»Fridays-for-Future« – trotz(t) Corona!

Weiter auf Klimakrise aufmerksam machen | Corona-Pandemie als Chance Lösungen zu schaffen

Die Ortsgruppe von »Fridays-for-Future« demonstrierte unter dem Motto »Fight every crisis«.

Einbeck. In der vergangenen Zeit war Protest wie bei »Fridays for Future« nur im Netz oder am heimischen Gartenzaun möglich, jetzt wird er wieder auf die Straße getragen. Am vergangenen Dienstag trafen sich Minister und Ministerpräsidenten und entschieden, wie 156 Milliarden Euro eingesetzt werden, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Das stelle eine gigantische Weichenstellung für die Zukunft dar und entscheidet ebenfalls darüber, ob Deutschland die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens einhalten kann.

Aus dem Grund hatte die Einbecker Ortsgruppe von »Fridays-for-Future« zu einer Demonstration eingeladen. Dies geschah unter dem Motto »Fight every crisis«, denn auch wenn die Coronakrise im Moment primär anstehe, müsse man weiter auf die Klimakrise aufmerksam machen, so die Rednerinnen Helene Deichmann und Lara Wedemeyer. Ein Konjunkturpaket beinhalte ein Sammelsurium an Maßnahmen wie Kaufprämien, Investitionen in Schulen oder Kredite für Unternehmen. Viele Möglichkeiten stehen zur Debatte, so Deichmann, schnell könne man den Überblick verlieren. Fakt sei, dass das Konjunkturpaket entscheide, ob Deutschland die Pariser Klimaziele einhalten kann. »Fridays for Future« hatte Bedingungen für eine nachhaltige Krisenbewältigung gestellt. Alle Maßnahmen müssen auf maximal eineinhalb Grad ausgerichtet sein. Nur so könne man die Vereinbarungen einhalten. Zudem gelte es, das Ziel der Klimaneutralität bis 2035 samt Energiewende zu erreichen. Statt Profite zu generieren, müssten die Pfeiler der Gesellschaft Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit sein. Jetzt sei der Punkt, die Grundsteine für die Transformation zur klimaneutralen Wirtschaft zu setzen. Gelinge das nicht, stehe schon bald die nächste Krise bevor. So wie bisher könne es nicht weiterlaufen. Das Konjunkturpaket stelle einen wichtigen Moment für die Klimabewegung dar – auch um das Eineinhalb-Grad-Ziel einzuhalten. Mitte des 20. Jahrhunderts warnten Wissenschaftler erstmals vor dem menschengemachten Klimawandel, so Wedemeyer. Seitdem ist mehrere Jahrzehnte kaum etwas passiert.

Bei der jetzigen Corona-Pandemie hat die Regierung in kürzester Zeit gehandelt und durch Einschränkungen eingedämmt. Sie hat in der Krise rasch und verantwortungsvoll agiert, das Leben der Menschen vor wirtschaftliche Interessen gestellt. Gewünscht werde sich solch ein Krisenmanagement auch beim Klimawandel. Die Auswirkungen von Corona waren teilweise gut sichtbar – wie auf Bildern aus Spanien und Italien; beim Klima hingegen nicht. Veränderungen treten nur langsam auf und sind erst nach Jahren oder Jahrzehnten »sichtbar«. Oft werde gesagt, es sei noch Zeit; genau das stimme nicht, betonte Wedemeyer. In naher Zukunft werde man an einen Punkt gelangen, an dem Prozesse wie das Schmelzen von Permafrostböden in einen Teufelskreis führen. Die aktuelle Pandemie kann dies noch verschärfen, wenn Umwelt- und Klimaschutzgesetze zugunsten der Wirtschaft ausgehebelt werden. Doch biete die Corona-Krise auch die Chance, Lösungen zu schaffen. Wer schon vorübergehende Toilettenpapierknappheit als Bedrohung seines Lebens ansehe, der begreife, dass Dürren und Überschwemmungen noch größere Folgen haben können.

Der notwendige Wiederaufbau der Wirtschaft stelle eine Chance dar, eine intelligente Umstrukturierung des Systems zu realisieren. Corona habe bewiesen, wie schnell arrivierte Systeme zusammenbrechen können. Die Welt werde nach der aktuellen Pandemie eine andere sein. »Wir haben die Möglichkeit, sie zu einer besseren zu machen. Hinweg von der Philosophie des grenzenlosen Wachstums, gnadenlosem Kapitalismus und unreglementierter Globalisierung zu einer sozial gerechten, nachhaltigen und möglichst lokal orientierten Welt – gestaltet in dem Bewusstsein: ‘Wir leben auf einem Planeten mit endlichen Ressourcen’«, so Wedemeyer.mru