Freude über einen historischen Sieg

Eunice Schenitzki glücklich über neue Präsidentin in Brasilien, Dilma Rousseff

Mit Freude und Genugtuung hat Eunice Schenitzki aus Hullersen verfolgt, was in den vergangenen Wochen in ihrer Heimat Brasilien passiert ist: Mit Dilma Rousseff ist zu ersten Mal eine Frau an die Spitze des größten südamerikanischen Landes gewählt worden. »Es ist schön zu sehen, dass sie es geschafft und dass sie nicht aufgegeben hat – immerhin war sie einmal eine politische Gefangene.«

Einbeck. »Wir haben eine Präsidentin«, hat sich Eunice Schenitzki nach dem Sieg von Dilma Rousseff bei der Stichwahl am 31. Oktober gefreut. Die Kandidatin der Arbeiterpartei PT hat mit der Vereidigung und der Übergabe der Amtsschärpe am 1. Januar die Nachfolge von Präsident Luiz Inacio Lula da Silva angetreten. Dass eine Frau dies schaffen würde, war nicht selbstverständlich. Zwar stellen die Frauen in Brasilien, dem fünftgrößten Land der Erde, mit knapp 52 Prozent die Mehrheit der Wahlberechtigten, in der Politik sind sie aber unterrepräsentiert, und daran, erinnert Eunice Schenitzki, hätten bisher auch die Quotenregelungen nichts geändert. Erst bei dieser Wahl seien sie im Wahlkampf ganz streng gehandhabt worden.

Die Wahl von »Dilma«, wie die neue Präsidentin genannt wird, die zudem neun Frauen ins Kabinett geholt hat, kann als großer Sprung gelten. »Das ist ein wichtiger Sieg der Demokratie für unser Land«, ist die Einbecker Kommunalpolitikerin sicher, »viele und gerade junge Frauen werden sich künftig stärker für Politik interessieren.« Aber noch immer gelte in Brasilien: Wenn Frauen sich engagierten, müssten sie es »zwei- bis dreimal besser« machen als Männer, weiß Eunice Schenitzki. Zur Zeit der Militärdiktatur war die neue Amtsinhaberin Guerillera, sie wurde 1970 bis 1972 als politische Gefangene inhaftiert und gefoltert. Die Übernahme der Amtsgeschäfte sei auch deshalb ein besonderer Sieg, der Vorurteile durchbreche.

Zu kämpfen hatte die Präsidentin mit einem harten, häufig unfairen Wahlkampf mit persönlichen Angriffen. Für Brasilianer besteht Wahlpflicht, auch wenn sie im Ausland leben. Über das Internet wurden scheußliche Wahlspots, weit unter der Gürtellinie, verbreitet, die – leider – Erfolg hatten: Unter den im Ausland lebenden Brasilianern habe Rousseff keine Mehrheit erhalten, viele seien dieser Propaganda auf den Leim gegangen, bedauert Eunice Schenitzki. Gespannt wartet sie darauf, wie die neue Präsidentin öffentlich ankommen wird. Lula sei ungeheuer populär gewesen, allerdings durfte er nach zwei Amtszeiten nicht mehr kandidieren. Dilma Rousseff habe den Ruf einer trockenen Technokratin, sie wirke eher verkrampft, und sie habe nicht von ungefähr den Spitznamen »Power-Point-Königin«, da sie sich mit Zahlenkolonnen auskennt. »Jeder wird ihr auf die Finger gucken«, vermutet Schenitzki.

Lula habe es geschafft, das Leben für viele arme Brasilianer zu verbessern und ihnen den Zugang zur Mittelschicht zu öffnen. Das habe auch Anerkennung bei seinen Kritikern gefunden. Diesen Weg wolle Rousseff fortsetzen, das hat sie bei ihrer Amtseinführung ebenso angekündigt wie die Verbesserung der Bildung als Schwerpunkt ihrer künftigen Arbeit. »Ich hoffe, dass sie es schafft, die Erfolgspolitik fortzuführen und zugleich eigene Akzente zu setzen«, sagt die Einbecker Politikerin.

Positives erhofft sich Schenitzki für die Zusammenarbeit mit Deutschland. Mit dem Präsidenten der Deutsch-Brasilianischen Gesellschaft, Dr. Uwe Kaestner, hat Rousseff im vergangenen Jahr, damals noch als Ministerin im Präsidialamt, während eines Deutschland-Besuches ein gutes Gespräch geführt. Eunice Schenitzki arbeitet in der Deutsch-Brasilianischen Gesellschaft mit, hat deshalb auch von dieser Seite her die Vorgänge intensiv verfolgt.

»Deutschland«, stellt sie fest, »ist für Brasilien ein wichtiger Partner.« Nicht zuletzt geht das für die kommenden Jahre: Das Land steht vor zwei großen Herausforderungen, denn 2014 findet die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien statt, 2016 ist das Land Ausrichter der Olympischen Spiele. Mit Präsidentin Rousseff hat die Deutsch-Brasilianische Gesellschaft die Hoffnung, dass die guten Verbindungen weiter bestehen bleiben. ek