»Europa, wie es singt und lacht«

Imposantes Neujahrskonzert im Einbecker Wilhelm-Bendow-Theater

Eine musikalische Reise durch Europa präsentierte die Slowakische Sinfonietta Zilina beim Neujahrskonzert im Einbecker Wilhelm-Bendow-Theater.

Einbeck. Eine musikalische Reise durch Europa unternahm die Slowakische Sinfonietta Zilina unter Leitung von Oliver von Dohnányi mit dem Einbecker Publikum. Auf Einladung des Kulturrings gastierte das Orchester im Wilhelm-Bendow-Theater und bot ein imposantes Neujahrskonzert mit Werken bekannter Komponisten.

Angetan waren die Zuhörer vom Können des Ensembles und der Solisten Kayo Hashimoto (Mezzosopran) und Stanislav Masaryk (Trompete) sowie von Volker Schmidt-Gertenbach, der mit Wortwitz durch das Programm führte. 1974 als kleines Sinfonieorchester gegründet, zählt es zu den renommiertesten Ensembles.

Mehrere Musiker sind Preisträger internationaler Wettbewerbe und außerhalb ihrer Orchestertätigkeit auch als Solisten tätig. Es ist das einzige Orchester, das regelmäßig mit den Berliner und Wiener Philharmonikern während der Wiener Festwochen gastiert. Oliver von Dohnányi stammt aus einer Musikerfamilie; sein Debüt als Dirigent gab er 1979.

Er war mehrere Jahre Chefdirigent der Slowakischen Nationaloper und gilt als Spezialist der Musik des späten 19. und 20. Jahrhunderts. Die japanische Sopranistin Kayo Hashimoto studierte in Tokyo Gesang und Oper. Nach dem Studium siedelte sie nach Wien und gewann zahlreiche Gesangswettbewerbe. Unter anderem war sie Solistin des Hofburg-Orchesters in Wien. Stanislav Masaryk ist einer der talentiertesten slowakischen Trompeter seiner Generation. Der 25-Jährige wurde in Gbely geboren; bereits mit 14 Jahren war er Jungstudent in Bratislava.

Seit vergangenem September tritt er zudem als Solotrompeter im Orchester des Prager Nationaltheaters auf. Das Konzert startete mit dem stimmungsvollen Triumphmarsch »Einzug der Gladiatoren« von Julius Fučík, der vielen aus Zirkusmanegen bekannt ist. Bei der Begrüßung sagte Schmidt-Gertenbach schmunzelnd, dass man den Titel »Europa, wie es singt und lacht« gewählt habe, da Einbeck in der Mitte des Kontinents liege; Northeim hingegen nicht. Für die Stadt treffe eher die Operette »Orpheus in der Unterwelt« von Jacques Offenbach zu.

Es erklang daraus die Ouvertüre samt des bekannten »Cancans«, bei der die Musik auf das Publikum übersprang. Bei der Arie »De España vengo« aus der Zarazuela »El niño judío« von Pablo Luna geht es um die Schönheit, eine Spanierin zu sein. Stimmgewaltig wurde dies von Solistin Kayo Hashimoto dargeboten.

Ihr Name heiße übersetzt »fröhliche Welt«, sagte Schmidt-Gertenbach, das sollte nicht nur auf die Mezzosopranistin, sondern auf die ganze Welt zutreffen. Kritik übte er an Donald Trump und am Brexit, weshalb das Orchester keine englischen Komponisten im Programm hätte. Stattdessen erklang der langsame, aber faszinierende Slawische Tanz Nummer X in E-Moll von Antonin Dvořák sowie das Rondo für Trompete und Orchester von Johann Hummel, der wie das Ensemble aus Bratislava stammt.

Begeistert war das Publikum vom Trompetensolo von Stanislav Masaryk. Das Lied »Spiel auf der Geige« aus der Operette und Verwechslungskomödie »Venus in Seide« von Robert Stolz bot Hashimoto innbrünstig dar. Zu den populärsten Werken von Johannes Brahms zählen die »Ungarischen Tänze«, wie Dvořák komponierte er sie vor den Sinfonien. Der laut Schmidt-Gertenbach bekannteste und schmissigste, Tanz Nummer V in G-Moll, erklang im Wilhelm-Bendow-Theater. Aus »Der Barbier von Sevilla« von Giachino Rossini präsentierte das Orchester die Ouvertüre sowie die Arie »Una voce poco fa«.

Musiker und Solistin boten gekonnte musikalische Einblicke in das schwierige Dreiecksverhältnis zwischen dem armen Doktor Bartolo, seinem reichen Mündel Rosina und dem verliebten Grafen Almaviva. Dazu meinte Schmidt-Gertenbach, dass der Unterschied zwischen täglichem Leben und Oper sei, dass, wenn man jemanden ein Messer in den Rücken steche, er normal tot sei, in musikalischen Werken er hingegen anfange zu singen.

Von Franz Lehár erklangen der Walzer »Gold und Silber« sowie die Arie »Meine Lippen, sie küssen so heiß« aus der Operette »Giuditta«. Eingebunden im Walzer-Rhythmus ist bei »Karenval von Venedig« von Jean-Baptiste Arban ein Trompetenpart mit der Melodie »Mein Hut, der hat drei Ecke«.

Je länger das Stück dauert, desto virtuoser wird die Solistensequenz, die Masaryk gekonnt meisterte. Zum großen Finale stand ein Medley aus dem Musical »My Fair Lady« von Frederick Loewe an. Professor Higgins, ein angesehener Philologe und Phonetiker, trifft dabei auf die Blumenverkäuferin Eliza Doolittle, der er richtige Sprache beibringen möchte. Mit viel Esprit präsentierte das Ensemble die bekannten Lieder des berühmten Musicals.

Viel Beifall gab es für Dirigent, Musiker und Solisten, die als Zugaben von Johann Strauss den »Radetzky-Marsch« und »Ohne Sorgen« präsentierten, dass das diesjährige Motto sein sollte, sagte Volker Schmidt-Gertenbach.mru