eine ökumenische Tischgemeinschaft, die dafür sorge, dass andere auch etwas auf dem Tisch hätten. Schließlich sei die »Tafel« ein Zeichen dafür, sich selbst nicht so wichtig zu nehmen. Die Einbecker »Tafel« werde oft als Vorzeigeprojekt bezeichnet, als gute Werbung für die Kirche. Natürlich sei man stolz auf das, was geleistet werde, aber Vorzeigeprojekt zu sein, sei nicht das Ziel. Vielmehr müsse man darauf achten, dass Jesus in der Mitte bleibe, und er hoffe, so Konnerth, dass das weiter gelinge – falls nicht, sollte man an Jesus denken: Man dürfe ihn bitten, und er gebe, was man brauche und viel mehr. Über Beifall konnte sich Konnerth zum Abschluss seiner ersten Predigt in St. Josef freuen. 900 »Tafeln« gebe es in Deutschland, und er habe Zweifel, dass das eine gute Nachricht sei, sagte Bürgermeister Ulrich Minkner bei der Einweihung vor Ort. Eigentlich sei es ein Skandal, dass diese Hilfe immer noch notwendig sei. Die Einrichtung einer »Tafel« sei dabei gar nicht so schwierig, vielmehr die dauerhafte Arbeit, und da sei es bemerkenswert, was in Einbeck geleistet werde. Positiv sei auch, dass das überkonfessionell geschehe. Er sei, so Minkner weiter, begeistert über die Teilnahme an der Umzugsaktion, und er hoffe, dass die Arbeit weiter erfolgreich laufen könne. Allerdings wäre es schön, wenn man sei eben gar nicht brauchte. Da das aber nicht der Fall sei, sei es eine christliche Aufgabe, die hervorragend erfüllt werde und auf die man stolz sein könne.

Alle Helfer seien total fleißig gewesen, fasste Thomas Döhrel die Aktion zusammen. Für die aktive Teilnahme sagte er Dank im Namen aller »Tafel«-Mitarbeiter und der Kunden, die auf diese Unterstützung angewiesen seien. ek