Fälschungen machen vor keinem Modell halt

Vortrag bei den FörderFreunden: Norbert Schroeder berichtet über das Kulturgut Oldtimer

Norbert Schroeder, Leiter des »Competence Center Classic Cars« beim TÜV Rheinland, und Kurator Andy Schwietzer rückten zwei- und vierrädrige Oldtimer in den Fokus.

Einbeck. Ein Benzintalk gehört zur Geburtstagsfeier des PS.SPEICHERs. Diesmal war Norbert Schroeder, Leiter des »Competence Center Classic Cars« beim TÜV Rheinland, zu Gast bei den FörderFreunden. Als Koryphäe für klassische Fahrzeuge gab er den Zuhörern mit auf den Weg, dass sie sich nicht blenden lassen sollten. Beim Einstieg in den Oldtimermarkt, riet auch Kurator Andy Schwietzer, sei es gut, mit den Fahrzeugbesitzern zu sprechen, sich mehrere vergleichbare Fahrzeuge anzusehen und gegebenenfalls einen Fachmann mitzunehmen.

Schroeder ist gelernter Kfz-Meister, sein Beruf ist sein Hobby, bei ihm dreht sich alles um Oldtimer. Mit viel Leidenschaft und Engagement widmet er sich als Sachverständiger und Gutachter tagtäglich den Anforderungen dieser automobilen Schätzchen. Das »mobile Kulturgut, bei dem einem ‘das Herz aufgeht’« rückte Schroeder in den Fokus.

Fahrzeuge, stellte er fest, würden verschiedene Phasen durchlaufen. Nach der Erstellungs-, folge die zehn- bis zwölfjährige Gebrauchsphase, anschließend setze die Vernachlässigungsphase ein. Begehrlichkeiten würden erst auftreten, wenn mit dem Fahrzeug Emotionen verknüpft würden. Dann setze die Sammlungs- und später die Wiederherstellungsphase ein. Der Aufwand gehe nun über die bloße Erhaltung hinaus.

Fahrzeuge könnten komplett »umgedeutet« werden. Wer sie allerdings im Straßenverkehr nutzen wolle, müsse Regeln beachten. Zu entscheiden sei, ob man die Fahrzeuge »blitzen und blinken« lasse oder sie original restaurieren wolle.

In Deutschland gebe es 422.166 Fahrzeuge mit Oldtimer-Zulassung, sagte Schroeder. Dabei seien deutsche Fabrikate wie der VW Käfer oder der T1 führend. Vor allem technisch versierte Schrauber würden sich der Aufarbeitung der Fahrzeuge widmen.

In Zeiten der Euro-Einführung oder der Finanzkrise seien Sachgüter interessant geworden, es wurde in Oldtimer investiert. Aber auch die heutigen »Ikonen« seien einmal Gebrauchswagen gewesen. Schroeder nannte Beispiele: Der Mercedes-Flügeltürer oder der Aston Martin DB5 hätten an Wert gewonnen, ein Rolls Royce eher nicht. »Man muss genau hinschauen, was man kauft«, riet der Fachmann.

Bei normalpreisigen Motorrädern, ergänzte Andy Schwietzer, gebe es keine Wertsteigerung, Motorräder in kleiner Stückzahl aus dem sportlichen Bereich hingegen würden auf Auktionen gehandelt, seien mittlerweile »Spekulationsgut«.

Gefragt seien heute »ehrliche Fahrzeuge«, deren Geschichte anhand von Papieren belegt werden kann, so Schroeder. Dabei gebe es alle »Facetten«, die am Markt gehandelt werden. Zum einen gebe es Oldtimer, die wie Neufahrzeuge aussehen sollen, zum anderen Fahrzeuge, die mit dem Rennsport zusammenhängen, und die dürften »Patina«-behaftet sein. Bei den Zweirädern, ergänzte Schwietzer, gebe es Unterschiede in den Herstellungsländern: Deutsche und japanische Zweiräder würden im »Auslieferungszustand« gehandelt. Unrestaurierte Zweiräder finde man am ehesten bei den englischen Marken. Vor allem ein Blick auf den Kabelbaum lohne sich, der sollte »unverbastelt« sein.

Bei Oldtimern guckt Experte Schroeder gerne unter das Armaturenbrett oder die Sitze. Er riet, sich nicht blenden zu lassen, sinnvoll sei es, jemanden zur Begutachtung heranzuziehen, der nicht emotional involviert sei. Denn »Fälschungen machen vor keinem Modell halt«. »Wo Rendite zu erwarten ist, ist kriminelle Energie nicht weit.« Fahrzeuge, war Schroeder sicher, gehörten zu den wichtigsten Kulturgütern, und der Umgang damit bereite Freude.

Am Freitag, 9. August, laden die FörderFreunde ab 19 Uhr zum nächsten Vortrag ein. Unter dem Motto »70 Jahre Moto Laverda – The fabulous 70s« nimmt Piero Laverda das Jubiläum der Gründung von »Moto Laverda« vor 70 Jahren zum Anlass aus Breganze nach Einbeck zu kommen und über seine Bikes zu referieren.

Mittlerweile gibt es 560 FörderFreunde, und Dr. Günter Diener, geschäftsführender Vorstand der FörderFreunde, sagte, dass man an der Steigerung dieser Zahl arbeite. Im Anschluss an den launigen Vortrag gab es noch Live-Musik, so dass der Abend bei sommerlichem Wetter entspannt ausklang.sts