Chancen für Frauen im Berufsleben nutzen

»Frauen starten durch«: Gezieltes Angebot für Wiedereinsteigerinnen | Großes Potenzial für den Arbeitsmarkt

Über ein erfolgreiches Projekt »Frauen starten durch« freuen sich Juliane Schönfelder (vorn links) und Carola Grewe (vorn rechts) als frühere Absolventinnen, Angela Koll und Katrin Janke (hinten, links und rechts) von der DAA und Susanne Wädow, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt bei der Agentur für Arbeit Göttingen (hinten, Mitte).

Einbeck/Northeim. »Wir wollen zeigen, wie es in der Praxis klappen kann.« Christine Gudd, Pressesprecherin der Agentur für Arbeit Göttingen, freut sich über das erfolgreiche Coaching- und Qualifizierungsangebot »Frauen starten durch«, das die Deutsche Angestellten Akademie (DAA) durchführt und das von der Agentur für Arbeit initiiert und gefördert wird.

Ziel ist es, Frauen, die nach einer längeren Familienpause wieder ins Berufsleben einsteigen möchten, zu unterstützen. Das Angebot gelte zwar auch für Männer, aber überwiegend seien es nach wie vor Frauen, die familiäre Verpflichtungen übernehmen würden. Teilzeit, Minijobs, Altersarmut, das seien weibliche Themen, so Susanne Wädow, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der Agentur für Arbeit Göttingen.

Es gebe viele Frauen, die gern wieder einsteigen würden, aber das falle ihnen nicht leicht. Frauen unterschätzten sich chronisch - dabei könnten sie mehr, als sie nach außen tragen würden. Der Arbeitsmarkt sei derzeit unheimlich aufnahmefähig, Kräfte würden gesucht. Auf der anderen Seite seien aber die Frauen unsicher, nachdem sie teilweise über viel Jahre raus waren aus dem Beruf. Minijobs würden häufig unter der eigentlichen Qualifikation angenommen. »Der Arbeitsmarkt braucht Frauen«, machte Susanne Wädow deutlich.

Deshalb finde sie »Frauen starten durch« so gut, weil hier die Grundlagen für einen geglückten Einstieg geschaffen würden. Da das Angebot mit gleitender Teilzeit angelegt sei, sei es möglich, unterschiedliche Lebenssituationen abzubilden. Die gezielte Maßnahme für Teilnehmer, deren Berufstätigkeit schon länger hier sei, ermögliche es, Kenntnisse auf den aktuellen Stand zu bringen, etwa im Bürobereich, führte Katrin Janke, Standortleiterin der DAA in Northeim, aus. Die Frauen könnten den Arbeitsmarkt kennenlernen mit den Veränderungen der letzten Jahre oder sogar Jahrzehnte.

Auch Änderungen im Arbeitsrecht seien ein Thema. Und schließlich sei die Formung der Persönlichkeit möglich: Frauen könnten einen anderen Blick aufs Leben werden. Betriebsbesuche würden stattfinden, der Austausch untereinander sei wichtig, ebenso wie die Vermittlung aktueller EDV-Kenntnisse, wie Bewerbungscoaching oder moderne Bewerbungswege. Stress- und Zeitmanagement werden ebenfalls angesprochen.

Auch eine Einzelbetreuung könne, abhängig von der jeweiligen Lebenssituation, sinnvoll sein, ergänzte Angela Koll, bei der DAA verantwortlich für die Maßnahme. Sie erlebe es immer wieder, dass die Frauen mit neuer Lebenslust an die Bewerbung herangehen würden. Eine Stilberatung, um auch optisch besser in den künftigen Beruf zu passen, sei für viele neben fachlichen Fragen ebenfalls wichtig.

Zwei Teilnehmerinnen, bei denen sich das Programm als erfolgreich erwiesen hat, sind Carola Grewe und Juliane Schönfelder. »Das war ein Bonbon für mich«, erinnert sich Juliane Schönfelder, die das Angebot als eine der ersten vor fünf Jahren wahrnehmen konnte. Nach einer Familienphase stellte sie fest, dass sich beispielsweise Bewerbungstechniken völlig verändert hätten. Es sei wichtig gewesen, über den Tellerrand hinaus zu schauen und auch über andere Arbeitszeit- und Tätigkeitsmodelle nachzudenken.

Dass Teilnehmer von Teilnehmern lernen könnten, habe sie zusätzlich begeistert. War sie nur fünfeinhalb Jahre im Rahmen der Kindererziehung zu Hause, waren es bei Carola Grewe 16 Jahre. Der Wiedereinstieg wurde ihr zunächst erschwert: Ihre Kenntnisse waren in vielen Bereichen nicht mehr aktuell. Aber über das Programm habe sie es geschafft, da nachzubessern. Zudem war ein individueller Einstieg ins Programm möglich, bei dem sie selbst die Bereiche intensiviert hat, bei denen sie Bedarf sah. Unmittelbar nach der Maßnahme hat sie eine unbefristete Anstellung erhalten, wobei sie sogar auswählen konnte: Auf sechs Bewerbungen gab es vier Zusagen.

Viele Betriebe suchten gerade das Potenzial der Wiedereinsteigerinnen, weiß Christine Gudd - es gehe nur darum, das effektiv zu erschließen. Die Teilnehmerinnen seien echte »Perlen«, bestätigt Susanne Wädow. Entsprechend gut seien, das bestätigt die DAA, die Vermittlungsquoten, die bei 55 bis 75 Prozent liegen. Die Agentur für Arbeit ist froh, dass sie ein solches Vorhaben fördern kann.

»Und für die Teilnehmerinnen kostet das nichts - außer Überwindung.« Die Agentur für Arbeit oder das Jobcenter übernehmen Kursgebühren, Fahrkosten und einen pauschalen Beitrag für Kinderbetreuungskosten. Gedacht ist das Angebot auch für Frauen und Männer, die keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld haben. Es sei allerdings bedauerlich, dass die Maßnahme kaum bekannt sei, so Katrin Janke. Zwar gebe es schon gute Informationen für den Personenkreis, der in Frage komme, aber es wäre noch mehr möglich.

Allerdings seien wie »Wiedereinstieger« schwer zu fassen. Wer das Angebot wahrnehme, sei schon gut unterwegs in Richtung Arbeitsmarkt. Da die Teilnehmerinnen freiwillig dabei seien, gebe es so gut wie keine Abbrüche - alle sähen die Chance, die damit verbunden sei. Das nächste Angebot startet am kommenden Montag, 13. August, es läuft bis zum 12. Februar. Dafür sind noch Plätze frei, kurzfristige Teilnahme ist möglich.

Wer dabei sein möchte, sollte eine Ausbildung oder ein Studium abgeschlossen haben und mindestens drei Jahre berufstätig gewesen sein. Die Maßnahme umfasst 15 bis 20 Wochenstunden, die Kernzeit liegt bei 9 bis 12 Uhr. Lehrgangsort ist die DAA in Northeim, Scharnhorstplatz 7. Weitere Informationen gibt es unter Telefon 05551/90803-00. »Traut euch«, das ist die Botschaft, die die erfolgreichen Absolventinnen Unentschlossenen geben. Man sollte nie aufhören, sich weiterzubilden, und in jedem Fall werde man aus dem sechsmonatigen Programm gestärkt herausgehen - mit neuen Perspektiven.ek