Förderverein des Bürgerspitals löst sich auf

Keine rechtlichen Möglichkeiten, bei einem nicht gemeinnützigen Eigentümer tätig zu werden | Letzter Vortrag

Der Vorstand des Fördervereins des Einbecker Bürgerspitals - Schriftführerin Meike Kettler, der zweite Vorsitzende Reinhold Galinski, die Vorsitzende Brunhild Vatterodt, Beisitzer Joachim Degener und Kassenwart Klaus Dirnberger (von links) - ließ angesichts neuer Eigentumsverhältnisse über den Fortbestand abstimmen. Die Mitglieder sprachen sich klar für eine Auflösung aus.

Einbeck. Der Förderverein des Einbecker Bürgerspitals wird sich auflösen. Die Mitglieder haben sich bei einer außerordentlichen Versammlung einstimmig für diesen Schritt ausgesprochen. Wenn das Bürgerspital demnächst einen neuen Eigentümer bekommt beziehungsweise das Haus auf den künftigen Betreiber übergeht, hat der gemeinnützige Förderverein keine rechtlich unbedenklichen Möglichkeiten mehr, sich für das Krankenhaus beziehungsweise die Patienten einzusetzen.

Der Vorstand hatte bei der regulären Mitgliederversammlung des Vereins im Mai angekündigt, Gespräche mit der künftigen Geschäftsleitung zu führen. Im August sollte dann eine Entscheidung getroffen werden. Die Vorsitzende des Fördervereins, Brunhild Vatterodt, berichtete den Mitgliedern nun darüber. Sie habe mit Georg Detter gesprochen, der das Haus für den künftigen Betreiber WMC Healthcare aus München als Geschäftsführer leiten werde.

Er verfüge über langjährige Erfahrung als Vorstand, Verwaltungsdirektor und Geschäftsführer im Gesundheitsbereich. Für das Einbecker Bürgerspital sei geplant, es als Haus der Grund- und Regelversorgung zu halten. Was vorhanden sei, sollte möglicherweise ausgebaut werden.

Einen Förderverein finde er, so Brunhild Vatterodt, »im Grunde genommen gut«. Allerdings werde der künftige Eigentümer keine Gemeinnützigkeit beantragen; es handele sich um ein gewinnorientiertes Unternehmen, und damit stelle sich für den Förderverein die Frage, wie er weiter arbeiten könne. »Es gibt kaum Möglichkeiten zur Gestaltung, und auch wir verlieren unsere Gemeinnützigkeit«, erläuterte sie.

Nach einem Gespräch mit Rechtsanwalt Michael Weisensee habe sich dieser Eindruck bestätigt. Nach den Statuten des Fördervereins gebe es gar nicht die Möglichkeit, dass er weiterarbeite, jedenfalls nicht wie bisher. Und eine ähnliche Rückmeldung habe sie auch vom Finanzamt bekommen. Es bleibe also nur die Auflösung des Vereins. Was an Geld vorhanden sei und an Gerätschaften beschafft wurde, soll an die Stadt Einbeck übergeben werden.

Diese wird es für Gesundheitspflege in Einbeck nutzen. Für das laufende Jahr seien noch keine Mitgliedsbeiträge eingezogen worden, und angesichts der Auflösung sollte man darauf auch verzichten, so die Vorsitzende. Fördervereine, das machte der Vorstand deutlich, könnten die öffentliche Hand bei verschiedenen Projekten unterstützen. Gegründet wurde der damalige Krankenhaus-Förderverein 2002, als sich das Haus noch in Händen der Stadt befand.

Ziel sei es inzwischen, die Patienten zu unterstützen. Wenn allerdings ein privater Eigentümer mit dem Haus Gewinn erwirtschaften wolle, sei er komplett zuständig - das sei nicht Sache des Fördervereins. Eine weitere Tätigkeit sei dabei nicht erlaubt und seitens des Vorstands auch nicht erwünscht. Möglich sei allenfalls noch ideelle Arbeit, aber das sei nicht der Kern der Vereinstätigkeit.

Der Einsatz von Spenden falle weg, und nur die Organisation von Vorträgen sei zu wenig für den Fortbestand. Zudem bliebe der Einsatz auch rechtlich eine knifflige Angelegenheit. Die Mitglieder folgten diesen Vorschlägen, allerdings mit Wehmut: Man habe sich für das Haus und die Patienten engagieren wollen, habe sich emotional gebunden gefühlt, das falle jetzt weg. Positiv sei sicher, dass sich die Mitarbeiter weiter wie bisher um die Patienten kümmern würden. Einstimmig sprachen sich die anwesenden Mitglieder für eine Auflösung des Fördervereins aus.

Als Datum wurde der Tag des Eigentumsübergangs in privaten Besitz festgesetzt, möglicherweise wird das der 1. September sein. Neue Aktivitäten, da waren die Mitglieder einig, sollte man nicht mehr anstreben. Allerdings machten Vorstand und Versammlung auch deutlich, dass ein großes Interesse am Fortbestand des Hauses bestehe, die Existenz sei für Einbeck und die Region von hoher Bedeutung.

Als voraussichtlich letzte Veranstaltung gibt es noch einen Vortrag am 22. August: Der neue internistische Chefarzt Dr. Andres Press wird sich vorstellen und zu einem medizinischen Thema sprechen. Eventuell soll auch Georg Detter an dem Abend teilnehmen. »Das wäre ein guter Abschluss«, überlegte die Vorsitzende Brunhild Vatterodt, die das Amt seit sechs Jahren inne hatte.

Die Gründungsvorsitzende Karin Schramm hat zuvor zehn Jahre lang den Förderverein geleitet. Mit spontanem Applaus wurde dem Vorstandsteam für das Engagement gedankt. Nachdem der Auflösungsbeschluss gefasst wurde, will der Vorstand in einem Schreiben an die Mitglieder noch Bilanz ziehen; 133 waren es zum Zeitpunkt der Hauptversammlung im Mai.ek