Wissenschaftliche Fundgrube und seltenes Kleinod

Umweltstiftung Greenpeace erkundigt sich nach Fortschritt im Einbecker Märchenwald

»Wir schaffen das«: (von links, hinten) Philipp Küchler, Nina Fischer, Claudia Voigt, (von links, vorne) Melanie Stöhr, Silke Boysen, Dr. Reiner Theunert.

Einbeck. Vier Damen von der Umweltstiftung-Greenpeace haben auf dem Weg aus dem Süden der Republik zum »Heimathafen« Hamburg im Märchenwald Station gemacht, um sich über den Fortschritt der Projekte im Märchenwald zu informieren. Seit mehreren Jahren hat sich die Stiftung finanziell im Märchenwald engagiert und etliche Untersuchungen finanziert.

Dazu gehören eine erste und zweit Käfererfassung, die Gestaltung der Website, eine Nachtfaltererfassung und die Erstellung und den Druck eines Flyers. Die bisher finanzierten Projekte im Märchenwald liegen im fünfstelligen Bereich. Ohne diese Finanzierung wäre der Märchenwald nicht das, was er heute ist - eine wissenschaftliche Fundgrube und ein seltenes Kleinod im Stadtwald Einbeck.

Viele Wissenschaftler haben hier bereits geforscht, etliche Bachelorarbeiten wurden geschrieben, und viele Gäste konnten den Märchenwald bestaunen. Alles hat dazu beigetragen, den Märchenwald-Einbeck auch über die regionalen Grenzen hinaus bekannt zu machen.

Ein virtueller Rundgang im Märchenwald und Nachbarabteilungen soll die Aufmerksamkeit der Bürger verstärkt auch auf die umliegenden Waldflächen außerhalb des Märchenwaldes lenken. Auch in den sonstigen Wirtschaftswald-Waldflächen gibt es Habitat-Einzelbäume, -Baumgruppen und -Kleinflächen, die in ihrer Eigenschaft mit denen des Märchenwaldes vergleichbar sind. Bei dem Rundweg können Besucher künftig die Bedeutung solcher Bäume erkennen und schätzen lernen und sich für deren Erhalt auch außerhalb des Märchenwaldes einsetzen.

Außerdem sollen Videos, Audioaufnahmen und Fotos von den Forschungsarbeiten die Website und den virtuellen Rundgang lebendig und die Forschungen und Entdeckung der Arten anschaulicher machen. Der Diplombiologe Philipp Küchler, gleichzeitig Web-Design-Fachmann, wird diese Projekt erarbeiten. Das zweite Teil-Projekt befasst sich mit den Wald-Pilzen.

Ob der Wald ohne Pilze leben könnte, lässt sich schwer beantworten. Pilze spielen aber im Wald eine sehr wichtige Rolle, beispielsweise bei der Humusbildung und bei der Nährstoffaufnahme für Bäume und Kräuter. Holz, Laub, Zweige, andere Bodenpflanzen und Tier-Reste, alles wird von Pilzen letztendlich zersetzt und in Nährstoffe umgewandelt. Im Boden helfen die Pilzhyphen (Wurzelgeflechte) die Humusbildung zu fördern.

Über zwei Drittel aller einheimischen Pilzarten wachsen im Wald. Das Baumalter, standörtliche Gegebenheiten (Bodenfeuchte, Bodentemperaturen, Bodenfruchtbarkeit oder Bodensäure) sowie die forstwirtschaftlichen Nutzungsformen beeinflussen das Vorkommen von Pilzen.

Viele Pilze wachsen nur in kleinsten Mikrohabitaten. Niederschläge während der Wuchsphase sind eine wichtige Voraussetzung für das Erscheinen der Pilzfruchtkörper. Rund 1.600 einheimische Pilzarten leben mit Waldbäumen in einer Symbiose - einer Lebensgemeinschaft von der beide profitieren.

Hartwig Ehlert ist Pilzfachmann, und auf die Ergebnisse seiner Pilzerfassung kann man gespannt sein. Das dritte Teilprojekt ist eine vergleichenden Käferuntersuchung außerhalb des Märchenwaldes-Einbeck 2018. Die verschiedenen Untersuchungen in den letzten Jahren im Märchenwald Einbeck haben das ökologische Verständnis über alte Waldstandorte im Norden Deutschlands wesentlich erweitert.

Mit zunehmendem Erforschungsgrad offenbart sich das Pflanzen- und Tier-Inventar des Waldes. Der Märchenwald liefert Anschauungsmaterial über den Artenreichtum und zugleich über die Wohlfahrtsleistungen für die Bevölkerung. Deshalb waren alle bisherigen Untersuchungen im Märchenwald so wichtig.

Zwei Zahlen stellvertretend: über 500 Käferarten, fast 350 Schmetterlingsarten (auf einer Waldfläche von nicht einmal 25 Hektar) wurden bisher nachgewiesen. Wenn nun alle Waldflächen bis zu etwa einem Kilometer vom jeweiligen Außenrand des Märchenwaldes entfernt untersucht werden, liegen bis Ende des Jahres genug vergleichende Daten vor. Aus den Daten der Nachbarbestände in Vernetzung mit dem Märchenwald werden wichtige Ergebnisse erwartet.

Zum Beispiel ist die verstärkte Auswahl von Habitatbäumen und–gruppen und die Förderung von liegendem und stehendem Totholz von großer Bedeutung. Die vergleichenden Käferzahlen außerhalb des Märchenwaldes wird der Diplombiologe Dr. Reiner Theunert nahe bringen.

Außer Melanie Stöhr, Claudia Voigt, Silke Boysen und Nina Fischer waren die beiden Diplombiologen Dr. Reiner Theunert und Philipp Küchler sowie Waldökologe Henning Städtler bei dem Waldtermin mit dabei. Die Vertreterinnen von der Umweltstiftung-Greenpeace waren begeistert vom Märchenwald und sind mit den bisherigen Ergebnissen zufrieden nach Hause gefahren.hst