Das Fest, an dem der Glaube öffentlich wird

Einbeck. »An Fronleichnam wird der Glaube öffentlich.« Damit hieß Pfarrer Ewald Marschler die Gottesdienstbesucher zum Fronleichnamsfest willkommen. Traditionell war die katholische St. Josef-Gemeinde Einbeck und Dassel zusammen mit der portugiesischen Gemeinde dazu wieder in der Münsterkirche St. Alexandri zu Gast.

Das Hochfest des Leibes und Blutes Jesu Christi sei ein klares Bekenntnis zum christlichen Glauben und zu Jesus Christus. Das Fest, sagte Pfarrer Marschler in seiner Predigt, habe einen altertümlichen Namen. Übersetzt bedeute er »Leib des Herren«, und das bringe das Wesentliche des Glaubens auf den Punkt, die Kernaussage des Lebens Jesu.

Es gebe verschiedene Narrative, erzählende Darstellungen, zu diesem Fest, beispielsweise im Korinther-Brief. Darin werde deutlich, worin es Jesus gehe: um seinen Leib und sein Blut für die Gläubigen, in der Gestalt von Blut und Wein. So würden sie seine Liebe erfahren, durch seine Gegenwart im Leben der Menschen. Während man hier von einer Konzentration sprechen könne, gebe es auch eine Weitung durch den Wechsel der Perspektive, wie es beispielsweise das Evangelium mit dem Bericht über die Speisung der 5.000 darstelle.

Wer sich verantwortlich mache, brauche nicht mehr als das, was da sei. Man sollte, ermunterte er, auf Ressourcen schauen statt auf Defizite. Er glaube, dass Deutschland groß genug sei, alle Flüchtlinge aufzunehmen. Die Älteren würden das oft noch kennen, seien sie doch selbst nach dem Krieg als Flüchtlinge gekommen. Man sollte nicht in erster Linie das sehen, was fehle, und man sollte nicht an den eigenen Grenzen festhalten.

Ein gesellschaftlicher Blickwechsel sei gefragt. Gut unter Beweis gestellt hätten das die Jugendlichen, die bei der 72-Stunden-Aktion aktiv waren. Wer in Angst gefangen sei, sei nur begrenzt offen für andere, machte er deutlich. Klimaschutz, wie ihn Jugendliche in ganz Europa vertreten würden, habe eine große Dynamik erfahren.

Dies sei die Generation, der man die Schöpfung übergeben müsse. »Wir müssen Rechenschaft darüber abgeben«, mahnte er. Im Glauben sollte man sich auf Blickwechsel einlassen. Konzentration und Weite, das sei die Logik des Fronleichnams-Evangeliums, und das führe zu der Frage, was für das eigene Leben wichtig sei und wo ein Perspektivwechsel gut tue.

Man könne entdecken, wie nötig beides sei, und man sollte den veränderten Blick nutzen, auf Jesu Leib und Leben zu schauen. Blumen, Kerzen, Brot, Wein und die Hostienschale wurden von Kindern zum Altar gebracht zur Feier des heiligen Mahls, das seit fast 2.000 der Auftrag der Christen sei.

Symbolhaft würden die Blumen für Schönes stehen, die Kerzen für Licht und Wärme, das Brot sei Zeichen für alles, wovon Menschen lebten, und der Wein erfreue ihr Herz, hieß es. Jesus lade ein zum Gastmahl der Freude. An Fronleichnam, so Pfarrer Marschler, sollte man mehr als sonst über die Eucharistie nachdenken und über das, was Jesus seinen Jüngern ans Herz gelegt habe.

An den Gottesdienst in St. Alexandri schloss sich die Prozession mit Fahnen und Bannern, Erstkommunionkindern und Firmlingen und dem Allerheiligsten in der Monstranz durch einige Innenstadt-Straßen zur St. Josef-Kirche an, wo die kirchliche Feier ihren Abschluss fand. In den Kirchen und unterwegs wurde die Gemeinde begleitet von den Bläserchören Kuventhal/Einbeck und Holtensen/Hullersen.ek